13.11.19 – Gender, Vielfalt und Toleranz — read English version

Heimtextil Designtrends

„Where I belong.“ Das ist das Motto für die neue Trendsaison 2020/2021, das vom Trend Council der Messe Heimtextil erarbeitet wurde.

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Maximum Glam – Puff and Stuff by Christopher Schanck © Michelle & Chris Gerard, Image Courtesy of Friedman Benda

 
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Pure Spiritual – The Flax Chair by Christien Meindertsma für Label Breed in Kollaboration mit Enkev © Mathijs Labadie und Roel van Tour

 
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Verantwortlich ist das Stijlinstituut Amsterdam, das Londoner Studio Franklin Till sowie die dänische Agentur SPOTT Trends & Business. In einem gemeinsamen Workshop haben die Trendforscher eine globale Marktprognose in Sachen Interior Design erarbeitet mit Blick auf die kommenden Lifestyle-, Material-, Farb- und Design-Trends.

Identität ist das allgegenwärtige Thema bei der diesjährigen Trendprognose. Die Trendforscher beschäftigten sich dabei mit Gender und kultureller Vielfalt, mit Toleranz und Neugierde. Der Prozess der Selbstfindung scheint heute komplexer denn je, so die Forscher. Identitäten werden durch Erfahrungen gestiftet, die auf einer Vielfalt an Ebenen stattfinden. Lokal, national, global und sowohl online als auch offline. „Identität ist vielfältig“, so heißt es.

Das facettenreiche Selbst

Als übergeordnetes Thema behandelt „Where I belong“ diese vielschichtigen Identitäten und präsentiert hierzu fünf Trendwelten:

„Maximum Glam“ verbindet Glamour mit der Faszination Technik, „Pure Spiritual“ vereint Natur und Mystik, „Active Urban“ zeigt zweckmäßige, anpassungsfähige Lösungen, „Heritage Lux“ zelebriert Geschichte und Tradition und „Multi-Local“ beleuchtet den globalen Einfluss regionaler Kulturen.

Das Leitthema „Where I belong“ lässt erkennen, dass es nicht das eine, passene Konzept für alle geben kann. Um die verschiedenen Schichten unserer Identitäten auf informative und inspirierende Weise für jeden Einzelnen zu entschlüsseln und offen zu legen, hat das Stijlinstituut Amsterdam vier Designstudios und zwei Fotografen eingeladen, die die Aufgabe hatten, den Kern eines bestimmten Themas einzufangen. Dabei wurde den Kreativen jeweils das Thema zugewiesen, das ihrer Philosophie, Praxis und Herangehensweise am ehesten entsprach, um jeder Designstory eine persönliche und authentische Note zu verleihen.

Mit fünf Erlebniswelsten – gestaltet mit Produkten der Aussteller – werden im „Trend Space“ in der Halle 3.0 auch 2D-Visualisierungen aus dem Trendbuch als 3D-Räume realisiert. Konzeptionelle Installationen beziehen die Besucher aktiv mit ein und wollen zum Erfahrungsaustausch anregen. Sie schaffen dynamische Rahmenbedingungen für Performances und Interaktion. „Die Kulissen können seltsam, wunderschön und manchmal befremdlich sein. Es liegt an den Besuchern zu definieren, wohin sie und ihre Zielgruppe gehören“, so die Kreativen.

Future Materials Library

Ein Highlight des Heimtextil Trend Space 2020 wird die durch Franklin Till kuratierte „Future Materials Library“ sein, in der nachhaltige Materialinnovationen für die Heimtextilindustrie präsentiert werden. Die Exponate der Library, die einen Fokus auf Materialzusammensetzung und Fertigungsinnovation legen, sollen Inspiration für Besucher und Aussteller zugleich sein und ergänzen die kuratierte Ausstellung um ästhetisches Design und Farbtrends. Jedes der vorgestellten Exponate enthält Informationen über die Rohstoffherkunft, den Herstellungsprozess und die potenzielle Lebensdauer des Materials.

Material Manifesto

In Zusammenarbeit mit dem Trend Council hat die Heimtextil ein „Material Manifesto“ erarbeitet, das zeigt, wie die während der Veranstaltung genutzten Ressourcen verwaltet werden und wie vermieden werden kann, dass neue Materialien nach Messeschluss weggeworfen werden. Durch eine gezielte Materialauswahl wird das Stijlinstituut Amsterdam den Materialbedarf reduzieren und ein immersives Forum mit minimalem ökologischen Fußabdruck schaffen. Auf rund 2.000 qm schaffen die Designer ein Forum, das vor allem aus Textilien und Materialien besteht, die nach der Veranstaltung wiederverwendet werden können. Um dem Nutzungskreislauf zu entsprechen, werden diese wiederverwendbaren Textilien mit Bauteilen aus den Lagern der Messe Frankfurt sowie mit Miet- und Leihmaterial kombiniert. Die daraus entstehenden Installationen gehen über rein dekorative Kulissen hinaus: Sie erzählen unverwechselbare Geschichten, die den diesjährigen Trends entsprechen und der Nachhaltifgkeitsverpflichtung der Heimtextil gerecht werden.

Die Themen im Überblick

„Maximum Glam“ – eine Verbindung zwischen handgefertigten und digital gerenderten Designs. Ein Mash-Up aus Glam, Farbverläufen, Kunstpelz, Flor und Fransen, Jacquardgeweben und fantasievollen Prints. Die grelle Farbpalette wird durch elektrischen Glanz, synthetischen Schimmer, digitalen Glitch und kunstvolle Unschärfe überdreht glamourös dargestellt.

„Pure Spiritual“ – ein Streben nach Perfektion und Reinheit. Organische Stoffe, Rohstoffe und einfache Textilien werden ausgewählt, die die Spuren, organischen Strukturen und Unregelmäßigkeiten der Natur zeigen. Die Farbtöne entstammen der Erde und wurden vom Menschen kultiviert. Die reine, elementare Palette zeugt von ihrem „irdischen“ Ursprung.

„Active Urban“ – Städter schätzen technologische Leistungsfähigkeit und nutzen gleichzeitig verfübgare und erneuerbare Ressourcen. Funktionalität hat Vorrang. Hybridtextilien für den Heim- und Sportbereich zeigen glatte Oberflächen und einen ansprechenden Mix aus grafischen Texturen. Die Farben: Uniformblau über Asphaltgrau bis hin zu Raupengelb.

„Heritage Lux“ – die Liebe zu Luxus und Pracht, Dekoration und Verschönerung. Schönheit in der Geschichte der Natur durch ornamentale Muster und faszinierende Oberflächenveredelung. Das Interesse an früheren Epochen führt zu einer Farbpalette aus sattem, emigmatischem Blutrot, dunklem Rost, sinnlichem Saphier und schillerndem Perlmutt.

„Multi-Local“ – lokaler Style trifft auf globale Einflüsse. Eine Hommage an handgefertigte und dekoirative Muster, von tribal und folkloristisch bis hin zu geometrisch und abstrakt. Textile Farben werden in einen größeren kulturellen Zusammenhang von lokalen Gemeinschaften, kulturellem Erbe und privater Identität gestellt.