09.02.22 – Einzelhandel

Weiterhin Probleme durch Lieferengpässe

Bereits im Weihnachtsgeschäft 2021 verzeichneten Händler deutliche Umsatzausfälle durch die schlichte Nichtverfügbarkeit von Waren. Eine Konsumentenbefragung der Strategieberatung Oliver Wyman belegt weitere Probleme im deutschen Einzelhandel.

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Neben regulatorischen Erschwernissen und Kostensteigerungen infolge der Corona-Pandemie bringen zum Jahresauftakt vor allem Lieferengpässe etliche Non-Food-Händler in erhebliche Schwierigkeiten. © Mymemo/stock.adobe.com

 

Für viele Händler geht es um die Existenz, warnen die Handelsexperten von Oliver Wyman: Gerade für große Handelsketten im Bereich Elektronik, Textil oder Spielwaren erweist sich das auf Volumenstärke getrimmte Geschäftsmodell in der Krise als riskant. Seit der Vorweihnachtszeit scheinen für beliebte Geschenke neue Gesetze zu gelten.

Spielekonsolen und hochwertige Küchenmaschinen etwa waren heiß begehrt, aber ungewöhnlich knapp – die Preise stiegen, vielerorts waren sie gar ausverkauft. „Die Menschen wollten sich etwas gönnen, aber fanden nicht, was sie suchten“, sagt Rainer Münch, Partner und Leiter der europäischen Praxisgruppe Handel und Konsumgüter bei Oliver Wyman. Eine repräsentative Online-Befragung der Strategieberatung rund um den Jahreswechsel zeigt ein für den Handel alarmierendes Bild: Knapp die Hälfte (49 %) der Befragten in Deutschland gaben an, dass ihre gewünschten Produkte nicht verfügbar waren. In diesem Fall verzichteten 31 % der Enttäuschten auf den Kauf oder reduzierten zumindest ihre Ausgaben. „Das ist faktisch entgangener Konsum, der nicht mehr nachgeholt wird“, sagt Münch.

Preise „spürbar gestiegen“

Mit Blick auf die Nichtverfügbarkeit in verschiedenen Warengruppen liegen die Elektroartikel mit 40 % der Nennungen vorne, gefolgt von Lebensmitteln und Getränken mit 28 %, Spielwaren mit 25 % und Textilien und Schuhen mit 22 %. Zugleich trieb die Knappheit die Preise: 68 % der Befragten nahmen diese als „spürbar gestiegen“ wahr. 31 % empfanden das stationäre Einkaufserlebnis in Corona-Zeiten zudem als „weniger schön“ – und gaben dies als Grund für ihre Kaufzurückhaltung an. 19 % nannten Sorgen um die Zukunft als spezifisches Hemmnis. Coronabedingte Lieferprobleme entstehen zusätzlich durch Unterbrechungen der globalen Warenströme etwa infolge geschlossener Häfen oder Produktionsstopps bei Zulieferern.

Kostendruck durch Pandemiebekämpfung

Die kritische Lage der Händler setzt sich für Münch aus einem Dreiklang zusammen: Zu den Versorgungslücken durch Knappheit und gestörte Lieferketten kommen weitere pandemiebedingte Probleme. So treibt der Aufwand für Hygiene, Eingangskontrollen, Pandemiesicherheit der Mitarbeiter sowie das Vorhalten von Notfallplänen die Kosten. Drittens erschweren generelle Kostensteigerungen, etwa bei den Energiekosten oder Verbrauchsmaterialien wie Papier, das Geschäft.

Für 2022 erwartet daher auch Jens Torchalla, Partner bei Oliver Wyman, eine Verschärfung der Lage: „Wir müssen uns auf ein Handelsjahr einstellen, in dem die üblichen Gesetze der Marktwirtschaft zum Teil ausgehebelt werden.“ Parallel läuft die Transformation in Richtung Online-Shopping weiter und viele Verbraucher halten angesichts von Zukunftssorgen das Geld beisammen. „Eine Entspannung der Lage ist für den stationären Handel nicht in Sicht.“

  • Über die Konsumentenbefragung: Für die Oliver Wyman-Befragung wurden mehr als 1.400 Konsumenten in Deutschland sowie über 500 weitere Konsumenten in Österreich und der Schweiz zu ihren Weihnachtseinkäufen und ihren Erwartungen und Konsumplänen für 2022 befragt. Die Befragung wurde im Dezember 2021 und im Januar 2022 durchgeführt.

Katja Keienburg, Redakteurin Meisenbach Verlag

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