26.07.19 – Herbst/Winter 2020/21 — read English version
VDMD-Trend Research: Responsibility
„Responsibility“ für Winter 2020/21 konkretisiert den respektvollen Umgang miteinander – eine neue Haltung des sich Einmischens.
Es geht um Glaubwürdigkeit durch Handeln und ein tiefes in sich Hineinhören.
Das VDMD – Trend Research-Team erarbeitet zu jeder Saison ein Forecast Future Concept, das gesellschaftlich relevante Themen aufgreift, die sich unmittelbar in Mode und Textil zeigen, materialisieren und visualisieren.
Wie zu jeder Saison sind es vier Hauptthemen, die durch neue Materialien und Oberflächen gespiegelt werden: cross metro, cross balance, cross continental und cross thinking.
1. cross metro
Im ersten Thema geht es um Entschleunigung, um Freiräume und um neue Kommunikationssysteme im urbanen Raum. Begegnungsstätten mitten in der Stadt, mehr Grünflächen, mehr selbstbestimmte Zeit.
Die Farben strahlen Ruhe aus, sind unaufdringlich und dennoch emotional aufgeladen. Dunkel und zurückhaltend gegenüber klar und frisch. Entschleunigung durch Farbe.
Wir können verschwinden im Beton.
Business-Farben als Code-Spiegel der Anonymität.
Die Materialien, deren Strukturen, Oberflächen und Drucke dürfen unperfekt wirken durch lebendige, sandige, samtige oder auch aufgerissene Strukturen auf unifarbenem Grund. Neu ist die Wieder-Aufnahme von Karos, die überdruckt sein dürfen mit lockeren grafischen Strukturen und Stickereien mit persönlicher Aussage. Zusatznutzen durch smarte Elemente werden zur Verpflichtung, Nachhaltigkeit wird selbstverständlich.
Accessoires und Zubehör passen sich den inhaltlichen Aussagen an.
Wichtig werden authentische und der Nachhaltigkeit verpflichteten Materialien, vorzugsweise aus der Region mit kurzen Wegen.
2. cross balance
Das zweite Thema greift unsere Verantwortung der Natur gegenüber auf, im Sinne von Cradle to Cradle, Vermeidung von Überkonsum, Materialien in einen Lebens-Kreislauf zurückführen. Hierfür müssen Produktionswege umgestellt, Preise vernünftig kalkuliert und Abfälle sinnvoll weiterverwendet werden. Die Farben dienen als Transfer für die Elemente Wasser, Erde, Feuer, Luft und Metall. Wir gehen mit den Farben hinein in die Tiefe der Natur und lassen sie auf uns wirken.
Die Materialien, deren Strukturen, Oberflächen und Drucke sind der Natur selbst entlehnt. Alte Materialien werden bewusst wiederbelebt und den eigenen Regionen entnommen, eine neue alte Vielfalt wird dadurch möglich. Die Erforschung und Nutzung neuer Material-Erfindungen führt zu ganz neuen Optiken: Kaseinfasern, Algenstoffe, Kilp, Fruchtfasern, Hanf, Soja.Seide, Ananas-Leder oder Apfel-Trester-Leder führen zu Produkten, die persönlicher und individueller werden. Einzelgestaltungen werden möglich, die näher am eigenen Wunsch sind.
Accessoires und Zubehör sind aus Abfall-Holz oder aus upcycelten Plastikmaterialien.
3. cross continental
Das dritte Thema greift den Migrationsgedanken auf.
Historie und Kultur werden interkontinental beachtet. Sie werden nicht gewertet, sondern betrachtet und aufgenommen. Das bedeutet Mut zur eigenen Meinung und Wahrnehmung. Bedeutet neugierig, offen und vorurteilsfrei auf andere Kulturen zuzugehen und nicht eigene Ansprüche auf andere Gesellschafts-Muster zu übertragen.
Wir verfolgen, was in der Kette geschieht, wenn wir etwas in Bewegung gesetzt haben zur Veränderung.
Die Farben sind emotional aufgeladen. Sie sind aus allen Kontinenten entnommen und absorbiert in unsere Kultur. Unser ureigenes Farbempfinden wird bereichert und farbenprächtiger. Im Gegensätzlichen liegt Lebendigkeit und eine Offenheit, die zusammenführt.
Die Materialien, deren Strukturen, Oberflächen und Drucke werden personalisiert. Wir drucken digital, sticken, häkeln, stricken. Art Deko, Jugendstil, Popart, Fantasien, Surreales – alle Stile dürfen nebeneinander stehen und neue Optiken schaffen.
Digitaldruck neben 3D-Druck, Laser neben Silikon, Reliefs neben Spiegel-Glätte, altes Handwerk wird zelebriert neben Tattoos, Sägearbeiten und alten Handarbeits-Techniken, Accessoires und Zubehör werden aus den Archiven geholt und neu eingesetzt.
4. cross thinking
Das vierte Thema bezieht junge Menschen ein und lernt von ihnen, von ihren Innovation-Storms. Vom Denk-Fass zum Mach-Was, vom Think Tank zum Make Tank.
In die Zukunft denken, Utopien für eine positive menschliche Zukunft entwickeln.
Über den Tellerrand schauen: zusammensitzen, nachdenken und Neues entwickeln.
Innovationen entwickeln ohne Anspruch auf ein sofortiges Ergebnis.
Die Farben sind wie pudrige Seelen. Farben: leicht und jung. Es sind freie Farbtöne, angstfrei und mit einer subtilen Symbolkraft, die Offenheit zulässt, die Raum lässt.
Die Materialien, deren Strukturen, Oberflächen und Drucke sind nicht nur glatt und glänzend, sondern mit vielen Durchbrüchen versehen. Statements werden in Muster eingearbeitet, Codes werden nach vorne gestellt. Aus Mikroben und Naturabfällen entstehen künstlich erzeugte Materialien. Neue Techniken werden für individuelle Einzelgestaltungen eingesetzt. Iris van Herpen als großes Vorbild. Im Vordergrund stehen Weichheit und ein Gefühl, zu Hause zu sein. Materialien richten sich nach dem Gefühls-Bedarf und müssen neue Impulse auslösen mit den eroberten Techniken. Cashmere und Daunen bitte künstlich herstellen. Fasern, Garne und Stoffe und Algen, künstliches Störleder, Tierhaare ohne Tiertötung, lederartige Stoffe aus Teefermenten und Fruchtfasern. Erfindungen, die in der Schublade lagen, werden jetzt in die Welt gebracht.
Accessoires und Zubehör werden aus den gleichen Grundmaterialien gestaltet, wie die Stoffe. Eine Saison voller Überraschungen und neuer Optiken.
Mara Michel, Geschäftsführerin VDMD