09.11.17 – Mayer & Cie. — read English version

30 Jahre Relanit - ein Interview

Ab der ITMA 1987 gingen bei Mayer & Cie. die Aufträge für die Maschinen mit Relativtechnik ein und von da an “gingen fast nur noch Relanit raus”.

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Die fünf Relanit-Monteure der ersten Stunde 30 Jahre später: Jürgen Müller, Johannes Bitzer, Axel Brünner, Rolf Gonser und Thomas Maier (von links) © Mayer & Cie.

 

30 Jahre alt, topaktuell, zukunftsweisend und eine der wichtigsten und verkaufsstärksten Maschinenreihen des Strickmaschinenherstellers Mayer & Cie. (MCT). Die Relanit arbeitet mit der von MCT entwickelten Relativtechnik und wurde auf der ITMA 1987 in Paris als Serienmaschine vorgestellt. Als Relanit 3.2 HS, in ihrer aktuellen Auflage, ist sie eine der produktivsten Single Jersey Maschinen am Markt.

Die ersten drei Relanit wurden im Januar 1988 nach Berlin geliefert. Aufgebaut hat sie damals Jürgen Müller. Er ist noch heute bei Mayer & Cie., genauso wie seine Kollegen Johannes Bitzer, Axel Brünner, Rolf Gonser und Thomas Maier. Alle fünf arbeiteten 1987 als Monteure in der Endmontage. textile network hat nachgefragt und wollte wissen "Wie war das damals eigentlich?"

textile network: Noch bevor die Relanit in Serie ging, wurde ja bestimmt schon über die neue Technik geredet. War Ihnen also bewusst, dass diese neue Maschine etwas Besonderes ist?

Johannes Bitzer: Gewusst haben wir das schon, aber nicht bewusst wahrgenommen. In der Entwicklungsphase war uns sowieso noch nicht klar, was da konkret anders ist. Das kam erst, als die Maschine bei uns in der Montage ankam.

Axel Brünner: Früher mussten die Monteure aus der Montage ja zu den Kunden, zum Service und zum Aufstellen der Maschinen. Heute macht das der Service mit Vollzeitreisemonteuren.

textile network: Mehr als 500 verkaufte Maschinen in weniger als drei Jahren, 1.000 in vier Jahren. Das ist bemerkenswert.

Axel Brünner: Bei der Relanit gibt es stricktechnisch nichts zu verändern außer der Maschenlänge. Damit war die Relanit ein Sprungbrett für uns damals noch junge Monteure, um in die Sache reinzukommen. Schon aus diesem Grund hat mich die Technik immer fasziniert.?

textile network: Gab es Anwendungen der Relanit, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Axel Brünner: Garne in nicht bester Qualität. Deshalb war sie in den Ländern ein Erfolg, in denen minderwertiges Garn zum Einsatz kam. Die Relativbewegung und damit weniger Umlenkpunkte, genau diesen Vorteil wollten wir auszunutzen. Deswegen hatten wir zum Beispiel in Ägypten gleich großen Erfolg. Die gute Baumwolle, handgepflückt, wurde vom Staat verkauft, um Devisen zu bekommen und die lokalen Stricker mussten den Rest verarbeiten. Das ging mit der Relanit prima.

Jürgen Müller: Es waren nicht nur schlechtere Garne, sondern auch dickere. Und trotzdem ist die Maschine gelaufen mit maximaler Produktion, wo andere Maschinen erst mal um 50 Prozent herunter drehen müssten.

textile network: Was ist Ihre schönste Erinnerung?

Axel Brünner: Es war immer toll zu sehen, wie die eigenen Maschinen im Vergleich zum Wettbewerb laufen und dass die Verkaufszahlen stimmen. Wenn man sich mit der Firma identifiziert, gilt das auch fürs Produkt.

Thomas Maier: Außerdem war ziemlich schnell klar, dass uns der Erfolg des Produkts den Arbeitsplatz sichert. Wir haben eine Zeitlang ja bloß noch Relanit gemacht.

textile network: Warum ist diese Technik nach wie vor topaktuell??

Axel Brünner: Das ist wie beim GTI. Das ist auch nicht mehr das Auto wie vor 30 oder 40 Jahren, sondern die Weiterentwicklung auf heutigen Stand. Die Technologie ist mit ihrer Zeit gewachsen.?

textile network: Gibt es treue Relanit-Kunden?

Axel Brünner: Ja, absolut. Wir haben Bestandskunden, die auf diese Maschinen schwören. Die Kunden haben die Vorteile für sich erkannt und können sie nutzen. Es wäre aber nicht richtig zu sagen, dass sie immer passt – aber es gibt eben einen bestimmten Produktbereich, für den ist die Relanit einfach perfekt.

Vielen Dank für das Gespräch!