06.09.22 – Kraft des Tuns

VDMD Trend-Puls für Winter 2023/24

Wie zu jeder Saison ist das Team des VDMD-Trend-Researchs zusammengekommen, um gesellschaftliche Entwicklungen zu analysieren und eine Trend-Prognose aufzustellen.

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© VDMD/Mara Michel

 

Ein so radikaler Einschnitt, wie in der aktuellen europäischen Geschichte, verlangt nach einem neuen Verhalten zueinander, auch neuer Haltung zur Arbeit und zur „freien Zeit“. Wir brauchen neues Denken, neue Wege und neuen Mut für die gewaltige Transformation.

Die drei Weltkrisen, Krieg in Europa, Klimaveränderung und Pandemie, tragen die Kraft für Veränderung in sich und beschleunigen die längst begonnene Transformation unserer Gesellschaften weltweit. So darf Digitalität nicht zu Vereinsamung der Menschen führen, sondern muss Hilfe im Alltag sein. Wissenschaft darf nicht nur an technischen Produkten forschen, sondern muss die soziale Ganzheit im Blick behalten. Nachhaltigkeit darf nicht zu Greenwashing verkommen, sondern trägt hohe Jahrhundert-Verantwortung.

KRAFT DES TUNS – UMBAUEN

Krisenzeiten tragen immer eine Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung in sich. Einerseits verstärkt sich Empathie und soziales Miteinander, anderseits wird das Ego getriggert, aus Angst, es gehe uns allen nicht mehr lange gut. Für beides gilt es, Methoden und Ideen zu entwickeln für das „Mutig bleiben“ und für das „Miteinsteigen“ in ein positives Denken und Handeln. Gerade in den Ballungsräumen, in denen Menschen dicht an dicht wohnen und leben wird dies verpflichtend für alle.

Farbempfinden im urbanen Raum: Warme ruhige mittlere Burgund-Violett-Blau- und Rosé-Töne begleiten uns in den Herbst und Winter. Im Mittelpunkt steht ein rötliches, tiefes, tröstendes Schokoladenbraun. Grau, Weiß und ein graustichiges Grün betonen den städtischen Businesscharakter.

Welchen Anspruch haben Materialien/Oberflächen/Dessins? Schon seit der Jahrtausendwende sind puristisch orientierte Menschen bereit, emotionale Visualisierungen zuzulassen. Diese Tendenz verstärkt sich zunehmend. War haptische Wolle, Kord, Plüsche und grober Strick bisher dem natürlich orientierten Kunden überlassen, sehen wir bei den Puristen mehr und mehr gerade diese Materialien. Dennoch sind Dessinierungen nach wir vor noch überwiegend uni oder grafisch betont. Klare Strukturen werden feinnervig nervös und unruhig aufgebrochen – ein Zeichen für die Suche nach neuer Identifikation. Neu sind auch malerische Optiken – so ineinander überlaufende Flächen, die sich als Landschaften interpretieren lassen. Inspirationen sind aus der eigenen Umgebung genommen, seien es Mauerwerke, dahinziehende Wolken oder unruhige Wasser.

Batik, lockere, dynamische geometrische Prints und bewegte Streifen, Schriften, Farbverläufe, Farbfamilien, immer harmonisch zurückhaltend.

Wie verändert sich die Mode? Auch im Style öffnen sich dem Purismus verpflichtete Menschen einem neuen emotionalen Design. Romantische und glamouröse Elemente halten Einzug in die bisher so zurückhaltende Mode. Verspielt und doch clean. Weiche Hüllen, Stepp, Fake Fur, erotische Durchblicke auf nackte Haut zeigen sich als Details. Neu ist eine Fülle an neuen Mänteln, Anzügen, große Hüllen und Kleidern – alle eher volle Länge nutzend. Verfremdungen alter Styles tauchen auf, die damit neu interpretiert werden. Auch der Unterschied zwischen DOB und HAKA wird mehr und mehr gelockert. Dieses urbane Thema verändert sich am meisten und zeigt am deutlichsten die Veränderungen in der Gesellschaft – hin zu einem neuen emotionalen Miteinander.

Autorin: Mara Michel, CEO von Futurize Trendforschung und Geschäftsführerin des VDMD

  • Lesen Sie den vollständigen Trend-Puls für Winter 2023/24 im Mode-Bereich in unserer Ausgabe 3/2022. Jetzt abonnieren!

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