21.02.17 – Heimtextil 2017 — read English version
Zuversicht und Unsicherheiten
Krieg in Syrien, Irak und Jemen, der Brexit, die Wahl von Donald Trump gaben Anlass zum regen Gedankenaustausch zwischen Ausstellern und Fachbesuchern.
Die als Barometer der Branche geltende Heimtextil-Messe war im Januar 2017 erwartungsgemäß Schauplatz zahlreicher Diskussionen. Krieg in Syrien, Irak und Jemen sowie Brexit und die Wahl des Immobilienunternehmers, Entertainer und Milliardärs Donald Trump zum 45. US-Präsidenten waren Anlass genug für einen regen Gedankenaustausch zwischen Ausstellern und Fachbesuchern über die Auswirkungen auf die internationale Textilindustrie. An der Messe nahmen insgesamt 2963 Aussteller aus 67 Ländern teil, wobei die größten Ausstellerkontingente aus China (549 inklusive Hongkong), Indien (391) und Deutschland (322) kamen, insgesamt erhöhte sich die Ausstellerzahl um 3,5 Prozent.
Die ausländischen Aussteller zeigten sich vorwiegend zufrieden, auch wenn manche nicht direkt von deutschen Käufern profitieren konnten. Der einzige malaysische Aussteller Fernex Sdn. Bhd. aus Kanang, im Bundesstaat Selangor, stellte Bettwaren vornehmlich Kissen aus. „Wir präsentieren hier in Frankfurt fünf neue Kissen-Kollektionen. Eine davon besteht aus waschbarem Polyurethen-Schaumstoff. Unsere Kissen gebrandet mit Outlast können die Temperaturen selbst regulieren,“ so Lee Kheang Lim, Marketingdirektorin von Fernex Sdn. des Unternehmens. Das mittelständische Unternehmen hat eine Produktionsstätte in Johor Baru und eine zweite in der chinesischen Metropolstadt Schanghai. Auf der Messe konnten vor allem Kontakte zu Einkäufern aus Europa, dem mittleren Osten und Korea geknüpft werden.
Die starke Präsenz asiatischer Aussteller zeigt, dass Asien weiterhin eine starke Rolle im globalen Textilhandel spielen wird. China und Indien überholten mit 521 bzw. 391 Ausstellern verweisen Deutschland mit 322 Ausstellern auf Platz 3. Starke Ausstellerkontingente gab es auch aus der Türkei (245), Pakistan (218), Taiwan (65), Südkorea (23), Bangladesch (23), Japan (18) und sogar der Iran war mit drei Ausstellern auf der Messe vertreten.
Hierzu Olaf Schmidt, Vizepräsident für Textilien und Textiltechnologie der Messe Frankfurt im Gespräch mit textile network: „Die Heimtextil ist keine deutsche Messe. Sie hat ein sehr hohes Grad an Internationalität. Hier findet man Käufer aus der ganzen Welt, sogar aus Asien, weil sie hier auch die neuesten Innovationen sowie Trends im Textilbereich zu sehen bekommen“.
Das türkische Unternehmen Guleser Tekstil ist auf Polster spezialisert und verwendet vor allem Naturfasern für seine Produkte – insbesondere Vorhänge und Polsterprodukte im mittel- bis jährlich rund 2.000 Designs entwickelt werden. Für das in Bursa in der Westtürkei ansässige Unternehmen ist Großbritannien mit 50 Prozent Exportanteil ein wichtiger Markt. „Unsere Käufer in England werden wegen des Brexit wohl ihre Preise erhöhen müssen“, glaubt der stellvertretende Geschäftsführer Engin Ocak. „Unsere Handelsvertreter in Großbritannien erwarten einen Preisanstieg von 10 Prozent. Wir haben daher zunächst unsererseits die Preise reduziert.“ Guleser steht weniger in Konkurrenz mit türkischen Unternehmen, als vielmehr mit italienischen Lieferanten, biete aber niedrigere Preise bei gleich guter Qualität so Ocak, der nun auch mit dem Iran neue Märkte erschließen will. Der persische Markt öffne sich langsam und auch die Aufhebung der Sanktionen kämen dem Textilhandel zugute.