13.11.18 – USA — read English version

Billiam Jeans

Tag ein, Tag aus machen sich Denim-Liebhaber auf den Weg zu einem kleinen Geschäft in einem unscheinbaren Shopping-Center in Greenville, South Carolina.

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„Billiam Jeans begann 2009 mit einer Nähmaschine von Goodwill und Stunden an YouTube-Tutorials daheim in meinem Keller in Greenville, South Carolina". Bill Mitchell © Levi Monday Photography

 
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„Wir wollen, dass Leute sehen, wie Jeans gemacht werden“, so erklärt Mitchell das 2-in-1-Konzept des Herstellungs-/Verkaufsraums © Levi Monday Photography

 

Dort werden ihre Maße genommen, sie kommen zur Anprobe, oder sie warten mit Freude darauf, ihre fertigen maßgeschneiderten Jeans entgegenzunehmen.

 So sieht ein typischer Tag bei Billiam Jeans, das von Entrepreneur Bill Mitchell (29) ins Leben gerufen wurde, aus. Das Geschäft ist gleichzeitig auch der Fertigungsraum, in dem Mitchell und sein einziger Mitarbeiter Qualitäts-Jeans herstellen. Ein Paar pro Stunde schaffen sie, aber es kann mit 38 Minuten auch schneller gehen.

„Wir wollen, dass Leute sehen, wie Jeans gemacht werden“

 „Wir wollen, dass Leute sehen, wie Jeans gemacht werden“, so erklärt Mitchell das 2-in-1-Konzept des Herstellungs-/Verkaufsraums. „Wenn man 250$ für ein Paar Jeans ausgibt, dann will man auch wissen, was man dafür bekommt. Das ist unser Hintergedanke. Also zeigen wir unseren Kunden, wie viele verschiedene Maschinen – nämlich 15 – es braucht, um ein Paar Jeans herzustellen. Dabei sind alle unterschiedlich, manche sind brandneu und haben alle möglichen Tricks auf Lager und andere wiederum sind Antiquariate aus den 1940ern.“

 Neben dem Direktverkauf im Shop vertreibt Mitchell seine Billiam Jeans auch online und über den Großhandel in Boutiquen, vor allem in den südöstlichen Bundesstaaten. Billiam erobert aber auch den internationalen Markt mit acht Vertriebspartnern im Vereinigten Königreich und weiteren in Südkorea und Japan.

Mut zum Risiko

 Den Denim-Stoff hat Mitchell bis Ende Dezember 2017 von Cone Mills in Greensboro bezogen. Die International Textile Group, zu der Cone gehört, hat die Herstellung dort mit Jahresende eingestellt. Als Mitchell von der Schließung erfuhr, hat er sofort so viel Inventar wie möglich aufgekauft, um seine Produktionskette zu sichern.

 „Ich habe jeden Penny zusammengekratzt und so viel Denim-Stoff gekauft, wie ich nur konnte“, erzählt Mitchell. „Wir mussten Vorrat anschaffen. Nun haben wir mit einem komplett vollen Lager genug Material für die nächsten drei bis vier Jahre.“

 Mitchell bedauert die Schließung von Cone Mills, die nicht nur Knappheit für Nischenhersteller von Jeans-Produkten bedeutet, sondern es der nächsten Generation an Jungunternehmern schwer macht, Jeans-Unternehmen aufzubauen. In der Zwischenzeit plant Mitchell, in den T-Shirt- und Sweatshirt-Markt einzusteigen.

 Ohne genaue Angaben machen zu wollen, schätzt Mitchell die wöchentliche Produktion auf 50 bis 150 Jeans, wobei das Geschäft jährlich konstant um etwa 30 % wächst. Im Sommer stockt Mitchell seine Produktionsfähigkeit mit Ferienpraktikanten auf, er überlegt aber auch das Team bald um zwei Vollzeitmitarbeiter zu erweitern.

300 verschiedene Stoffe

 Mitchell bietet 300 verschiedene Stoffe an, wobei 70 % davon unter Indigo fallen. Es stehen aber auch Denim-Stoffe in schwarz, grau, weiß, braun und grün zur Auswahl.

 Die Geschichte von Billiam begann als Mitchell während seiner Studienzeit die Kleidung eines Freundes bewunderte, die ihm wie angegossen passte. Mitchell wollte wissen, wo er die Sachen kaufen kann, doch sein Freund antwortete, dass er sie selbst daheim mit einer Nähmaschine ändert.

 „Das hat mein Interesse geweckt und ich habe beschlossen das auch zu probieren“, erinnert sich Mitchell. Mit Hilfe eines Schnittmusters hat er sein erstes Paar Jeans gefertigt und auch getragen. Innerhalb eines Jahres hatte er eine Warteliste von 400 Leuten, die alle seine maßgeschneiderten Jeans wollten. Billiam Jeans war geboren!

John McCurry