30.01.20 – Weniger Mikroplastik-Ausstoß beim Textilwaschen — read English version

Hochschule Niederrhein präsentiert erste Projektergebnisse

Ein Wasch- und Filterlabor auf dem Campus der Hochschule hilft dabei, den Einfluss des Waschverhaltens auf den Mikroplastikausstoß zu untersuchen.

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Mikroplastik genannte Partikel können über den Weg der Wäsche in die Kläranlagen, Klärschwämme und Oberflächengewässer in die Weltmeere gelangen und schädigen hier wichtige Lebensräume wie z. B. Korallenriffe. © vlad61_61/stock.adobe.com

 
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Während der ersten Waschgänge eines neuen Kleidungsstücks werden die meisten Mikropartikel freigesetzt. Professorin Ellen Bendt berichtete in Brüssel über erste Forschungsergebnisse. © Octavian Carare

 

Denn das Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein forscht aktuell daran, wie beim Waschen von synthetischen Textilien der Ausstoß von Partikeln, die kleiner als 5 mm sind, verringert werden kann.

Diese auch Mikroplastik genannten Partikel können über den Weg der Wäsche in die Kläranlagen, Klärschwämme und Oberflächengewässer in die Weltmeere gelangen. In Brüssel haben Forscherinnen aus Mönchengladbach jüngst auf einer Konferenz die ersten Ergebnisse vorgestellt. Ein Ergebnis: Während der ersten Waschgänge eines neuen Kleidungsstücks werden die meisten Mikropartikel freigesetzt.

Professorin Ellen Bendt:

„Dies deutet darauf hin, dass sich häufig noch aus der Produktion stammende lose Faserfragmente im Produkt befinden, die erst bei der Haushaltswäsche ausgetragen werden.“

Ein möglicher Lösungsansatz könnte ein der Herstellung unmittelbar angeschlossener Verarbeitungsschritt (z. B. Vorwäsche oder Vortrocknung) sein.

Eine Vortrocknung hätte mehrere Vorteile: Die für den Verkauf wichtige Haptik und das Volumen der neuen Kleidungsstücke würde weniger stark beeinflusst als bei einer Wäsche. Diese Lösung würde zu Beginn des Produktlebenszyklus greifen.

Und was können Verbraucher während der Nutzungsphase tun?

Die Waschmaschine immer so voll wie möglich beladen, denn der niedrigste Eintrag von Mikroplastik in die aquatische Umwelt lässt sich laut Ellen Bendt bei einer voll beladenen Waschmaschine und anschließender Trocknung im Trockner beobachten.

Die Hochschule Niederrhein forscht nicht nur an den Ursachen für Mikroplastikverlust, sondern auch an der Entwicklung von Sport- und Outdoortextilien, die von Anfang an einen geringeren Mikroplastikausstoß aufweisen. Hier gibt es zwei Ansätze auf verschiedenen Stufen der textilen Produktionskette.

Malin Obermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt:

„Während des Strickprozesses in den Produktionshallen der Hersteller von Flächenkonstruktionen gibt es eine starke Belastung durch Mikroplastik. Erste Versuche mit unserer institutseigenen Großrundstrickmaschine zeigen, dass die Veränderung von zwei Maschinenparametern zu einer signifikanten Senkung des Partikelausstoßes führen kann.“

Wenn das Ausgangsmaterial später von den Konfektionären zu Fleece-Jacken und -Pullovern zusammengefügt wird, gibt es ebenfalls erfolgversprechende Hebel.

Die Wissenschaftlerinnen der Hochschule Niederrhein diskutierten ihre Ergebnisse mit Vertretern der europäischen Textilverbände, der Europäischen Kommission, Wissenschaftlern und Industrievertretern. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Verbundprojekt Textile Mission läuft noch bis September 2020.

Neben der Hochschule Niederrhein sind folgende Partner beteiligt:

adidas AG

Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) als Projektkoordinator

Henkel AG & Co. KG

Miele & Cie. KG

Polartec LLC

TU Dresden

Vaude Sport GmbH & Co. KG

WWF Deutschland