30.03.20 – Nachhaltigkeit mal ganz anders — read English version

Modusintarsia: Auf den Hund gekommen

Chiengora heißt die Faser, die beim Auskämmen bestimmter Hunderassen gewonnen wird. Wolle vom Hund? Modusintarsia zeigt wie’s funktioniert.

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Mit der Hilfe von hunderten Vierbeinern und ihren Pflegern produziert Modusintarsia bereits erfolgreich Chiengora. © Modusintarsia

 
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Allein in Europa werden geschätzt mehr als 85 Mio. Hunde als Haustiere gehalten, wovon etwa die Hälfte potentiell relevant für das Unternehmen ist. © Modusintarisa

 

Das Verspinnen von Hundewolle hat eine sehr lange und alte Tradition.

Pflegen, sammeln, verspinnen, spenden, Gutschrift

Die Vision der beiden Firmengründerinnen ist es bei steigender Nachfrage im Wollmarkt diese bisher verschwendete, wertvolle Ressource der Erde zu retten. Doch der Weg an die ausgekämmte Unterwolle überhaupt zu kommen, ist ziemlich kompliziert. Die Idee ist ein Netzwerk aus Hunde-Unterwolle-Sammlern aufzubauen, von dem jeder profitiert.

Hundert Hunde

Mit der Hilfe von hunderten Vierbeinern und ihren Pflegern produziert Modusintarsia bereits erfolgreich Chiengora.

Gemeinsam mit einer kleinen Spinnerei in Sachsen wird die geruchsfreie, flauschige Wolle in wunderschönen Naturfarben und weichen Qualitäten produziert. Reines Chiengora ist zu 80 Prozent wärmer als Schafwolle und kann den Wärme- und Kälte-Haushalt auf natürlich Weise regulieren. Um das Garn ausreichend elastisch zu halten, wird aktuell aus Deutschland bezogene Alpaka und Merino-Wolle beigemischt.

Wertvolle Ressource

Allein in Europa werden geschätzt mehr als 85 Mio. Hunde als Haustiere gehalten, wovon etwa die Hälfte potentiell relevant für das Unternehmen ist. Die Unterwolle fällt bei der routinierten Fellpflege der Haustiere durch das Kämmen des Fells an, und wird bis dato von den Haltern über den Hausmüll entsorgt.

Die Idee diese Ressource dem Markt zugänglich zu machen und einen nachhaltigen Beitrag in der Textilindustrie leisten zu können, hatte Gründerin Ann Cathrin Schönrock, die als gelernte Strick- und Modedesignerin auf der Suche nach einem authentisch nachhaltigen Garn für ihren Master war.

Schnell wurde klar, dass Chiengora mehr Potential und Einfluss haben sollte. Nach dem ersten erfolgreichen Jahr stieg Franziska Uhl, angehende Textilingenieurin, mit ein. In diesem Jahr planen Sie die erste Tonne des kostbaren Rohstoffs zu sourcen.

Das junge ambitionierte Unternehmen leistet auf zwei Ebenen Pionier-Arbeit.

Zum einen baut es seit Jahren ein einzigartiges Crowdsourcing-Netzwerk aus, in dem europaweit Hundebesitzer, Züchter und Hundesalons, die die in ihrem Haushalt anfallende Unterwolle einsenden, fair entlohnt werden. Bis zu 100 Prozent des Rohwollen Wertes können aber auch an das firmeneigene Baumprojekt oder Tierschutzorganisationen gespendet werden.

Zum anderen forscht und arbeitet Modus Intarsia intensiv an der Entwicklung und Optimierung von Verfahrenstechniken zur Verarbeitung des hochwertigen Rohstoffes Chiengora sowie der Analyse der Faser. Die Nachfrage nach den bereits entwickelten Industrie-Garnen ist groß.

Die Chiengora als tierische Hohlfaser im Feinheitsbereich von 11–21 micron bietet die optimale Grundlage ein hochwertiges Garn herzustellen, das vielseitig als textile Fläche einsetzbar ist. Dabei wird authentische Nachhaltigkeit durch den neu gedachten Ansatz der Rohstoffbeschaffung, wie auch der Verwendung einer Naturfaser, gewährleistet.

Modus Intarsia zeigt, wie man differenziert und neu herkömmliche Methoden und Herangehensweisen überdenken kann.

Das Vorhaben der beiden Gründerinnen aus dem Projekt ein innovatives Garn-Unternehmen zu gründen wird mit dem Exist-Gründungsstipendium des Ministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Eine Entscheidung für die European Social Innovation Competition sowie dem Bundespreis für Ecodesign für das innovative Projekt stehen noch aus.