28.03.19 – Madeira Garnfabrik — read English version

Dehnbare Funktionsbekleidung besticken?

Glatte Oberflächen und hohe Flexibilität stellen Sticker vor große Herausforderungen. Wie kann ein ideales Stickergebnis dennoch gelingen?

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Hohe Ansprüche – Stickereien auf Funktionsbekleidung müssen jeder Anforderung standhalten können. © Madeira

 
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Besonders Schriften und kleine Details stellen Sticker häufig vor Herausforderungen. © Madeira

 
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Egal ob ultraleicht, atmungsaktiv oder wasserabweisend – Funktionsstoffe unterscheiden sich in ihren Eigenschaften stark von herkömmlichen Textilien. Sie müssen winddicht, thermoregulierend, schmutzabweisend oder UV-beständig sein, um ihren Träger ideal vor Umwelteinflüssen schützen oder bei sportlichen Aktivitäten unterstützen zu können. Für Konfektionäre, Textilveredler und Sticker stellen die speziellen Eigenschaften der Materialien aber oft eine besondere Herausforderung dar.

Vor allem während des Stickvorgangs neigen Hightech-Stoffe durch ihre glatte Oberfläche zu Aufschub und Verzug, fertige Stickereien können durch die Dehnbarkeit des Stoffes ihre Form verlieren und falsch gewählte Nadeln führen schnell zu Materialschäden. Zwar existiert kein Patentrezept für garantiert einwandfreie Stickergebnisse, und doch kann mit der richtigen Anpassung und Planung ein ideales Resultat erzielt werden. Dabei sollte die Programmierung immer auf den Stoff abgestimmt, das richtige Stickgarn, die passende Nadel und ein geeigneter Stabilisator gewählt werden.

Anpassung – der Schlüssel zum Erfolg für Stickereien auf dünnen Hightech-Textilien

Faltenbildung und harte, unflexible Stickereien sind häufige Probleme beim Besticken flexibler und dehnbarer Funktionsstoffe. Folgende Anpassungen bei der Digitalisierung können helfen ebenmäßige Resultate zu erzielen.

• Insbesondere bei Ecken und Rundungen in Schriftzügen und kleinen Details, sollte die Stichdichte reduziert werden.

• Leichte Unterlegstich-Konstruktionen helfen, die Form der Stickerei zu stabilisieren.

• Stickrichtungen, die leicht diagonal zu den Kett- und Schussfäden des Stoffs verlaufen, verhindern das Aufschieben der Textilien.

• Beginnt man in der Mitte des Designs, statt von links nach rechts zu arbeiten, wird das Gewebe geschont und das Ergebnis optimiert.

Garnempfehlungen für bestickte Sports- und Performance Wear

Wer eine weiche Stickerei auf Hightech-Textilien realisieren möchte, sollte zunächst ein passendes Garn in der richtigen Stärke wählen. Mit dem geeigneten Stickgarn erhöht sich außerdem der Tragekomfort des Kleidungsstücks merklich. Generell gilt: je dünner der Stoff, desto feiner der Faden.

Für das Besticken von Funktionstextilien eignen sich besonders folgende Garne und Garnstärken:

• Feines aber robustes Polyestergarn mit dtex 168 (84x2), dtex 110 (55x2) oder dtex 180 (90x2)

• Seidig glänzendes Viskosegarn mit dtex 168 (84x2)

Feine Sticknadeln für bessere Ergebnisse auf eng gewebten Stoffen

Immer wenn die Nadel in die Materialstruktur eindringt, verschieben sich Fasern und der Stoff verzieht sich. Durch Verwendung dünner Nadeln kann ein Faltenwurf vermindert werden. Nadeln mit der Größe NM 60 oder NM 70 eignen sich besonders für Funktionsstoffe. Die Form der Nadelspitze ist dabei entscheidend, um Beschädigungen des Materials zu verhindern. Während leichte Rundspitzen (wie RG oder FFG) den Stoff verschieben, ohne ihn zu beschädigen, können reguläre Rundspitzennadeln die Fasern zerstören. Titanbeschichtete Nadeln haben eine geringere mechanische Schwingung und sind ideal für hochpräzise Einstiche. Mit ihnen lassen sich außerdem verfeinerte Stickergebnisse auf glatten und besonders festen Stoffen, wie Caps, Taschen und Schuhen, fertigen.

Vliese und Folien für optimalen Halt

Beim Besticken von Funktionstextilien empfehlen sich leichte Schneidevliese mit 30-55 g/m². Ein strukturiertes Vlies schafft einen zusätzlichen Vorteil, da es bei hellen Textilien nicht durchscheint. Durch zusätzliches Einspannen einer wasserlöslichen Folie wird die Oberseite der Stickerei verstärkt und verhindert, dass Stiche in den Stoff einsinken. Außerdem werden durch den Einsatz von Folien Stichkonstruktionen filigraner Details und Schriften unterstützt und die Qualität der Stickerei sichtbar verbessert.

Für Stickereien auf Funktionsstoffen empfehlen sich folgende Stabilisatoren:

• Strukturvliese sind weich und geschmeidig und erhalten die Stickerei auch nach mehreren Waschgängen.

• Wasserlösliche Folien verhelfen zu einem sauberen Stickergebnis mit klaren Konturen.

Tipp 1: Beim Einspannen des Kleidungstücks sollte Spannung auf dem Stoff vermieden werden, um Faltenwurf auf dem Grundstoff zu verhindern.

Tipp 2: Während sich das bestickte Teil noch im Rahmen befindet, lässt sich das überschüssige Vlies mit einem Nahttrenner leicht ausschneiden. So erhält man ein sauberes Endergebnis auf der Rückseite der Stickerei.

Lucie Schaal, Madeira Garnfabrik