11.07.18 — read English version
Baumwolle 2018/19 – Im Wettbewerb stärker
Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) rechnet für 2018/19 damit, dass die Verarbeitung die Produktion übersteigen wird.
Damit reduzieren sich die weltweiten Baumwoll-Lagerbestände um 1,31 Millionen Tonnen und gleichen den Zuwachs von 200.000 Tonnen aus 2017/18 mehr als aus.
Produktion sinkt leicht
Das USDA erwartet für die Erntesaison 2018/19 eine um 3,6 Prozent geringere Baumwollproduktion von 117 Millionen Ballen bzw. 25,47 Millionen Tonnen. Ebenso rechnet es mit der Reduktion der Baumwollanbauflächen um mehr als 3 Prozent auf rund 32 Millionen Hektar.
Wesentliche Gründe dafür sind geringere Flächen vor allem in Indien, wo die Farmer derzeit in einigen Bundesstaaten von einer Kapselwurm-Resistenz betroffen sind. Zudem dürften die Pflanzabsichten auf der südlichen Halbkugel geringer ausfallen, nachdem die Preise für Baumwolle nach der Ernte auf der nördlichen Halbkugel relativ niedrig ausfielen.
Im Rahmen der weltweiten Produktion verzeichnen die USA den höchsten Rückgang innerhalb eines Jahres, da die Erträge vom Rekordhoch der Saison 2017/18 fallen werden – trotz nur geringer Änderungen in der Anbaufläche.
Indien
Die Produktion des weltweit größten Baumwollanbaulandes Indien reduziert sich voraussichtlich um 220.000 auf 6,99 Mio. Tonnen. Auch die Anbaufläche sinkt auf 11,5 Mio. Hektar, allerdings wird erwartet, dass die Erträge nach dem Verlust von 7 Prozent in 2017/18 wieder steigen. Eine Ursache ist, dass die weniger von Schädlingen betroffenen Staaten mit höheren Erträgen ihre Baumwollanbauflächen beibehalten und somit einen höheren Anteil an den Gesamterträgen Indiens in der Saison 2018/19 haben.
China
Prognosen erwarten für China eine kleinere Abnahme der Produktion um 2 Prozent oder 110.000 Tonnen auf 5,88 Mio. Tonnen. Eine erste Umfrage der Pflanzabsichten prognostiziert eine leicht höhere Baumwollfläche in Xinjiang, allerdings wird das von den geringeren Pflanzabsichten in den östlichen Provinzen wieder aufgehoben. Auch mit geringeren Erträgen ist zu rechnen, da diese sich in Xinjiang wieder dem langfristigen Durchschnitt nähern.
Brasilien
Brasiliens Produktion in 2018/19 reduziert sich voraussichtlich um 70.000 Tonnen. Dies ist bedingt durch eine geringere Anbaufläche aufgrund schwächerer zu erzielender Preise während der Pflanzsaison auf der südlichen Halbkugel. Auch Australiens Baumwollproduktion wird um 70.000 Ballen geringer sein. Allerdings ist die Verringerung hier proportional höher – 6,8 Prozent gegenüber 3,8 Prozent in Brasilien – da das Niveau der Wasserreservoirs seit Oktober 2017 signifikant gefallen ist und eventuell die Bewässerungskapazitäten einschränkt.
Steigende Baumwollverarbeitung
Nach aktuellen Prognosen steigt die weltweite Baumwollverarbeitung 2018/19 um 2 Prozent auf 26,76 Mio. Tonnen. Voraussichtlich zieht der Verbrauch in China auf 8,97 Mio. Tonnen mit einer höheren Rate an als im weltweiten Vierjahresmittel. Dagegen fällt das Wachstum in anderen Regionen langsamer aus. Die Bilanz für Südostasien sieht durchwachsen aus. Während Vietnam ein überdurchschnittliches Wachstum erwartet, gleicht sich das durch geringeres Wachstum in Indonesien und Stagnation in Thailand wieder aus. In Südasien hält Bangladesch sein überdurchschnittliches Wachstumstempo, während alle anderen Länder eher ein unterdurchschnittliches Wachstum in der Baumwollverarbeitung zeigen. Das stärkste Wachstum wird in Zentralasien erwartet, wo Usbekistan die Expansion seines Textilsektors schnell vorantreibt und damit deutlich überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen wird. Auch steigende Einkommensverhältnisse der Bevölkerung weltweit werden den Baumwollverbrauch unterstützen: Der Internationale Währungsfond prognostiziert 3,9 Prozent Wachstum, das höchste in acht Jahren.
Wettbewerbsfähigkeit steigt
Ein weiterer Faktor, der den Baumwollverbrauch 2017/18 unterstützte, ist der wettbewerbsfähige Preis von Baumwolle gegenüber Polyester. Aufgrund wahrscheinlich fallender Baumwollpreise wird sich dies voraussichtlich für die Saison 2018/19 fortsetzen. Zwischen 2009 und 2012 hat Baumwolle einen Verlust an Marktanteilen im weltweiten Faserverbrauch erlitten, der beispiellos sowohl in seiner Härte wie auch Beständigkeit ist. Seitdem hat die Baumwolle ihre Verlustrate unter den Median der jährlichen Verluste zwischen 1960 und 2008 gesenkt. Sowohl der wieder steigende Anteil von Chinas Textilindustrie an der Baumwollgarnproduktion wie auch die Erwartung sinkender Preise sind positive Faktoren, die eine Stabilisierung des Marktanteils von Baumwolle stützen. Eine zusätzliche Nachfrage nach Baumwolle ergibt sich eher aus einem allgemein wachsenden Bedarf an Fasern, als durch eine Verschiebung des Marktanteils gegenüber synthetischen Fasern. Immerhin haben nachlassende Preise den weiteren Verlust von Marktanteilen zumindest verlangsamt oder sogar zeitweise aufgehalten.
Handel verstärkt sich
Prognosen für 2018/19 sehen einen auf 8,71 Mio. Tonnen steigenden Baumwollhandel gegenüber 2017/18. Mehr Baumwolle importieren sowohl China als auch Vietnam und Bangladesch. Durch eine höhere Baumwollversorgung außerhalb Chinas steigen die Lagerbestände außerhalb Chinas wahrscheinlich 2018/19. Der A-Index wird auf 73 Cent pro Pfund geschätzt und liegt damit 10 Cent unter dem Durchschnitt von 2017/18.
Quelle: USDA, Cotton Outlook
Auszug aus Bremen Cotton Report Nr. 15/16