24.04.18 – 34. Internationale Baumwolltagung — read English version

Tiefe Einblicke in die facettenreiche Baumwollwelt

Unter dem Motto „Cotton Insights“ versammelte sich vom 21. bis 23. März 2018 die internationale Baumwollbranche im historischen Bremer Rathaus.

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Prof. Dr. Axel Herrmann, Direktor Faserinstitut Bremen e.V.; Henning Hammer, Präsident Bremer Baumwollbörse; Martin Günther, Senator der Freien Hansestadt Bremen © Bremer Baumwollbörse e.V.

 

Mehr als 500 Teilnehmer aus knapp 40 Ländern waren angereist, um sich im Rahmen der von der Bremer Baumwollbörse in Kooperation mit dem Faserinstitut Bremen e.V. organisierten Tagung über die neusten Trends des natürlichen Rohstoffs auszutauschen. Die 34. Internationale Baumwolltagung bot ein abwechslungsreiches, tiefgreifendes Programm, das die aktuellen und brennenden Themen der Branche aufgriff.

„Die Bremer Baumwolltagung ist einzigartig, weil sie die extrem diverse Welt der Baumwolle an einem Ort zu zusammenbringt. Sie ist immer wieder eine großartige Gelegenheit, Innovationen kennenzulernen, mit Baumwollhändlern zu sprechen und sich einen Überblick über die Branche zu verschaffen,“ fasst Kai Hughes, Executive Director des ICAC (International Cotton Advisory Committee), Washington seinen Besuch der Tagung zusammen.

Nachhaltigkeit und Baumwolle

In diesem Jahr entwickelte sich aus der Tagung eine ganze Woche mit vielfältigen Veranstaltungen rund um die gesamte Supply Chain der Baumwolle. Mit der Tagung "Sustain" in Zusammenarbeit mit dem Weser-Kurier veranstaltet, konnte für das Thema Nachhaltigkeit eine Brücke zum Endverbraucher geschlagen werden. Mit dem Schwerpunkt Afrika rückte ein Kontinent in den Fokus, der auch für die Baumwolle eine besondere Bedeutung hat. Die Nachhaltigkeit spielte indessen auch auf der Baumwolltagung eine große Rolle. Henning Hammer, Präsident der Bremer Baumwollbörse in seiner Eröffnungsrede: „Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Umwelt, Wirtschaft, Soziales spielten in der Baumwollindustrie schon eine Rolle, als das Wort Nachhaltigkeit noch lange nicht in aller Munde war. Viele Veränderungen, die im Sinne der verantwortlichen Landwirtschaft und des verantwortlichen Handels eingefordert werden, brauchen ihre Zeit, viele stehen bereits in den Startlöchern und sehr vieles gibt es ohnehin schon: Wir haben eine äußerst wache, aktive Agrarforschung weltweit.“

Die Keynotes

Die Keynote Session, moderiert von der Journalistin Lisa Boekhoff vom Weser-Kurier, bot den Teilnehmern einen Überblick mit aufschlussreicher Analyse der aktuellen Situation der Baumwolle. Kai Hughes, Executive Director des ICAC betonte in seiner Keynote die Notwendigkeit, glaubwürdige Zahlen und Fakten zu liefern, die Basis für die gesamte Lieferkette sein müssten. Das Marketing von Baumwolle und veränderte Konsumentengewohnheiten in einer globalisierten und digitalisierten Welt waren Gegenstand der Vorträge von Mark Messura, Cotton Incorporated und Robert Antoshak, Olah Inc. Eine Perspektive auf den Rohstoff aus Börsensicht vermittelten Eugen Weinberg und Michael Alt von der Commerzbank.

Rückverfolgbarkeit und Digitalisierung

Die Digitalisierung zieht sich durch die gesamte Supply Chain der Baumwollbranche. Prof. Dr. Axel S. Hermann, Leiter des Faserinstituts Bremen, betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung für die Branche: „Sie ermöglicht neue Wege im Baumwollanbau und in der textilen Verarbeitung, aber beeinflusst auch das Verbraucherverhalten und damit die nötigen Weichenstellungen in der Textilindustrie.“

Im Mittelpunkt steht dabei der Status Quo bei der Implementierung sowie Chancen und Risiken von digital gesteuerten vertikal integrierten Beschaffungs- und Absatzprozessen und die damit verbundenen Herausforderungen auf Handelsebene. Die Rückverfolgbarkeit oder „traceability“ ist ebenfalls eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden. Zunehmend wollen Konsumenten heute wissen, ob ihre Lieferanten versprochene Nachhaltigkeitskriterien für ihre Produkte einhalten, auch im textilen Bereich. Folglich wurden auf der Tagung unterschiedliche Techniken zur Prüfung der Echtheit einer angebotenen Baumwolle im fertigen Textil wie DNA-Tests, Fingerabdruck-Analyse-Technik, Marker-Methoden und Block-Chain-Verfahren vorgestellt.

Baumwollqualität

Neben diesen aktuellen Themen wie Digitalisierung und Rückverfolgbarkeit sind Fragen der Baumwollqualität traditionell ein wesentliches Element der Baumwolltagung, das in diesem Jahr mit dem „Spinners Seminar“ weitere Verstärkung erfuhr. Das in Kooperation mit den Verbänden ITMF und IVGT sowie von Baumwollbörse und Faserinstitut durchgeführte Spinnerei- Seminar übertraf die Erwartungen bei weitem. Mehr als 70 Teilnehmer tauschten sich über den Umgang mit Verunreinigungen bei gelieferter Baumwolle im Verarbeitungsprozess aus.

In einer hochrangig besetzten Expertensession wurden zudem neueste Forschungsergebnisse ausgetauscht, die die Zukunft des Baumwollanbaus sowie der Verarbeitung von Baumwolle zu innovativen Produkten bestimmen.

Weitere Informationen zur Tagung mit aktuellem Fotomaterial finden Sie HIER. Die nächste Internationale Baumwolltagung Bremen findet 2020 statt.