21.06.21 – Themen, Trends und Perspektiven — read English version
STFI: Forschung im Bereich Textilrecycling
Im ZIM-Netzwerks RE4TEX fungiert das STFI als Koordinator. Bernd Gulich und Johannes Leis, beide am STFI, erläutern, worum es dabei geht.
Im über den Projektträger VDI/VDE/IT im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten ZIM-Netzwerks RE4TEX fungiert das STFI als Koordinator. Nach Beendigung der Phase 1 umfasst das gebildete Netzwerkkonsortium 14 reguläre und zehn assoziierte Partner. Die gewerblichen Unternehmen repräsentieren die Branchen Herstellung, Veredlung und Verarbeitung von Technischen Textilien. Sie werden ergänzt durch Unternehmen aus dem branchenbezogenen Textilmaschinenbau und Sondermaschinenbau. Die Forschungseinrichtungen sind auf Technische Textilien, textiles Recycling, Smart Textiles sowie Textilmaschinenbau fokussiert.
- Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit erfahren zunehmende Bedeutung für die gesamte Textilindustrie. In dem Maße, wie sich die Produkte der Textilindustrie weiterentwickeln, steigen auch die perspektivischen Anforderungen an das Textilrecycling. Diesen erweiterten Herausforderungen stellt sich das STFI mit seiner langen Tradition im mechanischen Recycling von Textilabfällen in verschiedenen Forschungsprojekten.
Phase 2
In Phase 2 stehen die Einreichung sowie die Umsetzung und Durchführung der Projektanträge im Vordergrund. Basierend auf der Diversität der Produktfelder Funktionstextilien, textile Halbzeuge und Smart Textiles wurden Entwicklungsschwerpunkte des Netzwerkes definiert, die sich in den Projekten wiederfinden:
- Verarbeitung von Produktionsabfällen, die nicht zu Reißfasern aufzubereiten sind.
- Recycling von Smart Textiles
- Recycling von Spezialfaserstoffen
- Direktverarbeitung von textilen Produktionsabfällen
Dem wachsenden Berg an Altkleidern widmet sich ein über die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten weiteren Forschungsprojekt. In dessen Ergebnis soll die Produktion von Garnen mit gesteigertem Rezyklatanteil mit vergleichbaren Eigenschaften gegenüber einem Garn aus 100 Prozent Primärfasern ermöglicht werden. Betrachtet werden mit Baumwolle (häufigste verwendete Naturfaser) sowie Aramiden (Eigenschaftsprofil, Preisniveau) zwei für das Recycling relevante Faserstoffe. Erreicht wird dieses Ziel durch Optimierung und Anpassung der technisch/technologischen Bedingungen sowohl beim Aufbereiten der Textilabfälle als auch im Spinnprozess mit hohem Rezyklatanteil. Das STFI fungiert als Forschungsstelle 2, Forschungsstelle 1 sind die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF).
Das Verarbeitungsverhalten von Abfällen bereits ausgerüsteter Produkte, die in die textile Kette zurückgeführt werden sollen, unterscheidet sich grundlegend vom Ursprungszustand der eingesetzten Fasern. Das betrifft die Faserlängenverteilung, die Faserfestigkeit und -dehnung, die Faser/Faser- bzw. Faser/Metall-Reibung, das Auflöseverhalten sowie die Faserbruchneigung. Diese Eigenschaften sind für die Verarbeitung und die Auswahl der geeigneten Prozessparameter, aber auch für die erreichbare Garn- und damit die Produktqualität aus recycelten Fasern entscheidend.
Schlüssel zur Lösung
Ein Schlüssel zur Lösung der Problemstellung ist das prozessübergreifende Wissen über die Anforderungen und Möglichkeiten einzelner Prozessschritte bei der Aufbereitung von textilen Abfällen, was eine vorhersehbare Produkt- und Prozessqualität ermöglicht. Verbesserungen in den einzelnen Verfahren und Produkten der untersuchten Prozessstufen sind die wesentliche Motivation des Projektes.
Traditioneller Teil der Aktivitäten des STFI im Bereich des Textilrecyclings ist das Kolloquium „recycling for textiles“, welches am 01. und 02. Dezember 2021 bereits zum 15. Mal im Hotel Chemnitzer Hof in Chemnitz stattfinden wird. Diese im Zweijahresturnus durchgeführte Veranstaltung bietet ein breites Podium für alle am Textilrecycling interessierten Vertreter aus Industrie und Forschung.
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