Als Dalia Hasan kürzlich wieder in Indien unterwegs war, um neue Produktionsstätten für ihre nachhaltige Kollektion zu gewinnen, macht es Eindruck, dass die Gründerin aus Bonn beim Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie gerade Start-up des Monats war. Die Bonnerin hat Green Textile Solutions gegründet. Ihre Berufsbekleidung für Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird ausschließlich aus Naturfasern produziert.

Mit ihrer Geschäftsidee präsentiert sich Dalia Hasan sowie andere Start-ups auch auf Messen am Stand vom Gesamtverband textil+mode und knüpft dort wichtige Kontakte in der Textilindustrie. Für das Team vom Gesamtverband textil+mode ist es wichtig, die Start-up-Szene mit den rund 1.400 mittelständischen Unternehmen der Branche zusammen zu bringen. Und so werden regelmäßig gemeinsame Messeauftritte, Veranstaltungen und Netzwerktreffen organisiert.

Ein Jahr Tex Started – das Start-up Netzwerk von textil+mode

Seit einem Jahr gibt es dazu auch das Netzwerk Tex Started. Mareike Giebeler vom Gesamtverband textil+mode hat es mit viel Engagement und besten Kontakten in die Start-up-Szene aufgebaut: „Wenn traditionelle Mittelständler auf Start-ups treffen, wird häufig von zwei Welten gesprochen.“ Ihrer Erfahrung nach liegen diese beiden Welten gar nicht so weit auseinander.

„Mittelständler und Gründer sind oft vom gleichen Schlag. Beide sind veränderungsbereit und wissen, dass Innovationen der Stoff der Zukunft sind. Hier haben die jungen dynamischen Gründer oft ganz neue Ideen, die zusammen mit der Erfahrung des Mittelstands die besten Voraussetzungen für vielversprechende Partnerschaften sind“, betont Giebeler im Gespräch mit textile network. Der Digitalverband Bitkom stellte in einer Befragung von mehr als 300 Start-ups fest, dass die große Mehrheit deutscher Startups mit etablierten Unternehmen zusammenarbeitet. Bitkom bewertet diese Art der Kooperation insgesamt als sehr positiv. So kooperieren 4 von 5 Start-ups (79 Prozent) mit Unternehmen und geben 3 von 5 Start-ups (60 Prozent) an, dass sie sogar gemeinsam mit etablierten Unternehmen neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Das Fazit der Bitkom-Studie: Die Kooperation zwischen Start-ups und Mittelständlern sowie Großunternehmen ist nicht nur die beste Start-up-Förderung, sondern bringt auch die Digitalisierung in Deutschland voran!

„Tex Started meets Industry“

Bis auf den letzten Platz besetzt ist der „Tex Started meets Industry“-Pitch, den der Gesamtverband textil+mode im Rahmen seiner ersten PolitFashionNight in Berlin abhält. Ein gutes Dutzend spannende Start-ups präsentiert in der German Fashion Lounge, was textile Zukunft zu bieten hat. So bringen die Gründer Kai Müller und Sven Batista Steinbach ihren 3D-Avatar auf ihrer App zum Tanzen, mit der sich jeder kostenlos vermessen lassen kann. Kleidung einfach auf den Leib geschneidert – die Idee macht Eindruck!

„Was wir hier anbieten, kann auf der Welt sonst keiner“, sagt Kai Müller, CCO von Aiveras selbstbewusst. „Wir setzen mit unserem Konzept auf Mode, die passgenau vor Ort und nachhaltig nach Kundenwunsch entsteht, eine vollautomatische Maßschneiderei.“ Die jungen Gründer haben für sich eine Marktlücke entdeckt und sehen im Bereich der Automatisierung in der Modeindustrie große Chancen. Aiveras hat dazu einen neuartigen Nähroboter entwickelt. Der entsprechende Prozess-/Bestellvorgang für den Kunden: Persönliche Maße mit dem Smartphone ausmessen, Design und Stoffe aussuchen und „fertig“ ist das Wunschkleidungsstück, das dann ein paar Tage später per Paket geliefert wird. Mit seiner vollautomatischen Maßschneiderei will Aiveras die Fertigung wieder nach Europa bringen. Jeder einzelne Kunde, so die Gründer, erhält so die Möglichkeit, seine eigene Kollektion zu tragen.

„Innovative Start-ups sind der Motor des strukturellen Wandels“, so Bundeswirtschaftsminister Altmaier. Die Bundesregierung ist überzeugt: Start-ups ermöglichen den Zugang zu disruptiven Technologien und Geschäftsmodellen, beschleunigen das Tempo bei der Erprobung und Markteinführung neuer Produkte und erfrischen mit neuer Dynamik und agilen Arbeitsweisen. Auf der anderen Seite hat der Mittelstand den jungen Gründern jede Menge zu bieten: langjährige Erfahrung in Vertrieb und Unternehmensführung, breite Branchenkenntnisse und ein etabliertes Netzwerk an Lieferanten und Kunden. Damit sind viele mittelständische Unternehmen der perfekte Partner für Wachstum und Skalierung und fungieren für Startups als Katalysator beim Zugang zum Markt.

Potentiale für beide Seiten

Für das junge Unternehmen Foursource hat sich das Netzwerk bereits bewährt: „Der Kontakt zu Wirtschafts- und Verbandsvertretern ist für uns als Start-up elementar. Für unser Plattform-Angebot ist die Vernetzung mit anderen Unternehmen die Grundlage für unseren Erfolg“, erklärt Godecke Wessel, Geschäftsführer und Gründer des Berliner Start-ups, das inzwischen 65 Mitarbeiter hat. Mit ihrer innovativen Matching-Funktion verbindet die digitale Beschaffungsplattform die richtigen Partner in der globalen Mode- und Textilindustrie: Einkäufer und Hersteller können auf der Plattform zielgerichtet suchen, filtern und sich mit relevanten Partnern in Verbindung setzen. Ein Angebot, dass inzwischen namhafte deutsche Modemarken für ihren Beschaffungsprozess gern nutzen.

Anja Merker, Geschäftsführerin des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums textil vernetzt beim Gesamtverband textil+mode:

„Kooperationen mit Start-ups ermöglichen dem Mittelstand neue Perspektiven für das eigene Business, insbesondere im Kontext der Digitalisierung. Die unternehmerischen Themen wandeln sich und es entstehen viele disruptive Ideen, die herkömmliche Geschäftsmodelle in Frage stellen oder gar ablösen. Diesen Prozess müssen gerade auch Mittelständler mitgestalten, denn die frühzeitige Identifikation innovativer Technologietrends wird in Zukunft ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Unternehmen sein. In Großkonzernen sind Kooperationen bereits übliche Praxis. Sie unterhalten eigene Gründerteams, Inkubatoren und vieles mehr. Bei Bedarf kaufen sie ganze Start-ups auf und verschaffen sich so einen Innovationsschub. Mittelständler müssen hier andere Wege finden. Deshalb bieten wir als Dachverband auch verschiedene Formate und Vernetzungsmöglichkeiten an.“

Dr. Walter Erasmy, Hauptgeschäftsführer vom Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie:

„Die Zusammenarbeit von Start-ups und Industrie bietet für unsere Branche große Potenziale. Wir müssen als Verbände versuchen, unsere Unternehmen weiter mitzunehmen, mehr Interesse an dem Thema zu wecken und weitere Gelegenheiten für den Austausch von beiden Seiten zu ermöglichen.“

Tex Started sucht Start-up des Monats

Mit Tex Started bietet der Gesamtverband textil+mode innovativen Start-ups in der Textil- und Modeindustrie ein branchenspezifisches Netzwerk, um Kooperationen zu fördern und innovative Gründungen zu unterstützen.

Jeden Monat hat ein junges Unternehmen die Chance, sich exklusiv der Branche auf der Verbandswebsite, via Facebook und Twitter sowie im Digitalmagazin für die Mitglieder vorzustellen.

Zur Bewerbung geht es HIER.

Die Serie „Stars der Zukunft“ ist 2019 in Print sowie online erschienen:

Stars der Zukunft – Teil 1

Es muss dringend etwas passieren!

in textile network 1-2/2019

Stars der Zukunft – Teil 2

Go Textile? Go digital!

in textile network 3-4/2019

Stars der Zukunft – Teil 3

Zukunft sichern!

in textile network 5-6/2019

Stars der Zukunft – Teil 4

Blick in die Textilforschung

in textile network 7-8/2019

Stars der Zukunft – Teil 5

Beispiele, die Schule machen!

in textile network 9-10/2019

Stars der Zukunft – Teil 6

Start-ups treffen Mittelständler

in textile network 11-12/2019