12.06.23 – Modemacher und KI

Die Mode von morgen

In seinem Gastbeitrag zeigt Simon Graff auf, wie technikaffine Modemacher bereits heute großen Nutzen aus KI ziehen:

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Das Modell „Poseidons Persistence“. © Midjourney/Simon Graff

 
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Das Design „Sakura Symphony“ in Szene gesetzt vor Kirschblüten. © Midjourney/Simon Graff.

 

“KI-Anwendungen wie ChatGPT, Midjourney oder Bard erreichen immer mehr Aspekte des täglichen Lebens. Stück für Stück entdecken auch Künstler:innen und Designer:innen die Tools für sich. Traditionelle Hersteller:innen wie Levis nutzen Technologien zurzeit lediglich als Werbegags. Für kleinere Labels bietet künstliche Intelligenz wiederum eine Geld und Ressourcen sparende Lösung um in die Modewelt einzutauchen. Viele der nutzerfreundlichen Anwendungen fungieren als Sprungbrett für eigene Ideen. Im kreativen Sparring mit den KIs agiert die Fantasie ohne physikalische Grenzen und so erlaubt Stücke, die auf realen Laufstegen niemals funktionieren würden.

 KI hilft Künstler:in

 Für Forschende steht fest: Von der Idee bis zur Auslieferung, die Modeindustrie kann vom Einsatz künstlicher Intelligenzen profitieren. Besonders im Hinblick auf vorgelagerte Prozesse – bevor ein:e Designer:in den Stift ansetzt, fließt viel Zeit und Muße in die Analyse bisheriger Trends. Genau hier nimmt KI Arbeitsschritte ab, denn Sammeln und Ordnen von Daten gehört zu ihren Haupttalenten. Ein einfacher Zugang zu Sozialen Medien wie Instagram oder TikTok liefert genügend Informationen, um eine Vorhersage zu den Entwicklungen im folgenden Jahr zu treffen. Anhand von Häufigkeit der Posts und Likes errechnen Programme, welche Schnitte, Muster und Farben an Beliebtheit gewinnen und welche Kombinationen auf dem absteigenden Ast sind. Solche Analysen liefern beispielsweise den Student:innen der Hochschule Trier schon heute Inspiration für neue Kollektionen.[1] Bei der rasanten Entwicklung dieser neuen Technologie, sehen Expert:innen in naher Zukunft weitere Einsatzmöglichkeiten: Anstatt den ersten Entwurf in ein haptisches Kleidungsstück umzusetzen, verfüttern Kreative ihre Skizzen an den Computer. Dieser generiert mit den Informationen ein 3D-Modell anhand dessen Schneider:innen Gewicht des Materials, Ausmessung und Passform vor der Umsetzung testen. So optimieren sie ihr Zeitmanagement und schonen zudem Ressourcen.

 Mensch und KI gemeinsam

 Ein gegenwärtiger Ansatz im Zusammenspiel KI und Mode ergibt sich im Feld der digitalen Assets. Für Videospiele, Online-Plattformen und AR-Filter kreieren Motivierte bereits heute ganze Modelinien mit Chatbots und generativen Bildtools. Ich erschuf meine eigene DNSYS-Linie beispielsweise mithilfe solcher Tools. Der grobe Umriss einer Idee, wie eine von griechischen Göttern inspirierte Techwear, gibt der KI einen Anstoß. Im kreativen Sparring zwischen Mensch und Maschine steuert Mensch in welchen Bahnen sie bleiben muss, um konsistente Looks zu erhalten. Mit den gemeinsam erarbeiteten Beschreibungen der neuen Kollektion füttern Kreierende dann generative Bildgeneratoren wie Midjourney. Das Tool bietet mehrere Regler fürs Fine Tuning und wirft gleich mehrere Vorschläge zum Design aus. Gefallen die erstellten Kunstwerke, hilft ChatGPT noch dazu bei Beschreibungen für den Online-Shop, Texte für Instagram und weiteren Werbematerialien.

 Egal ob haptische oder digital: Die Modebranche ist im Wandel und KI spielt eine große Rolle. Um Innovationen voranzubringen, heißt es ausprobieren und erste Skepsis hinten an zu stellen.“

 

[1] https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/ki-und-mode-wie-die-kuenstliche-intelligenz-das-kleiderdesignen-beeinflusst-100.html

 

Über den Autor:

 Simon Graff ist Experte für Metaverse und Extended Realities. Mit seinem Know-how rund um Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) oder Mixed Reality (MR) setzt er als strategischer Berater an der Schnittstelle von Technologien, Trends und relevanten Anwendungsfällen an und begleitet Unternehmen beim Auf- und Ausbau digitaler Wertschöpfungsstrategien. Seit 2014 arbeitete Graff in verschiedenen Positionen als Creative Technologist, Head of Immersive Media oder Director Innovation, ehe er 2021 die strategische Metaverse-Beratungsagentur For Real?! gründete. Seit 2014 gibt er sein Wissen und seine Leidenschaft für innovative Technologien auf der Bühne und in Workshops sowie in direkten Hands-on-Beratungen wieder — als Speaker, in Beiräten, aber auch als Mentor verschiedener Programme. Seit 2019 ist er zudem Vorsitzender des Hamburger XR-Vereins next-Reality e.V.

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