Paris, New-York und Mailand gelten als die internationalen Hotspots der Modeszene. Was jedoch die Produktion von Premiumhosen für Männer angeht, spielt die Musik ab sofort in der deutschen Provinz: Die HILTL-Hosen-Manufaktur GmbH eröffnete Mitte September das nach eigenen Angaben „innovativste und wirtschaftlich effizienteste Schneideratelier Europas“.

Lockdownphasen ermöglichten Neubeginn

„Wir haben die Corona-Zeit genutzt, um HILTL für die Zukunft zu rüsten“, sagt HILTL-Geschäftsführer Gerhard Kränzle. Ziel sei es gewesen, eine wettbewerbsfähige Produktion von Premiumhosen „Made in Germany“ sicherzustellen. Um die relativ hohen Lohnkosten in Deutschland zu kompensieren, wurde daher die Fertigung auf höchstmögliche Perfektion und Effizienz getrimmt. „Langfristig können wir so einen Großteil der HILTL-Hosen aus deutscher Produktion an unsere weltweiten Kunden ausliefern“, so Kränzle.

Im neuen Atelier verbinden sich höchste Schneiderkunst und Hightech zu sartorialem Hightech. Anders gesagt: Die klassischen Merkmale einer maßgeschneiderten Hose – perfekter Sitz, höchste Stoff- und Verarbeitungsqualität – werden dank modernster Maschinentechnik auf Serienfertigung in Schneiderqualität übertragen. Der Hightech-Parcours des Ateliers ist dabei höchst flexibel und raumsparend. Insgesamt vier Modelle – Chino, Wolle, Denim sowie Functional Hightech-Pants – können in einer einzigen Produktionslinie gefertigt werden.

Innovation mit italienischem Know-how

Insgesamt drei Partnerfirmen aus Italien und Deutschland haben die dafür benötigten Spezial-Maschinen exklusiv für- und mit HILTL-Mitarbeiter entwickelt und gebaut. Die Investitionssumme ins Headquarter und in den Maschinenpark betrug 3,1 Mio. Euro. Die gesamte Entwicklungszeit für den intelligent vernetzten Nähmaschinen-Parcours dauerte fast ein Jahr.

Zur Neuausstattung zählen beispielsweise Taschenautomaten zur effizienten Vorbereitung der HILTL-Hosen, Paspelautomaten, Bonding-Maschinen (ultrasonic) zur „stitch free“-Fertigung sowie eine innovative Bügelmaschine und Topper. Möglich ist auch eine Formbundaufnahme durch geteilte oder durchgehende Fertigung.

Alle Maschinen sind online miteinander vernetzt. Ihre „Anweisungen“ erhalten sie direkt per Computer von den Schnittmachern und Produktentwicklern. Dank der Teilautomatisierung können Arbeitsabläufe jederzeit angepasst werden. Gerhard Kränzle: „Aktuell befindet sich das Atelier noch im Probelauf. Von anfänglich 50 Hosen pro Tag zu Beginn soll die Produktion in einem Jahr auf 500 Hosen am Tag hochgefahren werden.“

Gerhard Kränzle, seit dem 1. Januar 2020 als alleiniger Geschäftsführer an Bord, wollte mit der „Rückkehr zu den Wurzeln“ vor allem die verlässliche Belieferung und gezielte Nachversorgung der Verkaufsflächen sicherstellen.

Schöne Nebeneffekte

Durch die Rückkehr an den Stammsitz produziert HILTL ab sofort nachhaltiger. Neben der ressourcenschonenden Fertigung trägt vor allem der Wegfall langer Transportwege zu einer positiven Umweltbilanz bei. Darüber hinaus sichert die Kontrolle über alle Produktionsschritte vor Ort die gleichbleibend hohe Produktqualität der HILTL-Kollektionen. „Wir sind Vorreiter einer allgemein als notwendig erkannten Re-Globalisierung. So machen wir uns unabhängig von fragilen Lieferketten.“

Nicht zuletzt beflügelt das Hightech-Atelier die Kreativität des Designteams. Innovative Entwürfe lassen sich hier zeitnah umsetzen, Experimente mit neuen Designs in komplexen Stoffen und Mikrostrukturen seien „ausdrücklich erwünscht“, so Gerhard Kränzle. „Auch in Zukunft machen intelligente und handwerklich anspruchsvolle Details wie die Smartphone-Tasche gerade bei anspruchsvollen Kunden den Unterschied.“