28.10.24 – Forschung
Leitfähigkeit von smarten Textilien präzise messen
Ein Forschungsteam des Leibniz-IPHT, der Philipps-Universität Marburg und der Brown University in den USA hat eine neue Methode entwickelt, um die elektrische Leitfähigkeit von dünnen Schichten auf intelligenten Textilien exakt zu messen.
In einer zunehmend vernetzten Welt gewinnen intelligente Textilien, die beispielsweise in der Medizintechnik oder in Kleidung als Sensoren oder Energiequellen integriert werden können, an Bedeutung. Forschende am Jenaer Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) entwickeln solche innovativen Textilien, darunter energiewandelnde Solargewebe, thermoelektrische Generatoren, optische und thermische Sensoren sowie kühlende Materialien. Damit diese Textilien zuverlässig funktionieren, müssen sie mit leitfähigen Materialien beschichtet sein. Eine besondere Herausforderung besteht darin, diese hauchdünnen Beschichtungen gleichmäßig auf das flexible und unebene Textilgewebe aufzubringen – mit einer Dicke von nur wenigen Dutzend Nanometern haben sie etwa ein Tausendstel der Dicke eines menschlichen Haares. Nur so können die innovativen Funktionalitäten gewährleistet werden.
Um den Beschichtungsprozess zu optimieren, kooperiert das Leibniz-IPHT mit Forschenden der Philipps-Universität Marburg. Diese nutzen eine neue Terahertz-basierte Methode, um die Leitfähigkeit dieser hauchdünnen Schichten präzise, berührungslos und ortsaufgelöst zu messen. Dadurch lassen sich empfindliche Materialien, wie sie in der Textiltechnologie zum Einsatz kommen, analysieren, ohne sie zu beschädigen. „Terahertz-Strahlung liegt im elektromagnetischen Spektrum zwischen Infrarot- und Mikrowellenstrahlung“, erläutert Alexander Jäckel, Doktorand an der Philipps Universität Marburg, der die Messungen durchgeführt hat. Ihre Wechselwirkung mit den Materialien liefert wertvolle Informationen über deren Struktur und elektrische Eigenschaften.
Neue Einblicke in die Materialqualität von smarten Textilien
„Die Methode gibt uns einen detaillierten Einblick in die Qualität der Beschichtungen auf Textilien, die als smarte Kleidung in Bereichen wie der Gesundheitsüberwachung, der Energiewandlung oder Sicherheitsausrüstung eingesetzt werden können. Das hilft, die Produktion solcher Textilien zu optimieren“, erklärt Arbeitsgruppenleiter Dr. Jonathan Plentz vom Leibniz-IPHT. Mithilfe der Terahertz-Messungen können Defekte in den leitfähigen Schichten frühzeitig erkannt werden, bevor sie die Funktion der Textilien beeinträchtigen.
Die Forschungsteams testeten die Methode an zwei Materialien: Silber und Indiumzinnoxid (ITO). Beide werden häufig als leitfähige und transparente Beschichtungen auf Textilien verwendet werden. Mithilfe der Terahertz-Technologie konnten sie die Leitfähigkeit der Schichten genau kartieren und dabei fehlerhafte Stellen identifizieren, die mit konventionellen Methoden nur schwer zu erkennen sind.
Innovativer Ansatz für neue Anwendungen
Die gewonnenen Erkenntnisse könnten die Entwicklung langlebigerer und zuverlässigerer Smart Textiles vorantreiben. Besonders in der Medizintechnik und im Bereich der schützenden Kleidung könnten große Fortschritte erzielt werden. Auch andere Branchen wie die Automobilindustrie oder der Bereich der Wearables könnten von dieser Technologie profitieren. Die Methode ermöglicht eine schnelle und zuverlässige Qualitätskontrolle bei der Entwicklung von Sensoren und flexiblen Schaltkreisen auf Textilien.
Die Forschenden planen, die Technologie weiterzuentwickeln, um sie für industrielle Echtzeit-Qualitätskontrollen von intelligenten Textilien einzusetzen.