16.03.20 – Studie zu sexueller Belästigung von Näherinnen in Textilfabriken

Bangladesch muss endlich handeln

Gewalt und Belästigung gehören für viele Frauen in Bangladesch leider zu ihrem Alltag. Das reicht bis hin zu Vergewaltigung am Arbeitsplatz.

Protest-von.jpg

Protest von Arbeiterorganisation gegen sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz am 7. Februar 2020 in Dhaka. © Taslima Akter

 

Gesetzgebung ist nötig, um Frauen (am Arbeitsplatz) zu schützen

Eine am 8. März – dem internationalen Frauentag – veröffentlichte Studie verdeutlicht das Ausmaß von Belästigung und Gewalt in der Textilindustrie in Bangladesch, der wichtigsten Branche des Landes. Der Bericht der Frauenrechtsorganisation Femnet und ihres bangladeschischen Partners Bangladesh Center for Workers Solidarity (BCWS) zeigt, dass rund 75 Prozent der über 600 befragten Arbeiterinnen regelmäßig Opfer von sexueller Belästigung in den Fabriken werden. Femnet und ihre Partnerorganisationen fordern die sofortige Ratifizierung und wirksame Umsetzung internationaler Übereinkommen zum Schutz der Frauen in globalen Lieferketten.

Kalpona Akter, Direktorin des BCWS:

„Die Frauen in Bangladesch sprechen nicht über Gewalt und Belästigung, das sind Tabuthemen. Daher gibt es sehr viele undokumentierte Fälle von gewalttätigen Übergriffen – auch am Arbeitsplatz. Beschimpfungen und sexuelle Anzüglichkeiten sind in den Fabriken derart an der Tagesordnung, dass oft weder Arbeiterinnen noch Management dies überhaupt als Problem wahrnehmen.“

Staaten und Unternehmen schöpfen ihre Handlungsmöglichkeiten nicht aus, um Frauen vor Übergriffen zu schützen.

Gewalt und Belästigung treten auch im Rahmen von Sozialaudits und anderen Standardinstrumenten für Fabrikinspektionen meist nicht zutage.

Ohne Problembewusstsein seitens des Fabrikmanagements fehlen auch geeignete Gegenmaßnahmen. Der Bericht identifiziert drei weitere Hauptursachen für Gewalt und Belästigung in Bekleidungsfabriken:

- Die Einkaufspraktiken internationaler Markenunternehmen, die einen hohen Produktionsdruck erzeugen und damit oft zu gewalttätigem Verhalten gegenüber Frauen führen

- Mangelnde Beschwerdemechanismen innerhalb der Fabriken

- Mangelnde Gesetzgebung zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt.

Dr. Gisela Burckhardt, Vorsitzende von Femnet:

„Die Unternehmen müssen Gewalt und Belästigung in ihren Fabriken proaktiv angehen, anstatt sie zu verstecken. Fabriken wie auch einkaufende Modemarken müssen eine Policy haben, die Gewalt und Belästigung klar verurteilt, Opfer schützt und diese ermutigt, Fälle zu melden.“

Die Autoren und Autorinnen der Studie fordern die Regierungen Bangladeschs und Deutschlands dazu auf, internationale Standards zu ratifizieren und umzusetzen, um Frauen vor Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz zu schützen – etwa das im Juni 2019 verabschiedete ILO-Übereinkommen 190.

Weitere Artikel zu: