05.12.19 – Von wegen – schlafen! — read English version

Mattes & Amann: Wir lieben Matratzen!

Seit über 40 Jahren produziert das schwäbische Textilunternehmen Mattes und Ammann (M&A) auf der Alb hochwertige Matratzenstoffe.

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Mattes und Ammann erwirtschaftet 60 Mio. Euro Jahresumsatz. 25 Prozent dieses Umsatzes stammen allein aus dem Heimtextilbereich. Im Bild: Eberhard Keinard (links) und Werner Moser, Prokurist bei Mattes & Ammann © Mattes & Ammann

 
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Die Matratzenstoff-Kollektionen von M&A heißen Fabric Vision und erscheinen zwei bis drei Mal im Jahr mit jeweils acht bis zehn Designs. © fizkes/stock.adobe.com

 

Es gab eine Zeit, in der die dreiteilige Matratze noch aus Rosshaar gefertigt wurde. 60 Jahre ist das erst her. Heute schlafen wir – nicht nur im Vergleich – auf waschechter Hightech, in der das Tierhaar nur noch vereinzelt in Matratzen zu finden ist. Dafür spielt das Familienunternehmen M&A eine tragende Rolle auf der Klaviatur international vertriebener Heimtextilien. Fast 55 Mio. qm Maschenstoff fertigte der Hersteller alleine 2018. Alles auf der Schwäbischen Alb in Meßstetten. Einem auf 800 m gelegenen Ort auf dem halben Weg zwischen Tübingen und dem Bodensee. Mit knapp 280 Mitarbeitern hat das Textilunternehmen hier den Wandel einer ganzen Region überlebt. Früher war dies das Zentrum der Textilproduktion, heute haben nur die stärksten Unternehmen überlebt. Aber die zeigen der gesamten Branche, wo der Weg lang geht.

Zwischen antik und hochmodern

Auch M&A war ursprünglich auf Bekleidungstextilien konzentriert, der Switch kam Ende der 1980er Jahre. „Damals haben wir mit der Produktion von Matratzentextilien im Schlauch begonnen und haben eine 90 cm breite Rundstrickware – die sogenannte Schlauchware produziert,“ weiß Eberhard Keinard, Leiter des Heimtextilbereichs. Seinerzeit konnte das Unternehmen die Breite des Maschenstoffes für die Länge der Matratze nutzen. Fortlaufend auf Rolle geliefert und konfektionierbar. Fünf Maschinen standen dafür zur Verfügung. Heute laufen in den Produktionshallen über 500 Großrundstrick-, Rundwirk- und Kettwirkautomaten. Alle fünf bis sechs Jahre wird dieser Maschinenpark erweitert, um die Marktbedürfnisse zu befriedigen.

Klare Strukturen

Es ist eine beeindruckende Atmosphäre, wenn man das Unternehmen betritt. Sei es durch den Haupteingang, in dem jüngst modernisierten Fachwerkgebäude oder über irgendein Tor hinein die zahlreichen Produktionshallen. Während die Zentrale den Besucher mit flüsternder Klassikmusik begrüßt und bereits im Entré eine zauberhafte Ruhe vermittelt, so hält diese auch in der Produktion an. Freilich untermalt vom zackigen Staccato der unzähligen Maschinen. Die Mitarbeiter vermitteln indes besagte Ruhe selbst. Vielleicht macht das die vermeintlich entlegene Lage, vielleicht sorgen aber auch einfach nur die äußerst klar strukturierten Abläufe im Unternehmen für Klarheit und damit für Ruhe. M&A läuft augenscheinlich wie ein gut geöltes Uhrwerk. Anders kann man sich die knapp 60 Mio. Euro Jahresumsatz auch kaum erklären. 25 Prozent dieses Umsatzes stammen allein aus dem Heimtextilbereich.

Europaweit auf Zuruf

„Wir machen hier ein globales Business. Manchmal kommt die bunt gewachsene Baumwolle aus Südamerika, wir stricken daraus Matratzenstoffe und liefern diese dann wiederum nach Los Angeles“, sagt Keinath. Geliefert wird quer durch Deutschland und nach Mitteleuropa, aber eben auch nach Amerika. Australien war auch schon dabei. Und plötzlich wird der Standort hinter den sieben Bergen zu einem unschätzbaren Vorteil. Die nächste Autobahn ist nur 30 km entfernt, ein LKW kann also von hier aus jeden Punkt in Europa in 48h erreichen. Und genau das passiert auch. Dass derweil alleine 17 Mio. qm Textil im Lager auf Abruf stehen, ist für alle Kunden Gold wert. Bei Bestellung: Lieferung! Hier funktioniert es tatsächlich, weil M&A schlichtweg fertig produzierte Textilien vorhält. Ein unermesslicher Vorteil für die zahlreichen Kunden weltweit.

Qualität trifft Kreation

Ein anderer ist die nicht nur formulierte Null-Fehler-Ziel-Devise. Die Direktive ist klar, die Richtung auch. Die Mitarbeiter wissen das. Das ist für den einen irritierend engmaschig, für den anderen schafft es die eingangs beschriebene Klarheit. Die Fluktuation ist derweil maximal gering. Wer einmal hier Fuß gefasst hat, bleibt. Auch das ist Qualität. Egal ob im Heimtextilbereich oder in den zwölf anderen Geschäftsbereichen des Unternehmens. Alleine fünf Strickmeister koordinieren den Betrieb und setzen um, was unter anderem die Kreation entworfen hat. „Unsere Kollektionen heißen Fabric Vision und erscheinen zwei bis drei Mal im Jahr mit jeweils acht bis zehn Designs. Diese überschaubare Regelmäßigkeit kommt beim Kunden gut an“, weiß Keinath. Es gibt einen beeindruckenden Raum im Unternehmen, in dem einzig die Muster der jüngeren und ferneren Vergangenheit gelagert werden. Grafische Entwürfe, nach denen schließlich die Matratzentextilien gefertigt wurden und werden. Alleine für den Matratzenbereich existieren 8.000 Designs. Insgesamt sind es 60.000. Kein anderes Unternehmen der Branche besitzt derart viele Muster. Kreative Spitze.

M&A everywhere

Kompetenz, Logistik und Kreativität sind das eine, die Herausforderungen einer sich unaufhörlich wandelnden Branche etwas anderes. Im Grunde ist der Matratzenmarkt traditionell konservativ. Der digitale Wandel bei Kunden wie Endkunden könnte diesem Selbstverständnis im Wege stehen. Aber auch hier weiß der Textiler den Schwung zu nutzen, um nicht nur morgen, sondern auch übermorgen gesund im Markt zu stehen. „Es wird zukünftig nicht mehr der gewinnen, der 300.000 Meter kostengünstig herstellt, sondern der, der die soeben gewünschten 1.000 Meter morgen liefern kann.“ Die Schwaben können. Und dann landen ihre Matratzentextilien schließlich in Hotels und Krankenhäusern, Pflegeheimen und in privaten Schlafzimmern. Aber auch in Justizvollzugsanstalten, auf Kreuzfahrtschiffen wie auf Fregatten der Bundesmarine und nicht zuletzt auf der Mega-Yacht des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch.

Ende gut, alles gut

Am Ende der Produktionskette testen 18 Prüfgeräte den fertigen Matratzenstoff inhouse. Alleine vier Dehnungsgeräte sind dabei, eine Brennkammer, das Martindale-Prüfgerät, eine Hitzekomfortkammer, der Crockmeter, ein Macbeth zur technischen Lichtprüfung und mehr. M&A ist ein absoluter Heimtextil-Profi mit dem unbedingten Willen, ausnahmslos erstklassige Qualität auf Federkern oder Schaum zu bringen. Seit Jahrzehnten gelingt dem Unternehmen hinter den sieben Bergen genau das. Damit sind sie vielleicht zwischen traumschönen Wipfeln verborgen und der Konkurrenz dennoch meilenweit voraus.