19.12.23 – Sorgfaltspflicht in der Textilbranche

Die Rolle freiwilliger Nachhaltigkeitsstandards

Exzessive Überstundenarbeit, Unterbezahlung, Zwangsarbeit und sexuelle Belästigung – Vorfälle, mit denen die Textilbranche immer wieder für internationale Schlagzeilen sorgt und so in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit rückt. Vor diesem Hintergrund wird deutlich: Verantwortungsvolle Unternehmensführung und unbedingte Sorgfaltspflicht sind nicht nur notwendig, sondern auch ein unverzichtbarer Baustein, wenn man die Textilbranche so umstrukturieren möchte, dass deren Praktiken mit globalen Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsstandards in Einklang stehen.

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© GOTS

 
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Zentral für einen derartigen Wandel sind die freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards (Voluntary Sustainability Standards, VSS). Sie sind regelrecht zu einem Schlüsselinstrument geworden, wenn es um die Förderung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte oder die Anwendung des „OECD-Leitfadens für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten in der Bekleidungs- und Schuhwarenindustrie“ geht.

Ein absoluter Meilenstein in dieser Entwicklung ist die GOTS-Version 7.0, die im März 2023 veröffentlicht wurde – mit ihr werden durchdachte Kriterien eingeführt, die die zertifizierten Unternehmen dazu verpflichten, Managementsysteme für die Einhaltung der Sorgfaltspflicht in ihre betrieblichen Abläufe einzubinden. Die Integration dieser Kriterien trägt dem dringenden Bedarf des Textilsektors nach greif- und umsetzbaren Richtlinien Rechnung, weil sie weit über die bisherige theoretische Einhaltung der Grundsätze zur Sorgfaltspflicht hinausgeht und Handlung verlangt.

Denn GOTS ist überzeugt, dass es in Sachen Sorgfaltspflicht um mehr gehen muss, als die bloße Deklaration von Prinzipien und Visionen – die tatsächliche, faktische Umsetzung zählt. Diese Überzeugung deckt sich mit der allgemeinen Erkenntnis der Textilbranche, dass sämtliche Bemühungen um nachhaltige und gesetzeskonforme Geschäftsmodelle unerreichbar bleiben, wenn die damit einhergehende Sorgfaltspflicht nicht gewissenhaft praktiziert wird. Um die Integration von Sorgfaltspflichtsystemen zu unterstützen, hat GOTS ein Sorgfaltspflichthandbuch für zertifizierte Unternehmen erstellt. Dieses Handbuch erläutert als pragmatischer Leitfaden einen sechsstufigen Prüfungsrahmen zum Thema Sorgfaltspflicht, der Unternehmen dabei hilft, Risiken in ihren Geschäftsabläufen zu erkennen, zu managen und zu mindern.

Im Mittelpunkt der GOTS-Mission steht die Verpflichtung, sicherzustellen, dass zertifizierte Unternehmen nicht nur auf dem Papier die Anforderungen erfüllen, sondern angemessene und ausreichende Anstrengungen unternehmen, um die Menschenrechte zu achten und die Umwelt zu schützen. Diese Grundhaltung spiegelt sich in den strengen Kriterien des Standards wider, die nicht nur eine oberflächliche Einhaltung, sondern ein tief verwurzeltes Engagement für verantwortungsvolles Handeln verlangen. Um sicherzustellen, dass die GOTS-Kriterien tatsächlich mit den internationalen Rahmenbedingungen übereinstimmen, unterzieht sich GOTS derzeit dem OECD Alignment Assessment – einer seriösen und unabhängigen Bewertung der Übereinstimmung der GOTS-Kriterien mit den OECD-Leitlinien für die Sorgfaltspflicht in verantwortungsvollen Lieferketten der Bekleidungs- und Schuhindustrie.

GOTS 7.0 basiert auf anerkannten internationalen Rahmenbedingungen und bietet Unternehmen eine solide Grundlage, um die Einhaltung nationaler Sorgfaltspflichtgesetze zu gewährleisten – einschließlich des deutschen Lieferkettengesetz (LkSG), des französischen Sorgfaltspflichtgesetz, des norwegischen Transparenzgesetzes und kommender EU-Verordnungen.

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