27.04.22 – Baumwolle — read English version

Gute Faser, gutes Garn, gutes Geschäft

Einkäufer von Rohbaumwolle müssen nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auch auf die Faserqualität achten. Warum ist diese so wichtig?

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Baumwollklassifizierung bei USDA © USDA

 
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Arbeiter scannt QR Code für den Baumwollballen mit Uster HVI 1000. © Uster Technologies

 

Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle. Da es sich um ein reines Naturprodukt handelt, können Baumwollfasern sehr unterschiedlich sein. Die Unterschiede hängen von vielen Faktoren ab – unter anderem davon, wo und wie sie wächst. Daraus folgt, dass auch Baumwollgarne sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweisen können. Aus diesem Grund müssen Einkäufer von Rohbaumwolle nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Faserqualität achten. Die hierfür erforderlichen Qualitätsinformationen werden weltweit durch Klassifizierungsorganisationen bereitgestellt. Diese Daten bilden außerdem die Basis für die Gewährleistung einer erfolgreichen Baumwollverarbeitung.

Jede Baumwollfaser ist lediglich ein Pflanzenhaar. Jedes Haar ist eine einzelne Zelle, die sich auf der Oberfläche eines Baumwollsamens entwickelt; es gibt davon 10.000 bis 20.000 pro Samen. Diese Samenhaare weisen Eigenschaften auf, die Baumwolle so nützlich macht. Mehr als jede andere Pflanze ist sie durch ihre Beschaffenheit in Bezug auf Länge, Stärke, Farbe und Struktur für viele textile Anwendungen perfekt.

Parameter der Baumwollqualität

Die Stärke der Fasern wird hauptsächlich durch die Genetik bestimmt, daher spielt bei der Faserqualität die Baumwollsorte eine wichtige Rolle. Auch die Wachstumsbedingungen und das Erntemanagement haben eine große Bedeutung für die Ausprägung der Faserstärke. Die Kombination dieser Faktoren bestimmt die Qualität der Ernte; Baumwollanbauer versuchen für jede Ernte die einträglichste Kombination zu replizieren.

Der Micronaire-Wert ist ein Maß für die Faserfeinheit und den Reifegrad. Er gibt wichtige Informationen über die Färbeeigenschaften von Baumwollprodukten. Eine ungleichmäßige Verteilung des Micronaire-Wertes in einem Gewebe kann zu einer schlechten Farbgleichmäßigkeit und zu Problemen wie Barré (sich wiederholende Streifen) führen.

Dank eines breiten Spektrums an Prüfgeräten und computergestützten Systemen können heute Qualitätsdaten zahlreiche Eigenschaften umfassen. Es gibt weit über 150 Parameter zur Beschreibung der Qualität einer Faser oder eines Garns.

Baumwollqualität für die Spinnerei

Die Verarbeitung von feiner langstapeliger Baumwolle ergibt festere Garne, vor allem bei feinen Garnfeinheiten, da weniger Fasern im Garnquerschnitt vorhanden sind. Längere Fasern bedeuteten mehr Kontaktpunkte zwischen den Fasern, wenn sie beim Spinnen verdreht werden. Solche Fasern führen in der Regel auch zu einer höheren Spinneffizienz. Die Rangfolge der wichtigsten Fasereigenschaften sind je nach Spinnverfahren (Ring-, Rotor- oder Air-jet-Verfahren) unterschiedlich. Faserlänge, Festigkeit und Feinheit spielen jedoch immer eine wichtige Rolle.

Die Faserqualität bestimmt die Qualität des Endprodukts und wirkt sich auf die Produktivität und Effizienz der Spinnerei aus. Daher ist das Management der Rohbaumwollversorgung ein entscheidender Faktor bei der Garnherstellung. Die Wahl der richtigen Baumwollqualität zum richtigen Preis ist ausschlaggebend für die Rentabilität der Spinnerei.

Baumwollqualität für den Handel

Der Rohstoff ist der größte Kostenfaktor (über 50 %) bei der Garnherstellung. Daher stehen die Kosten beim Einkauf von Rohbaumwolle an erster Stelle – aber auch die Faserqualität ist wichtig für die Beurteilung, ob der Preis angemessen ist oder nicht. Preise für Rohbaumwolle müssen zwingend auf der Grundlage zuverlässiger, objektiver Daten aus systematischen Prüfverfahren validiert werden.

Hierbei kommt den Baumwollklassifizierungsstellen eine wichtige Rolle zu. Unter Baumwollklassifizierung versteht man die Anwendung offizieller Normen und Verfahren, die von Klassifizierungsorganisationen zur Messung der physikalischen Eigenschaften von Rohbaumwolle entwickelt wurden. Die wichtigsten Baumwollanbauländer haben ihre eigenen nationalen Baumwollklassifizierungsämter: USDA (USA), CFIB (China), SIFAT (Usbekistan) und PCSI (Pakistan). Die Fasereigenschaften werden durch eine Kombination von Testauswertungen unter Verwendung der High Volume Instrument (HVI) Technologie von Uster bestimmt und von einem qualifizierten Baumwollklassifizierer bewertet.

Die Baumwollpreise werden nach der traditionellen Methode der offenen Ausschreibung im Präsenzhandel oder durch eine öffentliche Versteigerung über Computernetzwerke ermittelt. Folglich gibt es keine eigentliche Bewertung der Preise. Bei Termingeschäften hingegen sind Baumwollpreise genau abgestimmt auf Art, Qualität, Ort und Zeitpunkt der Lieferung. Anhaltspunkte bietet der Cotlook A-Index, der für das Preisniveau auf dem internationalen Rohbaumwollmarkt repräsentativ sein soll.

Baumwollqualität durch automatisierte Klassifizierung ermitteln

Heutzutage werden Präzisionsinstrumente eingesetzt, um Qualitätsmessungen in Sekundenschnelle durchzuführen. Ursprüngliche Klassifizierungsvorgehen erwiesen sich als ineffizient und vom menschlichen Fachwissen abhängig.

Die Lösung für eine zuverlässige, automatisierte Qualitätskontrolle von Baumwolle gibt es seit 1969: Das High Volume Instrument (HVI) von Uster hat sich zur weltweiten Referenz für die Baumwollklassifizierung entwickelt. Mehr als 2 300 HVI-Geräte sind in 70 Ländern installiert. Über die Hälfte der weltweit produzierten Baumwolle wird mit Uster Geräten klassifiziert – und 95 % der klassifizierten Baumwolle wurde mit Uster-Geräten getestet.