06.06.19 – Textile Netzwerke — read English version

ZIM im Zoom

Innovationen aus dem Textilbereich haben Hochkonjunktur. Das wird in der Förderstatistik des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) sichtbar.

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Motorsägen-Schutz durch einen neuen Schnittschutzschuh aus Textil © Oertel

 
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Ein Pflege-Shirt mit mikroelektronischem Innenleben erfasst Vitalparameter und zeigt diese auf einer App an. © Oertel

 
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Aber auch der jährlich stattfindende Innovationstag Mittelstand in Berlin stellt dies unter Beweis.

Dieses Zukunftsfestival auf grüner Wiese in Berlin-Pankow mit Gastland Österreich (ausländische Mittelständler können sich im Mutterland ihre Entwicklungszusammenarbeit mit deutschen Firmen und Einrichtungen fördern lassen) zeigt zweierlei: Der Run auf diese attraktive Co-Finanzierung für kleine und mittlere Unternehmen ab Startup-Größe ist auch zehn Jahre nach Programmstart ungebrochen hoch. Zudem – das wird auch bei Textilentwicklungen sichtbar – geht kaum noch was ohne den wissenschaftlichem Input von Universitäten und industrienahen Forschungseinrichtungen. Zwei Beispiele dafür:

Textilbasierter Schnittschutz-Schuh

Die Foot-Safe genannte Innovation der Reck & Sohn Schuhfabrik aus Hohentengen ist eine von 800 ZIM-Projekten aus dem Textilbereich, die in den vergangenen zehn Jahren gefördert wurden. Zusammen mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und Industriepartnern gelang es, mit Blick auf Anwendern in grünen Berufen, vor allem aus textilen Materialien einen schnittfesten Sicherheitsschuh mit Durchtritts-, Zehen- und Schnittschutz zu entwickeln. Ein Paar wiegt nur 1,5 kg im Gegensatz zu den Schnittschutz-Ledermodellen, die es auf 5 kg bringen.

Waschbares Mikroelektroniksystem

Eine Schaufensterpuppe in grünem Dress und mit Ipad in der Hand verweist auf eine Innovation mit Hochtechnologiecharakter: EmPower – eine textilbasiertes waschbares Mikroelektroniksystem für das Monitoring Pflegebedürftiger. Das prototypische T-Shirt mit körpernaher Sensorik und einer Datenausgabe mittels App kann Lageveränderung, Puls, Atemfrequenz sowie die Temperatur und die Feuchte der Haut erfassen und entsprechend an die Pflegezentrale signalisieren. Beim Projekt dabei: Neben der Elektronikfirma Freyer & Siegel aus Hennigsdorf und dem späteren Hersteller Biehler – die Charité und das Sächsischen Textilforschungsinstitut Chemnitz.

Branchenoffene Technologieförderung

Das 2008 gestartete ZIM-Programm ist mittlerweile für Zehntausende Mittelständler ein Türöffner für Forschung und Entwicklung, nicht selten mit wissenschaftlichen Einrichtungen als Partner. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie stellt dafür jährlich weit über 500 Mio. Euro als Zuschuss zur Verfügung. Damit können jeweils rund 3.000 neue Projekte angeschoben werden – auch mit ausländischen Partnern über die EU hinaus (Kanada, Südkorea, Taiwan, Vietnam). ZIM-Mittel gibt es für einzelbetriebliche und Kooperationsprojekte sowie für Team-Entwicklungen in Netzwerken.

Natürlich kann auch im Alleingang entwickelt werden, wie die in Mühlhausen ansässige Strickmanufaktur für Strickmode und funktionale Gestricke Peterseim zeigt. Das nach der Wende gegründete Unternehmen will neuartige gestricke Wärme-Kälteschutzbekleidung mit niedrigem Flächengewicht und angenehmem Tragekomfort auf den Markt bringen. Dafür wird eine neue Silikat-Aerogel-Faser in Vliesform eingesetzt. Kern der Innovation, so Geschäftsführer André Niemann, sei die dafür benötigte Integrationstechnologie für das Vlies in eine elastische 3D-Strickkonstruktion gewesen.