26.01.16 – Trends zum Sommer 2017 — read English version

Emotionsgeladen

Der Ruf nach neuen Perspektiven für die Mode wird lauter. Tradierte Prägungen gehen verloren. Unsicherheiten fordern Industrie und Modedesign gleichermaßen. Die Trends zum Sommer 2017 künden von urbaner Utility Wear, Romantik, kulturellem Sampling und viel Spaß.

Zierteile gewinnen nicht nur bei der Kahage-Butonia Group enorm an Bedeutung

Zierteile gewinnen nicht nur bei der Kahage-Butonia Group enorm an Bedeutung

 
Bodo Jagdbergüberträgt verwaschene und pastellige Looks auf Knöpfe und Zierteile

Bodo Jagdbergüberträgt verwaschene und pastellige Looks auf Knöpfe und Zierteile

 
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Die deutsche Textil- und Bekleidungsbranche könnte das Jahr 2015 mit einem Umsatzplus von 1,5 abschließen. Zumindest der Verband Textil + Mode hält weiterhin an dieser Prognose fest und formuliert im Konjunkturbericht vom November 2015: „Die Branche ist noch auf Wachstumskurs“. Die Entwicklungen im Textil- und Bekleidungssektor verlaufen jedoch weiterhin unterschiedlich. Während der Textilbereich steigende Umsätze verbuchen kann (Aufgelaufenes Plus bis September: 2,7%), muss der Bekleidungsbereich nach einem sehr schwachen September ein aufgelaufenes Minus von 1,0 % verkraften.

Stichwort Russlandgeschäft. Die Textilexporte verzeichneten dagegen bis September ein aufgelaufenes Plus von 2,2%. Für den Bielefelder Zutatenspezialisten Union Knopf stellt der geschäftsführende Gesellschafter Martin Dolleschel fest: „Wir verzeichnen eine Verstärkung unserer Umsätze in Italien. (…) Großbritannien und Skandinavien entwickeln sich zunehmend.“ Rückblickend auf die Auftragseingänge zur Order Herbst/Winter 2016/2017 meldet der deutsche Verschlussspezialist Knopf & Knopf in Schemmerhofen: „Mit dem Auftragseingang (…) sind wir rundum zufrieden.“

Passend zur Modesaison Frühjahr/Sommer 2017 schrieb das niederländische Forecast-Magazin Textil View zur Stimmung: „Wir suchen etwas, das dauerhafter ist als nur saisonal“. „Trage deine Überzeugung“ (Wear your beliefs) lautet die Überschrift zu den Stofftrends. Auch die Trendberaterin Anne Marie Commandeur titelte jüngst ihren Vortrag beim Think Tank der privaten Hochschule AMD Akademie Mode & Design in Düsseldorf (D) „Design mit einer Mission (Design with a mission)“. Die Diskussionen rund um das Modedesign laufen auf Hochtouren.

„Ageless“ steht nun über der nächsten Munich Fabric Start (02. bis 04.02.2015) in München. Für Kreativdirektor Jo Baumgartner muss sich die Bekleidungsindustrie auch angesichts des demografischen Wandels drängenden Fragen stellen. Was passiert, wenn 13-jährige das Gleiche tragen wie 60-jährige? Wie müssen dann die Kollektionen aussehen? Peuà peu verabschiedet sich die Gesellschaft von überlieferten Distinktionen zu Alter und Geschlecht. Neben dem Aspekt des Ewig-jung-Bleibens stellt Baumgartner drei Schlagwörter ins Zentrum der neuen Modesaison: Wertigkeit, Zeitlosigkeit und viel Emotion.

Meditation trifft auf Technik und Funktion. Spirituell wirken schlichte Unisex-Roben und Gewänder, urban und alterslos dagegen Looks zwischen Home- und Sportswear. Leichtigkeit und ein subtiler Hightech-Anspruch sind omnipräsent. Die Munich Fabric Start greift dies in ihrem Thema „Robotic Instinct“ auf. Zarte durchscheinende Stoffe zeigen Techno-Appeal und transportieren ebenso wie geschlitzte Teile Nacktheit und Sexyness. Daneben regieren Zeitlosigkeit und Wertigkeit. Drucke sind monochrom, großflächig oder extrem kleinteilig. Formen und Strukturen minimalistisch.

Denim ist dark und clean. Weiße Knöpfe mit Porzellananmutung (Knopf & Knopf) fügen sich nahtlos in die helle, kalkige Farbwelt ein. Fein geprägte Metallknöpfe imitieren Oberstoff. Sanft schimmern Moirés und Changeants. Wichtig bleiben Matt/Glanz-Kontraste, spiegelnde Oberflächen und transparente Lackierungen. Hochglänzende Polituren finden sich in den Kollektionen neben natürlichen und matten Optiken mit Holz- und Steinanmutung (Union Knopf). Patinierte, colorierte und gebürstete Metalle und Metalloptiken prägen die Saison. Auffallend sind filigrane, metallische Verschlüsse, feine Metallketten zum Aufkleben (Bodo Jagdberg (D)) oder gelaserte Zierplaketten.

Logo-Plaketten aus Zinkdruckguss mit Cut-out-Effekt zeigt YKK Stocko Fasteners. Sogar Schriftzüge mit Sollbruchstellen können problemlos aufgebracht werden. Grafische Bindungen, Perforationen, Gitter- und Wabenbilder prägen eine ruhige Geradlinigkeit, die auch die Typografie von Etiketten beeinflusst. Nicht nur Punkt-, Karo- und Waffelstrukturen tauchen auf, sondern wie bei EE Labelpack (NL) ein insgesamt reduziertes Grafikdesign, das sich manchmal nur ein orangefarbenes Rechteck erlaubt, um helle unilastige Designs zu akzentuieren. „Ein großes Thema“ bleiben Zutaten aus dem Sportbereich, zum Beispiel Ösen für Tunnelzüge wie bei YKK Stocko Fasteners. Viel Weiß ist unterwegs, daneben Beige, Hellgrau und Hellblau. Akzente setzen Graublau, -braun und Rosenquarz. Gold und Silber.

Hier treffen sich Großstadtfarmer, Blumen- und Naturliebhaber als Brüder und Schwestern im Geiste, vereint in ihren Träumen nach einer friedlichen Welt. Ein Hauch von Romantik, 70er-Jahre-Flair, der Charme des Handwerks und der Manufakturen umwehen die Stoffe und Zutaten. Tonige Jacquards treffen auf Ziernähte oder Stickereien aus dickeren Garnen, zum Beispiel aus Wolle oder Baumwolle beim deutschen Spezialisten für Effektgarne Gunold. Feine Plissierungen und zarte Spitzen verbreiten Romantik-Flair angelehnt an das viktorianische Zeitalter. Abenteuerlich wird es mit abstrakten Drucken von Landschaften oder Krater aus der Vogelperspektive. Daneben beleben zarte florale Dessins die Buntgewebe und Drucke.

Dazu passen Verschlusslösungen aus natürlich anmutenden und recycelten Materialien, aus Holz, Kork und Bein. Auch die Kahage-Butonia Group zeigt jetzt Knöpfe aus recycelter Baumwolle. Die Oberflächen der Zutaten sind strukturiert, unfertig und erodiert, oft in verwaschenen, gebleichten und hellen Pastellen (Bodo Jagdberg). Leichtes Nappa-Imitat gilt als „Saison-Tipp“, auch weil es sich gut lasern lässt. Stenger by Bodo Jagdberg hat dazu u.a. verspielte Zieranhänger für Hosen aus Veloursleder im Programm, folgt aber auch dem Luxusgedanken mit golddurchwirkten gestrickten Bändern und filigranen Stäbchenanhängern an Goldketten. Die Farbigkeit folgt dem Thema „Solar Venture“ der Munich Fabric Start: Naturtöne, graustichiges Beige, helles Kupfer, Hauttöne, Röttöne von gelb- bis blaustichig. Hinzu kommen Metalltöne wie Golden Olive, Icegold, Vintage Kupfer.

Hier gibt es Spaß und Entertainment in einer Dauersschleife aus Raggae-Partys, städtischen Festivals und Internet-Trips. Alles ist leicht, freiheitsliebend, sommerlich, auch mal technisch überhöht. Naive, fast comicartige Druckmotive treffen auf Glitzergarne, Fransenbänder, Batik- und Tie-Dye-Denim. Druckmotive sind extrem vergrößert, geschichtet, verschachtelt oder digital überhöht. Blockstreifen verlaufen diagonal. Trendthemen wie „Digital Pop“ (Bodo Jagdberg) oder „Electric Motion“ (Knopf & Knopf) weisen den Weg. Pop-Art-Prints und New-Wave-Einflüsse entladen in changierenden Chromlacken und metallisierten Finishings.

Etiketten sind von der Malerei und Kunst inspiriert, akzentuieren bedruckte Canvasetiketten zusätzlich mit einem Holzknopf (Paul Miller by EE Labelpack). Individualität ist das Schlüsselwort. Sogar Garne gibt es im Selfdesign, zum Beispiel bei Gunold. Bastähnliche Stoffe, sind hier ebenso goldrichtig wie Reinleinen oder fransige Fil Coupés. Für heiße Bikinioberteile bieten sich Spaghetti-Bänder mit verschiedenen Schmuckteilen wie beim deutschen Anbieter Topp Textil, der zudem sommerliche Rüschenbänder aus Satin oder Chiffon in intensiven Farben wie warmen Rot-, Gelb-, Blau und Grüntönen zeigt. Zu gebleachten Denims passen Knöpfe, Nieten und Zierteile aus leichter Vintage-Metalloptik mit Hammerschlagoptik (YKK Stocko Fasteners), für die HAKA gerne in Schwarz, in matten Lackierungen, Gunmetal und Altkupfer.

[Regine Hövelmann]

[ www.butonia-group.eu]

[ www.jagdberg.de]

[ www.eelabels.com]

[ www.gunold.de]

[ www.unionknopf.com]

[ www.stocko-ykk.de]