15.11.19 – Menschliche Interaktion statt Programmiersprache — read English version

Mit Wandelbots ganz leicht zu 4.0

Junges Startup aus Dresden wird mit seinem „textilhaltigen“ Angebot für die Industriedigitalisierung regelrecht überrannt.

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Mitbegründerin und Software-Spezialistin Maria Piechnick inmitten des Wandelbots-Gründungsteams. © Wandelbots

 
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Mit „Vorturnen“ und einer speziellen Software von Wandelbots werden Roboter programmiert. © Wandelbots

 
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Die Robotik-Basisentwicklung des aus ehemaligen Doktoranden bestehenden Gründerteams sensibilisiert unter dem Slogan „20 Mal schneller und 10 Mal kostengünstiger“ die 4.0-Szene. Der große Durchbruch für das heute bereits 64 Mitarbeiter zählende Team kam 2016 auf der Hannover Messe; seitdem reißen Aufträge, Herausforderungen und Pilotlösungen nicht ab. Auch bekannte Business-Angels und hochrangige Experten geben sich in Dresden die Klinke in die Hand. „Wir hatten eigentlich Mittelstandfirmen im Fokus; inzwischen arbeiten wir auch für Autokonzerne und andere Großfirmen“, sagt Mitgründerin Maria Piechnick, die selbst als Softwarespezialistin u. a. auf Wearable Technologies and Computing spezialisiert ist.

Menschliche Interaktion statt Programmiersprache

Der revolutionäre Gedanke dabei: Statt Roboter aufwendig (um)programmieren zu müssen, lassen sich neue Bewegungsszenarien für den Kollegen aus Blech jetzt von einem fast x-beliebigen Mitarbeiter via sensorbestückter Jacke oder mit einem intelligenten Stift einüben. Bei dieser Interaktion überträgt das Wearable mit einer Software von Wandelbots die menschlichen Bewegungsmuster an den Industrieroboter – „später vielleicht auch an Roboter für Haushalt und Pflege“, sagt Maria Piechnick.

Wenn beispielsweise das Umprogrammieren von fünf Robotern schon mal anderthalb Tage dauern und mehr als 20.000 Euro kosten kann, dann liegt der Mehrwert dieser neuen Steuerungstechnologie auch ohne viel Worte auf der Hand. Selbst Kleinfirmen wie eine Bäckerei in der Lausitz profitieren von der Neuentwicklung, die einfach hochflexibel und hochadaptiv ist. Dort sortiert jetzt ein per Sensorjacke angelernter Greifer die Brötchen eines Backautomaten auf die für den Verkauf bereitstehenden Bleche.

Weitere Anwendungen, die die Dresdner gerade für kleine und mittlere Unternehmen umgesetzt haben, sind beispielsweise das Schleifen von Holzteilen oder das Bestücken von Maschinen. Wird Robotik derartig angelernt, so wird es auch für kleinere Firmen mittelfristig einfacher, sich in Richtung Losgröße 1 zu bewegen und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, ist man bei Wandelbots überzeugt. Das Konzept der Robotersteuerung per Smart Textiles, das bei VW und Infineon bereits angewandt wird und selbst Weißware-Hersteller und Kosmetikproduzenten erreicht hat, trifft derartig ins Schwarze, dass nationale und internationale Geldgeber die Expansion der Firma u. a. nach China mit 6 Mio. US Dollar unterstützen.

Zusammenarbeit mit Textilern

Naturgemäß arbeiten die Softwareexperten mit Blick auf die Textilkomponenten ihrer Innovation auch mit Textilforschern zusammen. Das der benachbarten TU Dresden angeschlossene Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstoffe (ITM) ist beispielsweise Partner in einem gemeinsamen ZIM-Projekt. Entwicklungsziel ist es, per 3D-Stricktechnik gleich auch die Daten- und Stromkabel für die Sensorik in die Jacke zu integrieren.

Zu anderen Instituten mit smarttextiler Kompetenz, so heißt es, würden Arbeitskontakte aufgebaut.