06.07.22 – Baumwolle — read English version

Baumwollverbrauch sinkt 2022/23

Das USDA geht in seiner jüngsten Prognose für die kommende Saison 2022/23 von einem rückläufigen Baumwollverbrauch von 26,56 Mio. t aus.

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Prognostizierter globaler Handel auf zweithöchstem Niveau © Bremer Baumwollbörse

 

Das entspricht einem Rückgang von 218.000 t gegenüber dem Vorjahr. Die höchsten Baumwollpreise seit elf Jahren sowie die Sorge um das globale makroökonomische Umfeld dürften das weitere Wachstum limitieren. Damit prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium USDA zum ersten Mal seit 36 Jahren im Mai einen geringeren Verbrauch für die kommende Baumwollsaison – trotz einer höheren Produktionsschätzung. Obwohl der Verbrauch voraussichtlich zurückgeht, wäre dies immer noch das zweithöchste Niveau der letzten fünf Jahre.

Ungünstige wirtschaftliche Bedingungen

Höhere Preise für Baumwolle, steigende Verbraucher- und Erzeugerpreise in Verbindung mit zu erwartenden Verschiebungen bei den Verbraucherausgaben dürften den Baumwollkonsum beeinträchtigen. Der Internationale Währungsfonds geht in seiner Prognose vom April 2022 davon aus, dass die Weltwirtschaft in den Kalenderjahren 2022 und 2023 um 3,6 % wachsen wird, gegenüber geschätzten 6,1 % im Jahr 2021. Höhere Kosten für Lebensmittel, Transport und Wohnen werden die Ausgaben für Baumwollprodukte (z. B. Bekleidung, Heimtextilien wie Bettlaken und Handtücher) einschränken. Außerdem erhöhen die steigenden Zinssätze voraussichtlich die Finanzierungskosten für die Verarbeiter von Baumwollerzeugnissen und für Baumwollspinnereien. Der Anstieg des weltweiten Erzeugerpreisindexes dürfte ebenfalls ein Hinweis auf ein langsameres Wachstum des Baumwollverbrauchs sein, da die Spinnereien mit steigenden Kosten, vor allem für Baumwollfasern, zu kämpfen haben. Darüber hinaus wird erwartet, dass höhere Transport-, Energie- und andere Betriebskosten sowie niedrigere Baumwollgarnpreise im Verhältnis zum Rohstoffpreis die Gewinnspannen unter Druck setzen.

Rückgang der Nachfrage

Von den zehn wichtigsten Abnehmerländern verzeichnen mit Indien, China, den Vereinigten Staaten und Usbekistan vier voraussichtlich einen Rückgang des Baumwollkonsums. Für die Türkei und Brasilien wird eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Entwicklung prognostiziert. Pakistan, Bangladesch und Vietnam steigern ihren Verbrauch voraussichtlich. Größere Spinnereikapazitäten in Süd- und Südostasien dürften die Nachfrage nach Baumwollfasern in diesen Regionen erhöhen. Trotz größerer Spinnereikapazitäten im Vergleich zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie verzeichnet Indien jedoch voraussichtlich einen rückläufigen Verbrauch. Dies ist zum Teil auf das niedrigste prognostizierte inländische Angebot seit vier Jahren zurückzuführen.

Welthandel auf zweithöchstem Niveau

Der Welthandel steigt den Prognosen zufolge im Vergleich zum Vorjahr auf den zweithöchsten Stand jemals an. Mit Einfuhrmengen in Höhe von 2,29 Mio. t steht China voraussichtlich das dritte Jahr in Folge an der Spitze unter den Importländern. Grund dafür ist die hohe Nachfrage um sowohl die staatlichen Reserven als auch die kommerziellen Bestände an ausländischer Baumwolle in Kommission wieder aufzustocken. Bei den fünf größten Importeuren dürfte nur die Türkei einen Rückgang verzeichnen, der sowohl auf höhere Bestände als auch auf eine höhere inländische Erzeugung zurückzuführen ist. In Brasilien und Australien steigen die Ausfuhren aufgrund des hohen Angebots exportierbarer Baumwolle.

Endbestände weiter rückläufig

Die weltweiten Endbestände der meisten wichtigen Erzeuger- und Verbraucherländer sind im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Trotz der höheren Weltproduktion und des geringeren Verbrauchs dürften die im Vergleich zum Vorjahr drastisch gesunkenen Lagerbestände keinen nennenswerten Anstieg verzeichnen. Dies gilt insbesondere für China und Indien, wo die Anfangsbestände 2022/23 deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. Seit 2016/17 sind die negativen Veränderungen der Preise für Baumwollfasern und Baumwollgarn eng mit den Rückgängen des weltweiten Baumwollverbrauchs verbunden.

Quelle: USDA, World Markets + Trade, 05/202

Bremer Baumwollbörse – Ausgabe 19/20 des Bremen Cotton Report