19.10.20 – Türkei — read English version

Niedrigere Baumwollerzeugung

Da ungewiss ist, wie sich die Covid-19-Pandemie auf die globalen und heimischen Märkte für Textilien auswirkt, gingen die Baumwoll-Farmer in der Saison 2020/21 kein Risiko ein.

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© Schlomski

 

Der Auslandsdienst des US-Landwirtschaftsministeriums erwartet in der Türkei eine Baumwollanbaufläche von 350.000 Hektar in der Saison 2020/21, was einer deutlichen Reduktion gegenüber der Vorsaison entspräche. Die Erzeugung dürfte 615.000 t; ebenfalls ein Rückgang gegenüber der offiziellen USDA-Schätzung von 740.000 t in der Saison 2019/20.

Für die geringere Anbaufläche gibt es verschiedene Ursachen:

Zum einen führte eine Rotationsregel für Anbauflächen des türkischen Landwirtschaftsministeriums zu weniger Anbau von Baumwolle. Laut dieser Bestimmung sind Farmer, die vier Mal hintereinander dieselbe Feldfrucht anbauen, nicht mehr berechtigt, Subventionen zu erhalten. Ein weiterer Grund ist, dass die Höhe der Subventionen von 0,80 Türkischen Lira pro Kilogramm 2019/20 trotz starker Inflation nicht nach oben angepasst wurde. Bis zum August 2020 hatte die türkische Regierung die Subventionshöhe für die aktuelle Saison 2020/21 noch nicht bekanntgegeben. Zusätzlich stiegen aufgrund der Inflation die Preise für Betriebsmittel wie Dünger und Pflanzenschutzmittel. Dagegen fielen die Baumwollpreise auf den Weltmärkten und bestärkten viele Farmer darin, auf andere Pflanzen auszuweichen.

Auch die Covid-19-Pandemie beeinflusste die Entscheidungen der Farmer, da Lebensmittel im Einzelhandel gegenüber Textilien bevorzugt wurden. Viele Landwirte entschieden sich in diesem Jahr für eine Risikominimierung, da nicht sicher ist, wie sich die Pandemie auf die globalen und heimischen Märkte für Textilien und damit auf die Baumwolle auswirken würde.

Gute Wetterbedingungen stützen Erträge

Da die Wetterbedingungen sowohl während der Pflanz- als auch der Wachstumsphase im Vergleich zur letzten Saison besser waren, fällt der Rückgang der Erzeugung im Saisonvergleich geringer aus als die Reduktion der Anbaufläche. Beobachter weisen darauf hin, dass es in der Region Südosten (GAP-Region) kein größeres Schädlingsproblem gibt, was im letzten Jahr wohl zu Problemen geführt hatte.

Die Baumwollproduktion im Rahmen der Better Cotton Initiative (BCI) nimmt von Jahr zu Jahr weiter zu. Die Türkei wird nach Angaben der Better Cotton Practices Association der Türkei (IPUD) im Jahr 2020/21 voraussichtlich rund 94.000 t BCI-Baumwolle erzeugen.

Verbrauch normalisiert sich 2020/21

Covid-19 führte zwar im Januar und Februar 2020 zur Verlagerung einiger europäischer Aufträge im Bereich Konfektion, Mode und Textilien aus China in die Türkei und erhöhte damit die Produktion von Bekleidung. Als die Pandemie ab März Europa erreichte, fiel die Auslastung in der Textil- und Konfektionsbekleidungsindustrie allerdings drei bis vier Monate lang auf unter 50 Prozent. Mit einer Normalisierung der Lebensgewohnheiten in Europa und der Türkei ab Juni 2020 erreichten die Kapazitätsauslastungsraten und die Exportzahlen der Textil- und Konfektionsbekleidungsindustrie wieder Vorjahresniveau. Der USDA/FAS schätzt den türkischen Baumwollverbrauch für die Saison 2019/20 auf 1,4 Mio. t. Unter der Annahme, dass die derzeitige Normalisierung des Lebensstils ohne größere Lockdowns in Europa, den USA und der Türkei weitergeht, erreicht die Türkei 2020/21 voraussichtlich einen Baumwollverbrauch in Höhe von 1,55 Mio. t.

Quelle: USDA/FAS, Gain Report Türkei, 09/2020

Bremen Cotton Report Nr. 37/38