16.09.16 – Domotex 2017
Den Trends auf der Spur
Fünf aufstrebende Designerinnen und Designer erarbeiten gemeinsam mit Stefan Diez Bodengestaltungen der Zukunft für die Domotex 2017 Hannover.
Kreative Köpfe aus fünf Ländern, der Designer Stefan Diez und ein Workshop in seinem Atelier in München: Das ist der Stoff, aus dem Trends entstehen. Anlässlich des neuen Domotex-Formats „Young Designer Trendtable“ kam eine Gruppe experimentierfreudiger Designer auf Einladung der Deutschen Messe und von Stefan Diez am 6. Juli in München zusammen. Bilge Nur Saltik aus der Türkei/England, Jane Briggs und Christy Cole aus Schottland, Klaas Kuiken aus den Niederlanden, Hanne Willmann aus Deutschland und Victoria Wilmotte aus Frankreich sind nun aufgefordert, sich für die Domotex – die Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge – intensiv mit Böden auseinanderzusetzen. In den kommenden Monaten sollen die Gestalter substantielle Trends für die Branche entwickeln und diese auf der Domotex 2017 präsentieren.
Innovative Materialien, überraschende TechnikenDer Workshop diente vor allem dazu, erste Themenkomplexe herauszuarbeiten, denen sich die Designer nun in den nächsten Wochen widmen. Darunter spielen innovative Materialien ebenso eine Rolle wie beispielsweise das Thema Authentizität oder außergewöhnliche Herstellungsverfahren wie digitale Drucksysteme für Boden-Designs und -Strukturen. „Die Teilnehmer waren mir schnell sehr sympathisch, die zusammen ausgearbeiteten Themen machen den abstrakten Begriff ‚Innovation‘ für alle greifbarer – meines Erachtens ein großer Schritt vorwärts für die Innovations@Domotex. Der Workshop schließt die richtigen Pole zusammen: zum einen die Designer aus den verschiedenen Ländern und zum anderen eine internationale Messe wie die Domotex. So kann etwas Fantastisches und Inspirierendes entstehen“, resümiert Mentor Stefan Diez.
"Young Designer Trendtable“
Das neue Konzept „Young Designer Trendtable“ ist Teil der Innovations@Domotex, die 2017 bereits zum vierten Mal ausgerichtet werden. Aussteller können zuvor ihre Produktneuheiten einreichen, deren Neuartigkeit anschließend von einer Jury unter dem Vorsitz von Stefan Diez bewertet wird. Die ideenreichsten und visionärsten Produkte werden schließlich auf der Domotex 2017 ausgestellt. Durch den „Young Designer Trendtable“ wird das Format um ein zukunftsweisendes Element erweitert.
Bis September 2016 haben die Designerinnen und Designer Zeit, um zu recherchieren, zu experimentieren, zu zeichnen und zu gestalten, ehe sie ihre Trendaussagen treffen. Im Januar 2017 können sich die Domotex-Besucher von den Ergebnissen der aufstrebenden internationalen Gestalter in einer von ihnen kuratierten Ausstellung inspirieren lassen sowie in einer Round-Table-Diskussion mit den Designern austauschen. Der Spaß am Erforschen, am Spiel mit Materialien und an der Gestaltung der Zukunft sowie der eigene kulturelle Hintergrund sind wichtige Bestandteile jeder einzelnen der fünf Biografien.
Die Designer stellen sich vor
Bilge Nur Saltik aus der Türkei und England„Mich inspirieren Städte und bestimmte kulturelle Lebensmuster, also Gewohnheiten und Verhaltensweisen von Menschen.“ Diese Inspirationen findet Designerin Bilge Nur Saltik (1988), Mitbegründerin von Form&Seek, nicht nur in ihrer Heimat Türkei, sondern auch in London, wo sie 2013 ihren Abschluss am Royal College of Art in Produktdesign bei Tord Boontje erlangte. Dem Thema Design nähert sie sich vor allem unter kulturellen Gesichtspunkten an – in Kombination mit traditioneller Handwerkskunst unter der Verwendung neuer und alter Materialien. Obwohl sie am liebsten barfuß auf Rasen läuft, möchte sie in Sachen Bodenbelag vor allem den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden – mit Hilfe der Auswahl passender Materialien und Techniken.
Jane Briggs und Christy Cole von Briggs&Cole aus Schottland
Eine experimentierfreudige Offenheit gegenüber der Rohheit und Unregelmäßigkeit ausgewählter Materialien – das zeichnet die Arbeit des Designerduos Christy Cole (1977) und Jane Briggs aus. 2006 absolvierte Cole seinen Masterabschluss in visueller und interdisziplinärer Kunst. Gemeinsam mit Jane Briggs gründete er 2012 das Studio Briggs&Cole in Glasgow. Ihre Entwürfe sind geprägt von „Hand-made“-Techniken sowie von der Beziehung zwischen 2-D und 3-D, also von Collagen, Symboliken und Oberflächen. „Uns inspiriert vor allem die Herausforderung, mit neuem Material zu experimentieren – immer in Hinblick auf die spezifische Umgebung“, stellt Christy Cole fest. Ein Bodenbelag muss für den Designer vor allem warm sein: in seiner Haptik, Beschaffenheit und Optik.
Klaas Kuiken aus den Niederlanden
„Jeder meiner Entwürfe beginnt mit einer Faszination für eine bestimmte Technik oder ein Material und dem Drang, diese komplett zu verstehen, sie mir anzueignen“, erklärt Klaas Kuiken (1984) über sich und seine Arbeitsweise. Seit seinem Abschluss an der ArtEZ School of Arts im niederländischen Arnhem im Jahr 2010 eignete er sich nicht nur die Rolle eines selbstständigen Designers, sondern auch die eines Handwerkers und neugierigen Erfinders an. Das Thema Massenproduktion bewegt Klaas dabei besonders – vor allem in Hinblick auf die Identität von Produkten. Auf frischem Schnee und Sand läuft Klaas am liebsten.
Hanne Willmann aus Deutschland
Die Designerin Hanne Willmann (1987) aus Berlin erwarb ihr Diplom 2014 an der Universität der Künste Berlin im Fach Industriedesign und wurde dieses Jahr bereits mit dem „German Design Award – Newcomer Finalist“ ausgezeichnet. Nebenbei lehrt Willmann als Dozentin für Technologie und Konstruktion am Bauhaus in Dessau. „Ich liebe es, zu experimentieren und Modelle zu bauen. Was für ein Produkt daraus entsteht, entscheidet sich oft im Prozess“, sagt Willmann über ihre Arbeit, bei der sie sich mit Vorliebe neuen und ungewöhnlichen Materialkombinationen und Herstellungstechnologien widmet. Linoleum als Naturprodukt zählt derzeit zu ihren Lieblingsböden, da es sie an die klare Ästhetik des Bauhauses erinnert.
Victoria Wilmotte aus Frankreich
Die gebürtige Pariserin Victoria Wilmotte (1985) studierte zunächst Innenarchitektur, ehe es sie für das Masterprogramm für Produktdesign nach London an das Royal College of Art in London verschlug. 2008 zog es sie zurück nach Paris, wo sie ihr erstes eigenes Designstudio eröffnete. Getrieben wird Wilmotte von ihrer Hingabe zu ihrer Arbeit: „Ich liebe Prozesse und die Herstellung. Ich liebe Werkstätten, Organisation und Atmosphäre. Und ich liebe es, mit den Limits von Techniken zu spielen“. Wohl aus diesem Grund kann man ihre Entwurfsprozesse auch mit denen von Bildhauern vergleichen: Sie betrachtet Volumen und Leere, entfernt das Material, poliert Oberflächen so lange, bis die von ihr gewünschte Struktur, Haptik und Lichtbrechung erlangt sind.