07.04.20 – Heimtex e.V.

Corona-Krise: Statement von Martin Auerbach

Die Weltgesellschaft befindet sich in einer Notlage. textile network wollte wissen: Wie gestaltet sich die Situation in der Heimtextilien-Branche?

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Martin Auerbach gegenüber textile network: „Es wäre sehr zu wünschen, wenn Jens Spahn nicht nur die Rückkehr der Medikamentenproduktion und die damit verbundene Kostensteigerung der Produkte verlangen würde, sondern dies auch für die Textilproduktion in Erwägung ziehen würde, soweit es sich um ebenso neuralgische Produkte handelt.“ © Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie

 

Nach wie vor gibt es stündlich neue Nachrichten, neue Informationen und Verfahrensweisen. Nicht nur wir, sondern auch die Mitgliedsunternehmen entwickeln nach unserer Wahrnehmung zunehmend eine Routine im Umgang mit sich permanent verändernden Rahmenbedingungen.

Auch wenn die Bundesregierung mit Hochdruck an den vielen offenen Baustellen arbeitet, kristallisiert sich einmal mehr heraus, dass die Textilindustrie – die überwiegend mittelständisch organisiert ist – nicht im ersten Fokus der Bemühungen steht. Erschwerend kommt die Blockadehaltung von Arbeitsminister Heil und den Gewerkschaften hinzu, nun flexibel mit tarifvertraglichen Regelungen umzugehen, die einer Reduzierung der Kurzarbeit auf null Stunden entgegenstehen.

Die Liquidität vieler Textilhersteller ist bereits dadurch stark angegriffen, dass Kunden trotz entsprechender Verträge Bestellungen einfach stornieren und Rechnungen nicht bezahlen. Soweit dann noch Lohnkosten bestehen bleiben, auch wenn die Aufträge ausbleiben, ist das fatal.

 Trotz vieler Herausforderungen, die kaum überbrückbar erscheinen, zeigen sich die Unternehmen sehr flexibel und erfindungsreich. Innerhalb kürzester Zeit haben sich Netzwerke und Kooperationen gebildet, über die nun zum Beispiel „Mund-Nase-Masken“ produziert werden. Soweit das Bundesgesundheitsministerium bei seiner Ausschreibung von Schutzprodukten verlangt, dass die Produktionsstätte in Deutschland liegen muss, ist dies doppelt tragisch.

Denn um die vielen Nachteile, die deutsche Unternehmen am Produktionsstandort Deutschland haben, zu kompensieren, haben diese wesentliche Teile der Wertschöpfungskette, wie z. B. die Konfektion, ins europäische Ausland verlegen müssen. Dies sollten sich die Verantwortlichen einmal bewusst machen, wenn sie jetzt solche Anforderungen an die deutsche Textilindustrie stellen, um die Lieferkettensicherheit zu gewährleisten. Es wäre sehr zu wünschen, wenn Jens Spahn nicht nur die Rückkehr der Medikamentenproduktion und die damit verbundene Kostensteigerung der Produkte verlangen würde, sondern dies auch für die Textilproduktion in Erwägung ziehen würde, soweit es sich um ebenso neuralgische Produkte handelt.“

Martin Auerbach, Hauptgeschäftsführer Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V.