07.12.22 – Special Digitalisierung – Teil 4

Hut ab! Textil vernetzt

Wenn das Team von „Textil vernetzt“ beim Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie zusammensitzt, gibt es immer viel zu tun. Denn das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum“ hat sich fünf Jahre nach seiner Entstehung zu einem Erfolgsmodell entwickelt.

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Seit fünf Jahren unterstützt das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Textil vernetzt“ Unternehmen wie das Kindermodelabel Kapelusch bei der Digitalisierung. © Kapelusch

 
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Textil vernetzt-Geschäftsführerin Anja Merker ist stolz auf die Leistung des ihres Teams: Innerhalb von fünf Jahren hat „Textil vernetzt“ 20.000 Menschen aus 11.000 Unternehmen erreicht. © Photothek

 

Zusammen mit seinen Partnern informiert „Textil vernetzt“ kleine und mittlere Unternehmen über neue Technologien im Bereich Digitalisierung und unterstützt sie bei der Einführung.

So auch geschehen beim Kindermodelabel Kapelusch aus Stuttgart. Dank „Textil vernetzt“ gab es in diesem Jahr eine Premiere: den ersten digitalen Zwilling bei Kapelusch.

Unterstützt wurden die Hersteller der nachhaltigen Kinderbekleidung durch den Textil vernetzt-Partner Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) aus Denkendorf. Die Kinder-Mode bei Kapelusch besteht aus nachwachsenden, natürlichen Materialien. Durch die Herstellung in Deutschland in kleinen Produktionsserien entstehen keine unnötigen Überschüsse und die negativen Umweltauswirkungen sind dadurch geringer. Auch die kurzen Transportwege in Deutschland haben einen zusätzlichen positiven Effekt auf die Emissionen. Jetzt soll die Digitalisierung weitere Nachhaltigkeitspotentiale erschließen.

Dazu wurden in einem früheren „Textil vernetzt“-Projekt die Körpermaße von Kindern digitalisiert, um zu erstellende Schnitte besser auf deren Proportionen abzustimmen. Bislang werden die Schnittmuster weiterhin konventionell händisch angefertigt. Der Aufwand dafür – zeitlich, materiell sowie finanziell – ist recht hoch. Auf dem virtuellen Weg kann hier jede Menge gespart werden: Ressourcen und auch Geld. Die Prototypherstellung wird somit deutlich umweltfreundlicher.

Die Denkendorfer unterstützen Kapelusch dabei, auch den Schnittprozess schrittweise zu digitalisieren: Am Beispiel einer Kinderhose wird ein digitaler Zwilling in 3D realisiert. 3D-simulierte Kleidungsstücke können ohne Materialverbrauch nachbearbeitet werden.

In einem ersten Workshop haben die DITF und das Unternehmen nun den Schnitt der Kinderhose aus den vorhandenen Bilddaten in einem Design-Programm für Bekleidung umgesetzt und an einem Avatar virtuell in 3D vernäht. Die zuvor digitalisierten Stoffe und Applikationen von Kapelusch ermöglichen ein virtuelles Abbild des Kleidungsstücks in den unterschiedlichsten Ausführungen. Was noch fehlt, sind kleinere Nacharbeiten an den virtuellen Stoffen.

Nahezu 90 Projekte in nur 5 Jahren

Für Anja Merker, Geschäftsführerin des „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums“, ist das Stuttgarter Kindermodelabel eines von fast 90 Digitalisierungsprojekten, die mithilfe der Partner von „Textil vernetzt“ auf der Erfolgsliste der vergangenen fünf Jahre stehen: „Wir sind selbst überrascht, wie gut unsere Angebote wahrgenommen wurden. Wenn wir all die Veranstaltungen und Projekte der vergangenen fünf Jahre zusammenzählen, können wir tatsächlich eine beachtliche Bilanz vorlegen: Mit unseren Workshops, Infoveranstaltungen, Unternehmergesprächen, Labtouren und Roadshows haben wir an den sechs Standorten in mehr als 1.900 Terminen über 20.000 Menschen aus 11.000 Unternehmen erreicht.“

Und die Liste der Zahlen lässt sich fortsetzen: In 88 Digitalisierungsprojekten aus den Bereichen Produktion, Prozesse und Produkte wurden 85 KMU konkret bei ihren individuellen Digitalisierungsvorhaben unterstützt. Die Partner von „Textil vernetzt“ an den Standorten Aachen, Chemnitz, Denkendorf, Stuttgart und Villingen-Schwenningen konnten die Unternehmen bei den Themen Optimierung von Produktionsprozessen, vernetzte Produktion, Automatisierung, Datenanalyse oder auch Sensorik unterstützen. Gefragt sind seitens der Unternehmen auch KI-Anwendungen für die Bereiche Qualitätssicherung oder vorausschauende Wartung.

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Erfahren Sie mehr zu Textil vernetzt und zur Digitalisierung in deutschen Textilunternehmen in unserem Podcast mit Geschäftsführerin Anja Merker.