12.02.20 – Heimtextil — read English version

Feuerpause im Handelskrieg

Trotz des ersten Abkommens ist der US-China-Handelskrieg noch nicht beigelegt – auf der Heimtextil Frankfurt sprach man von einer „Feuerpause“.

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Der inzwischen schon zwei Jahre dauernde Handelskonflikt, der nur im beiderseitigen Einvernehmen gelöst werden kann, hat ein regelrechtes Durcheinander im Welthandel verursacht, da waren sich die Aussteller auf der Heimtexil-Messe einig. © Akarat Phasura/stock.adobe.com

 
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Wendy Tan, Geschäftsführerin von Nature-World Sdn. Bhd., Malaysia, und Mitarbeiter auf der Messe Heimtextil Frankfurt: „Malaysia gilt als ein zuverlässiger Lieferant, der Qualitätsprodukte liefert.“ © Manik Mehta

 
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Das erst vor kurzem in Washington unterzeichnete erste Handelsabkommen zwischen den USA und China – Teil 1 – soll den Weg eben zum zweiten umfangreichen Handelsabkommen, also Teil 2. Zwar gab es Erleichterung auf beiden Seiten, aber der Textilhandel ist sich nicht sicher, ob dieser erste Schritt zu einer Lösung führen wird. Schließlich ist es bislang nur ein Waffenstillstand und damit eine Art von „Feuerpause“ zwischen den beiden großen Volkswirtschaften. Aussteller und Fachbesucher auf der im Januar veranstalteten Heimtextil-Messe in Frankfurt sagten in Gesprächen, dass die USA dieses Teilabkommen abgeschlossen habe, weil der höchste Amtsinhaber der Nation Präsident Donald Trump als starker Mann in der Präsidentenwahl 2020 in den Augen seiner Anhänger erscheinen will. Auch der chinesische Präsident Xi Jinping will als starker Mann aus dem Handelskonflikt hervorgehen.

Zwei Jahre währender Handelskonflikt

Der inzwischen schon zwei Jahre dauernde Handelskonflikt, der nur im beiderseitigen Einvernehmen gelöst werden kann, hat ein regelrechtes Durcheinander im Welthandel verursacht, da waren sich die Aussteller auf der Heimtexil-Messe einig. Während das Exportgeschäft Chinas darunter gelitten hat, haben Lieferanten aus Ländern wie Bangladesch, Indien, Pakistan, Vietnam, Malaysia und Indonesien offenbar vom Handelskrieg profitiert. Amerikanische aber auch europäische Importeure wenden sich zunehmend an Lieferanten aus anderen Ländern, wenngleich die US-Regierung im Rahmen des Teilabkommens zugesagt hat, keine neuen Strafzölle zu verhängen.

Annemarie Wright aus New Jersey, die ihren indischen Lieferanten auf der Messe treffen wollte:

„Der Schock des Handelskriegs sitzt tief bei vielen amerikanischen Firmen, die ihre Textilien und Bekleidung aus China importieren.“

Hassan Suleri, der stellv. Geschaeftsfuehrer bei Sadhaqat Limited, Faisalabad, Pakistan (Unternehmen für Bettwaren):

„Unsere wichtigsten Märkte sind Europa und die USA. Wir spüren einen Anstieg der Besucherzahl, insbesondere aus Nordamerika. Ich kann nicht genau sagen, ob dies mit dem Handelskrieg zusammenhängt, aber das kann man natürlich auch nicht ganz ausschließen.“

Auch andere asiatische Aussteller hatten Ahnliches zu berichten. Nature World Sdn. Bhd., mit Sitz in Shah Alam, Malaysia, war „sehr zufrieden“ mit der Besucherzahl aus Nordamerika, aber auch aus Brasilien, Kolombien, usw. „Viele nordamerikanische Käufer wollen ihre Importe diversifizieren. Sie suchen nach neuen Importquellen, weil für sie der Handelskonflik riskant erscheint. Also suchen sie nach neuen Lieferanten in anderen asiatischen Ländern.“

Firmen aus Malaysia gelten als zuverlässig

„Malaysia gilt als ein zuverlässiger Lieferant, der Qualitätsprodukte liefert“, meinte Wendy Tan, die Geschäftsführerin bei Nature World. Ihr Firma liefert Bettwaren (Decken, Kissen, Decken, usw.). Auch wenn die seit 2018 verhängten zusätzlichen Importzölle im Wesentlichen zunächst noch weiterhin bestehen werden, erwarteten deutsche Heimtextil-Fachbesucher ein „kurzes Aufatmen“ im Textilhandel. Die Pause könnte eventuell zu einer breitangelegten Entspannung führen, so ein deutscher Textilimporteur.

China verpflichtet sich mit dem nicht veröffentlichten Abkommen nach amerikanischen Angaben, seine Gesamtimporte aus den USA innerhalb von zwei Jahren um 200 Mrd. US-Dollar zu erhöhen. Als Basis wurde das Jahr 2017 vereinbart, als China US-Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 190 Mrd. US-Dollar importierte. Eine Erhöhung um durchschnittlich 100 Mrd. Dollar pro Jahr wäre also eine bedeutende Steigerung. Auch nach 2021 sollen Importe weiter steigen, „um die Handelsbeziehung signifikant auszubalancieren“, so die US-Regierung.

Trump hatte den Handelskonflikt ursprünglich begonnen, weil China weit mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Aus Kostengründen produziert China inzwischen Textilien und Bekleidung auch in anderen Ländern, die den Strafzöllen somit nicht unterliegen und China die Strafzölle umgehen kann.

Die Folgen des Handelskrieges

Die großen amerikanischen und europäischen Kaufhäuser müssen ihre Einkaufsstrategien ändern, da die Produktions- und Importkosten ständig steigen und die Lieferketten in Unsicherheiten geraten. Der amerikanische Dachverband der Modeindustrie –the „United States Fashion Industry Association“ (USFIA) – begrüßte die Ankündigung des ersten Teilabkommens, dennoch besteht weiterhin Unsicherheit und so hat der USFIA die amerikanische Regierung bereits aufgefordert, den Handelskrieg zu beenden.

Auch China hatte Strafzölle gegen amerikanische Produkte verhängt. Die chinesischen Strafzölle betrugen seit Beginn des Handelskrieges 12 Mrd. US-Dollar, allein im Oktober betrugen die Zölle 1,3 Mrd. US-Dollar.

(K)ein Ende in Sicht?

Wann der Handelskrieg endgültig gelöst sein wird, weiß niemand – sicher ist jedoch, nicht vor der US-Präsidentschaftswahl. Möglich ist, dass der US-Präsident zusätzliche Zölle verhängt, sollte das Abkommen von China nicht umgesetzt werden. Finanzminister Steven Mnuchin deutete dies jedenfalls neulich in einem Interview mit dem Sender CNBC schon mal an. Bestehenden Strafzölle würden erst nach Abschluss des zweiten Abkommens aufgehoben.

Nach Angaben von Zhang Tao, dem Generalsekretär des chinesischen Textilhandelsausschusses – besser bekannt unter der Abkürzung CCPIT – räumte im Gespräch mit textile network ein, dass 2019 ein „schwieriges Jahr“ für die Textilindustrie gewesen sei. „Unser Textilienexport nach den USA litt unter den Straffzöllen. Die USA ist der zweitgrößte Markt nach der EU. Die amerikanischen Strafzölle für Bekleidung und Fertigprodukte sind höher als für Stoffe“, so Tao. Der Gesamtexport von Bekleidung und Textilien aus China 2019 betrug ca. 268 Mrd. US-Dollar; davon betrug der Export nach den USA in demselben Jahr ca. 40 Mrd. US-Dollar.

Der Handelskrieg hatte aber eine Art von Panik bei den amerikanischen, aber auch bei einigen europäischen Firmen ausgelöst. Viele von chinesischen Lieferanten abhängigen Importeure überlegen sich derzeit, ob sie ihre Importe weg aus China verlagern, die Preise für die Verbraucher erhöhen oder die Produkte mit Änderungen auf den Markt bringen sollen. Deutsche Unternehmer betonten auf der Heimtextil-Messe gegenüber textile network, dass sie das Teilabkommen begrüßen, da es zu einer Entspannung führe. Dadurch sei mit dem Teilabkommen zumindest „eine weitere globale Eskalation bei den Zöllen vorerst vermieden“. Olaf Schmidt, Vizepräsident Textiles & Textile Technologies bei Messe Frankfurt im Gespräch mit textile network: „Die Unsicherheit ist nicht gut für’s Business, die Geschäftsleute müssen mittel- und langfristig planen.“ Allerdings können Firmen auch in schwierigen Zeiten ihre Produkte gut verkaufen, insbesondere aufgrund von Branding und Qualität. Der Preis ist nicht das einzige Kriterium, betonten einige Kenner des internationalen Textilhandels gegenüber textile network.