10.01.23 – Messen

Startschuss für die Heimtextil 2023

Die globale Textilindustrie ist wieder zu Gast in Frankfurt: Mit rund 2.400 Ausstellern und Teilnehmern aus über 120 Ländern hat die Januar-Ausgabe der Heimtextil begonnen.

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Die Heimtextil startete am ersten Messetag mit einem Panel-Talk zu Nachhaltigkeitstransformation. © Messe Frankfurt/Pietro Sutera

 

Die Heimtextil, vom 10. bis 13. Januar, startete mit einem Panel-Talk zu Nachhaltigkeitstransformation: Wie müssen Hersteller der Wohn- und Heimtextilbranche mit Blick auf gesetzlich vorgeschriebene Reporting-Standards ihre Lieferketten neu denken? Wie wird Transparenz zum Wettbewerbsvorteil? Und wie wird Nachhaltigkeit bereits zu Beginn des Produktdesigns mitgedacht? Vielfältige Ansätze und Ideen zur Nachhaltigkeitstransformation standen im Mittelpunkt der Eröffnungspressekonferenz am ersten Tag der Heimtextil 2023.

Als eine der global vernetztesten Industrien stellen zukünftig EU-weite Lieferkettengesetze die Heimtextilbranche vor große Herausforderungen und ermöglichen gleichzeitig Marktchancen. Mit 2.400 Ausstellern, einem ausstellerseitigen Internationalitätsgrad von 94 % und Teilnehmern aus über 120 Ländern ist die Heimtextil 2023 die globale Bühne, auf der textile Nachhaltigkeit ganzheitlich abgebildet wird – mit Produkten und Neuheiten, die zeigen, dass skalierbare und nachhaltige Innovationen kein Widerspruch sind.

„In den nächsten vier Tagen ist die Heimtextil der Ort, an dem Lieferketten neu gedacht, zirkuläre Ansätze erlebbar und grüne Innovationen verdichtet werden“, verdeutlichte Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, in seiner Eröffnungsrede.

Nachhaltigkeit ganzheitlich erleben

Materialien, Lieferketten, soziale Verantwortung: Auf dem Panel-Talk wurde beleuchtet, wie auf der Heimtextil Nachhaltigkeit als Querschnittsthema ganzheitlich erlebbar wird. Sind ganze Kollektionen bereits umweltverträglich produziert? Schließt die Nachhaltigkeitsstrategie auch soziale Verantwortung ein? Die einstündigen Green Tours geben Antworten auf diese Fragestellungen und ermöglichen intensiven Austausch zwischen Besuchern und Ausstellern. Auch der Austausch mit Zertifizierern im Green Village ermöglicht Einkäufern, Nachhaltigkeit allumfassend zu denken. Textilzertifikate garantieren neben Herkunft und Qualitätsniveau auch den Nachweis, dass ein Produkt soziale und ökologische Standards erfüllt. Ab 2023 umfasst das Green Village zudem Unternehmen, die ganzheitlich nachhaltig handeln.

Aussteller der Heimtextil setzen zudem zunehmend auf Transformationsstrategien, die mehrere Sustainable Development Goals berücksichtigen. Dazu gehören innovative nachhaltige Produktdesigns – von Fasern aus PET über Leinen in Kombination mit anderen Naturfasern wie Hanf bis hin zu Bettwäsche aus mit Kork beschichteter Baumwolle. Aber auch Photovoltaikanlagen zur Deckung des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen sind Beispiele – oder Filtersysteme, die durch Textilveredelung entstehende Abwässer wiederverwerten.

Designprozess als Grundstein für Kreislaufwirtschaft

Die Heimtextil Trends 2023 „Textiles Matter“ von FranklinTill machen vier Wege der Kreislaufwirtschaft erlebbar und geben dem Markt Impulse für eine nachhaltige Entwicklung. Caroline Till, Mitglied des Trend Heimtextil Council, zeigte im Panel-Talk auf, wie bei der Produktentwicklung der Grundstein für Kreislaufwirtschaft gelegt wird. Dies erfordere bewusste Entscheidungen am Anfang des Designprozesses und die Betrachtung von Abfall als Ressource. Auch betonte sie die Wichtigkeit von Kooperationen zwischen Experten und ein offenes Ohr für unterschiedliche Disziplinen – von jungen Designern bis hin zu Materialingenieuren.

„Den gesamten textilen Lebenszyklus verstehen. Zu Beginn des Designprozesses an das nächste Leben denken. Auf Kreislaufwirtschaft umstellen: Zu verstehen, woher die Materialien kommen, wie sie verarbeitet werden und wohin sie am Ende gehen, hat einen großen Einfluss auf die Umwelt. Durch Textiles Matter verstehen Einkäufer und Hersteller Kreislaufwirtschaft und finden ihren eigenen Weg in die Zirkularität“, so Till.

Nachhaltigkeitstransformation durch gesamtsystemisches Denken

Wie initiiert man Transformation innerhalb eines Unternehmens? Wie reißt man Mitarbeitende mit und welche Rolle spielen dabei neue Kompetenzen? Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg machte im Panel-Talk die Relevanz gesamtsystemischen Denkens, digitaler Souveränität und der Aneignung von Future Skills deutlich. Die Zukunftsforscherin verdeutlichte, welche Rolle Selbstwirksamkeit und Bottom-Up-Ansätze bei der Einbindung von Mitarbeitenden spielen. „Es ist Zeit, nicht nur Narrative zu ändern, sondern Mindsets. Durch gesamtsystemisches Denken, ein Handeln aus der Sicht einer enkeltauglichen Welt heraus und die Aneignung von Future Skills. Das verlangt neue Bewertungskriterien und vor allem ein neues Leadership, das bei jedem selbst anfängt“, so Ternès.