04.01.17 – Karl Mayer — read English version

Obsessiv Latex

Sara Linke zeigt mit ihrer Master-Kollektion einen neuen Ausdruck von Eleganz und erhält dafür den BIC-FWF-Förderpreis.

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Die Master-Kollektion von Sara Linke zeigt sich als neuer Ausdruck von Eleganz (Photos: Christian Spiegler)

 
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Die Designerin Sara Linke fertigte als Masterarbeit aus Latex und Spitze eine extravagante Event-Kollektion (Photos: Christian Spiegler)

 
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Ein bizarrer Trend oder doch eher glänzender Luxus?

Vivienne Westwood, Jean Paul Gaultier, Madonna gehörten in den 1980er-Jahren zu denjenigen, die den Fetisch in der Modewelt endgültig etablierten. Als Gianni Versace 1992 seine Bondage-Kollektion präsentierte, klagten die Fetischisten weltweit, die Kollektion habe den Fetisch in den modischen Mainstream involviert. Diese Entwicklung befördert Sara Linke nun erneut mit ihrer Masterarbeit. Die Absolventin des Studiengangs Gestaltung/Modedesign der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg an der Westsächsischen Hochschule Zwickau nahm Latex zur Hand, kombinierte das Fetisch-Material mit Spitze und fertigte daraus eine extravagante Eventbekleidung. Dafür hat sie nun mit dem BIC-FWF-Förderpreis bereits auch einen ersten Preis erhalten. Bei der Entwicklung der innovativen Verbundflächen hat die Karl Mayer Textilmaschinenfabrik und die latexmanufactur.de die die angehende Designerin unterstützt.

Eine Kollektion, die Latex salonfähig macht

Die Kollektion Obsessiv Latex ist eine Hommage an den weiblichen Körper und spielt mit luxuriösen Materialien: Wollstoffe, Seide und Latex gehen in sieben Outits einen spannungsvollen Bund ein. Zudem entwickelt sich aus der Verbindung von offenen Wirkwaren und Spitzen mit Naturkautschuk ein neues, aufregendes Gestaltungskonzept, das den Trend „Fetish Fashion“ kultiviert. Es entsteht eine Abendgarderobe, die mit ihrer Ästhetik und Anmut Hingabe an Lust, Mode und Weiblichkeit spüren lässt. Die festlichen Outfits verdeutlichen, dass Erotik mit der konventionellen Kleidung verschmolzen ist. Lingerie und Latex gehören längst zum angesagten Dresscode und sind tragbar.

Sara Linke hat klassische Bekleidungsteile und hochwertige Lingerie kombiniert und den Verbund mutig mit Stilelementen der 1920er-Jahre und der Fetisch-Szene aufgepeppt. Das gewagte Experiment ist geglückt. Die aufregende Kollektion betont feminine Reize, spielt subtil mit der Materialästhetik und besticht durch ihren luxuriösen Charakter, der das Ergebnis eines Hauchs von Art déco und des Glamours der 1920er-Jahre ist. Der Materialluxus dieser Zeit – Lack, Leder, Chrom und Gold – spiegelt sich nun im glänzenden Latex wider. Halsbänder und Schnürungen sind als Fetisch-Zitate stilvoll in der Kollektion platziert, beispielsweise durch O-Ring-Applikationen, Stehkragen und Bindegürtel.

Durch ihr Design sind die Kleider, Oberteile und ein Rock aus den extravaganten Materialien tragbar und ausdrucksstark. Die Weitenkontraste in den Silhouetten sorgen für ein spannungsgeladenes Gesamtbild, die trapezförmige Schnittlinienführung signalisiert die Entschlossenheit und Stärke der Trägerin. Finessen wie ein Laser-Cut und die manuell hergestellten Latex-Netzstrukturen runden die Gestaltung ab.