20.12.21 – Kreislaufwirtschaft

Die unendliche Matratze

Mattes und Ammann hat gemeinsam mit der Märkischen Faser das weltweit erste Kreislaufsystem entwickelt, bei dem Polyester-Matratzenstoffe zu 100 % wiederverwertet werden.

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Eberhard Brack (links), Geschäftsführer bei Märkische Faser, und Werner Moser (rechts), Prokurist bei Mattes und Ammann, freuen sich, dass sie mit ihrer Innovation zu einer gelungenen Kreislaufwirtschaft beitragen. © Alexander Kaya

 

Mit jeder neuen Müllmatratze gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Der schwäbische Textiler Mattes und Ammann hat daher gemeinsam mit der Märkischen Faser aus Brandenburg das weltweit erste Kreislaufsystem entwickelt, bei dem Polyester-Matratzenstoffe zu 100 % wiederverwertet werden – als Matratzenbezüge, und nicht im Downcycling als Terrassenhocker oder Blumenkübel.

Verständliches Verfahren

Das System ist im Grunde einfach: Der von Mattes und Ammann hergestellte Matratzenbezug ist zu 100 % aus Polyester, genauso wie Reißverschluss, Klettverschluss, Druckknöpfe oder die Kombi daraus. Nach den prognostizierten zehn bis zwölf Jahren, die ein Deutscher im Schnitt seine Matratze nutzt, bis er sich eine neue besorgt, nimmt der Verkäufer bzw. Händler eben diese Matratze wieder zurück. Er entnimmt den Matratzenbezug, steckt diesen in den mitgelieferten Polyesterbeutel und schickt ihn zurück zur Märkischen Faser. Dort wird das Textil anhand eines Tracers auf seine Reinheit bzw. Echtheit überprüft. Der Tracer ist das angenähte Faircollect-Label, das – einer Banknote durchaus ähnlich – fälschungssicher mit chemischen oder elektromechanischen Raffinessen ausgestattet ist. So kann in vielen Jahren problemlos die Echtheit der Faircollect-Matratze sichergestellt werden. Die Alt-Matratze wird so in einem mehrstufigen Prozess erst zu Granulat verarbeitet, aus dem dann das neue Garn gesponnen wird. Mattes und Ammen produziert daraus schließlich das neue Matratzentextil – und der 100-Prozent-Kreislauf ist geschlossen.

Das Verfahren ist im industriellen Maßstab erprobt und läuft bereits – wobei der wirkliche ökologische Nutzen erst in einem Jahrzehnt spürbar wird. Ein Nachhaltigkeitsinvestment in die Zukunft.

Ehrliche Einsparungen

„Bereits vor 15 Jahren haben wir begonnen, Recycling-Stapelfasern aus Polyester-Reststoffen herzustellen. Erst aus PET-Flaschen, später auch aus Polyester-Textilien. Das Wiedereinschmelzen von Polyester ist nicht neu. Neu ist die Reinheit, die wir mit unserem Reaktor erzielen. Nur so können wir auch industrielle Standards bei der Garnherstellung garantieren“, erklärt Eberhard Brack, Geschäftsführer der Märkischen Faser. Im Zusammenspiel der beiden Player geht es um Innovation und um eine einfache Idee: Kurze Wege und maximale Einsparung. Das sorgt für einen Kreislauf, der auch nur mit nationalen Transporten funktioniert. Die optimale Energie- und Rohstoffbilanz lässt sich über einen globalen Warentransport schlichtweg nicht erreichen. Zwar benötigt auch das Recycling der Polymere zur Garnherstellung Energie, aber deutlich weniger als der bisherige Raffinerie-Weg vom Rohöl zum Polymer. Die Einsparungen sind völlig unstrittig.

Die Matratzenbezüge für ein Recycling im Jahr 2033 können versteppt oder unversteppt sein – beides funktioniert. Wenn die Matratze das Label „Faircollect“ trägt, dann überdauern die darin eingebundenen Polymere die Lebenszyklen der Matratze um ein Vielfaches. Und das im industriellen Maßstab.