24.03.20 – Femnet bittet um Solidarität mit den Näherinnen
Corona-Pandemie: Ein Appell an die Branche
Global greift das Corona-Virus um sich. Was heißt das für globale Lieferketten und die globale Verantwortung für ungeschützte Mitmenschen?
Lieferketten brechen zusammen
Nicht nur der Handel in Deutschland ist von Corona betroffen, es drohen überall Insolvenzen, die Corona-Pandemie trifft auch die Produzenten unserer Kleidung und dort vor allem die Näherinnen. Mit dem Corona-Virus zeigt sich, dass Lieferketten schnell zusammenbrechen können: Wenn in China nicht mehr die Reißverschlüsse und Knöpfe oder Stoffe hergestellt werden, stehen die Fabriken in Bangladesch still.
Gisela Burckhardt Vorstandsvorsitzende von Femnet e.V.:
„Aus unserem Netzwerk erfahren wir von drohenden Fabrikschließungen in Myanmar, Kambodscha, Indonesien, Sri Lanka und Bangladesch, weil Aufträge ausbleiben, reduziert werden oder Vorprodukte fehlen. Aus Bangladesch wird berichtet, dass in rund 100 Fabriken Aufträge storniert wurden.“
Kalpona Akter, Leiterin der Partnerorganisation Bangladesh Centre for Workers Solidarity (BCWS) in Bangladesch, schreibt:
„Unternehmen haben Aufträge storniert, die Arbeiterinnen fürchten um ihre Jobs und haben Angst angesteckt zu werden. Sie leben von der Hand in den Mund, viele sind verschuldet, wie können sie ohne Löhne überleben? Wenn Arbeiterinnen entlassen werden, sollten ausländische Unternehmen ihre Zahlungen schnell tätigen, damit die Arbeiterinnen zumindest ihre ihnen gesetzlich zustehende Abfindung erhalten.“
Pandemie bedroht Arbeiterinnen
In Bangladesch leben die Menschen miteinander auf engem Raum, ein Virus verbreitet sich dort besonders schnell. Krankenhäuser sind nicht vorbereitet, Schutzkleidung, Masken und Tests fehlen. Viele Frauen leiden unter Blutarmut und sind unterernährt, da der Lohn nicht zum Leben ausreicht. In Tiruppur, Indien, sind die Schulen bereits geschlossen, bisher aber nicht die Fabriken. Das bedeutet, dass Kinder auf der Straße oder allein zu Hause sind, da eine Betreuung fehlt.
Markenunternehmen stornieren bereits jetzt Bestellungen oder erteilen keine neuen Bestellungen in der Erwartung einer bevorstehenden Rezession und rückläufiger Umsätze.
Solidarität ist nötig
In dieser Zeit ist Solidarität ganz besonders nötig. Femnet richtet deshalb einen dringenden Appell an die Unternehmen der Bekleidungsbranche Vergeben Sie langfristige Aufträge, um Schließung von Fabriken und Entlassung von Arbeiter und Arbeiterinnen zu verhindern – gerade in dieser Zeit ist Planungssicherheit besonders nötig.
Zum Live-Blog mit allen Informationen zur aktuellen Situation der Arbeiter und Arbeiterinnen in den textilen Wertschöpfungsketten während der Corona-Pandemie der Clean Clothes Campaign geht es HIER
Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von Femnet e.V.