29.11.19 – Hoch fliegende Faserverbünde
Rolls-Royce auf der ADD in Dresden
Rolls-Royce und die Luftfahrtindustrie zum Start der Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference am Donnerstag in Dresden mit dabei.
Jets ohne massiven Anteil von Faserverbundstrukturen sind bei Airbus, Boeing und andere Herstellern mittlerweile undenkbar. Jetzt ersetzt die Triebwerkwerkbranche einige metallische Bauteile zunehmend durch Composites, wie Rolls-Royce zum Start der zweitägigen Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference am Donnerstag in Dresden erläuterte.
Die Luftfahrtindustrie
Die Luftfahrtindustrie schätzt den Bedarf an neuen Fluggeräten bis 2040 auf 37.000 Jets. Dass diese Technik signifikant CO2 und Stickoxide einsparen und zugleich ihren Lärmpegel senken muss, liegt ebenso auf der Hand wie die Tatsache, dass es wohl noch eine Zeit braucht, bis in 10.000 km Flughöhe gas-elektrische Hybridturbinen eingesetzt werden können.
Vor diesem Hintergrund hat sich der auch in Deutschland vor den Toren Berlins produzierende Konzern Rolls-Royce von Textilern in die Karten schauen lassen. Offizieller Anlass: Seit 2007 begrüßt die im Jahresturnus stattfindende ADD als größte europäische Konferenz für Technische Textilien Vertreter eines Gastlandes – diesmal Großbritannien.
Triebwerke mit hohen Verbrennungstemperaturen und Faserverbund – wie geht das zusammen?
Ronny Swoboda, Material Engineer von Rolls-Royce am Standort Dahlewitz, favorisiert dafür die „kalten“ Bereiche des Triebwerks, die thermisch nur bis 180 Grad Celsius belastet werden. Das betrifft beispielsweise das vordere Schaufelgehäuse, das als Schutzhülle fungiert und besondere Sicherheitsanforderungen erfüllen muss, die großen Fanschaufeln vorn am Triebwerk (Stichwort Vögel) sowie Flansche. Für die drei Anwendungsschwerpunkte hat der britische Weltkonzern verschiedene textile Verfahren erschlossen: Wickelprozesstechnik (Containment), Flechttechnik und das Tailored Fibre Placement für die Flansche.
Ultra Fan ab 2021
Das erste Triebwerk auf dieser Grundlage namens Ultra Fan soll 2021 erste Probeläufe absolvieren. Der Einsatz neuer Werkstoffe, so Swoboda auf Nachfrage von textile network, mache nur Sinn, wenn an der Turbine „durch Faserverbund mindestens 20 Prozent Gewicht eingespart werden.“
Rolls-Royce sei der Einladung nach Dresden gern gefolgt, weil man sich hier über den Stand der Textilforschung zum Thema Leichtbaustrukturen auch unter dem Aspekt der Verfügbarkeit von Lösungen informieren wolle. Sein Haus plane zudem, auf die Textilwissenschaft „zuzugehen“, so der Referent.
Die ADD 2019
Die ADD 2019 legt mit vier parallelen Sessions zu aktuellen Entwicklungen/Marktstrategien, Best Practices, Faserverbund/Composites und neue Werkstoffe den besonderen Fokus auf industrielle Relevanz. Die Konferenz mit rund 600 Teilnehmern aus 26 Ländern versteht sich als Plattform und Branchentreff zwischen Geschäftsleitungen, Fachexperten & Nachwuchskräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft. Aachen, Dresden und Denkendorf bilden erfolgreich das „textile Dreieck – Gemeinsam textile Zukunft sichern“.