01.03.19 – Gerhard Rösch Gruppe

Konsequente Abwärmenutzung baut Fernwärmeversorgung aus

Innovatives Wärmeprojekt der Gerhard Rösch Gruppe mit den Stadtwerken in Tübingen.

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© Gerhard Rösch

 
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„Pünktlich zu unserem 70-jährigen Firmenjubiläum wird unsere RTO an das Wärmenetz der Stadtwerke Tübingen angeschlossen und setzt damit ein weiteres Zeichen im Sinne der nachhaltigen Textilproduktion und unserem Engagement im Stadtgebiet ‚Unterer Wert‘“, so Arnd-Gerrit Rösch, geschäftsführender Gesellschafter der Gerhard Rösch Gruppe. © Gerhard Rösch

 
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Überschüssige Abwärme aus der Textilproduktion nutzen und damit mehrere positive Effekte erreichen – das ist das Ziel eines innovativen Wärmeprojekts der Stadtwerke Tübingen (swt) und der Gerhard Rösch Gruppe. Es unterstreicht die ökologisch-regenerative Orientierung der Tübinger Textil- und Modefirma und bedeutet für die Stadtwerke eine deutliche Verbesserung der Umweltqualität ihrer Fernwärme – inklusive zusätzlicher Perspektiven für die Zukunft. Nicht zum ersten Mal arbeiten die beiden Traditionsunternehmen zusammen. Seit 30 Jahren gibt es zahlreiche Schnittstellen der Zusammenarbeit.

Ein effizientes Geben und Nehmen

 Das anspruchsvolle Bauprojekt besteht aus mehreren Elementen. In ihrem Zusammenspiel entsteht bis spätestens zum Winteranfang – so der Plan – ein neuer Abschnitt im Fernwärmenetz der swt. Eine über 500 Meter lange neue Fernwärmeleitung nimmt ihren Ausgangspunkt in der firmeneigenen Heizzentrale der Gerhard Rösch Gruppe. Am Produktionsstandort in der Schaffhauser Straße entsteht bei der energieaufwändigen Textilproduktion eine große Menge Abwärme. Bislang entwich sie ungenutzt durch den Kamin in die Luft. Der innovativ-technische Projektansatz macht die Abluft zukünftig für das swt-Fernwärmenetz nutzbar.

Innovativ für den Klimaschutz

„Hier tun sich zwei Tübinger Traditionsbetriebe zusammen, um den Fernwärmenutzern in unserer Stadt kräftig einzuheizen. Diese Kooperation ist ein hervorragendes Beispiel für innovativen Klimaschutz im Kleinen und hoffentlich Vorbild für viele weitere Kooperationen mit lokalen Unternehmen“, sagt Boris Palmer, Tübinger Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke.

Abwärme bietet Potential

Seit 2017 betreibt die Gerhard Rösch Gruppe am Firmensitz im Unteren Wert eine Nachbehandlungsanlage für belastete Abluft, die beim Ausrüsten der Textilien in den Spannrahmen entsteht. Ein Absaugmechanismus führt die heiße Abluft zur Nachbehandlung einer Regenerativen Thermal-Oxidations Anlage – kurz RTO – zu. Bei der Auskühlung der warmen Luft in der RTO nimmt zugeführtes Heizwasser aus dem Rücklauf der Stadtwerke Wärme auf und wird erhitzt in das Wärmenetz rückgeführt. Das neue Wärmeprojekt ermöglicht es also, die im Energietausch gewonnene Wärme an einen anderen Wärmeverbraucher weiterzugeben.

Win-Win-Situation

Es entsteht eine Win-Win-Situation für beide Projektpartner: Die Gerhard Rösch Gruppe bekommt die Wärmeeinspeisung von den swt vergütet. Die Stadtwerke Tübingen bauen im Gegenzug ihr Wärmeerzeugungsportfolio um mehr als 3.800 Megawattstunden emissionsfreie Wärme pro Jahr aus. Um diese Wärmemenge in einer konventionellen Kesselanlage zu erzeugen, müssten ca. 500.000 Liter Heizöl verbrannt werden! Bei der Realisierung des Projekts helfen auch Fördermittel, welche die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereitstellt.

Pünktlich zum Firmenjubiläum

„Pünktlich zu unserem 70-jährigen Firmenjubiläum wird unsere RTO an das Wärmenetz der Stadtwerke Tübingen angeschlossen und setzt damit ein weiteres Zeichen im Sinne der nachhaltigen Textilproduktion und unserem Engagement im Stadtgebiet ‚Unterer Wert“, so Arnd-Gerrit Rösch, geschäftsführender Gesellschafter der Gerhard Rösch Gruppe. „Wir arbeiten seit Jahrzehnten und über Generationen hinweg konstruktiv und innovativ mit den swt zusammen und optimieren permanent unsere Energie- und Wärmeeffizienz. Es ist ein gutes Gefühl, mit unserer aufbereiteten Abwärme einen positiven Effekt auf das Wärmenetz der Stadt erzeugen zu können.“

Eine innovative Idee entwickelt sich

Auf Basis der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den beiden Firmen kam die Rösch Gruppe 2017 mit der Idee zur Nutzung der Abwärme auf die Stadtwerke Tübingen zu. In weiteren Gesprächen konkretisierte sich das Projekt bis zum erfolgreichen Vertragsabschluss. Die verfügbare überschüssige Warmluftmenge entspricht rund 60 Prozent des Jahreswärmeverbrauchs im Fernwärmenetz Uhlandschiene.

Sind alle Komponenten fertig installiert, bieten sich zusätzliche Perspektiven. Damit wird ein Anschluss bestehender oder zukünftiger umliegender Gebäude und Gebäudekomplexe an die Fernwärmeversorgung bei Bedarf unkompliziert, komfortabel und schnell möglich. Noch mehr Abnehmer könnten somit zukünftig die wortwörtlich nahe liegende, zuverlässige, saubere und vergleichsweise umweltfreundliche Wärmeart nutzen. Überschüssige größere Wärmemengen lokal mit möglichst vielen Abnehmern zu teilen – das ist eine höchst effiziente und moderne Wärmelösung.

„Das neue Projekt ist ein ganz besonderes in der langen Reihe von Bauprojekten mit der Gerhard Rösch Gruppe“, sagt Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen. „Es ist ein klassisches Beispiel von Geben und Nehmen. Unser Fernwärmenetz wird leistungsstärker und die Rösch Gruppe bekommt Erlöse für Abwärme, die sonst ungenutzt verloren gehen würde. Auf intelligente Weise entsteht so eine nachhaltige Verbindung aus Energieeffizienz und umweltschonender Abwärmenutzung. Es ist ein Modell, das wir hoffentlich noch häufiger in Tübingen sehen.“

Jahrzehnte lange Historie partnerschaftlicher Projekte

Die beiden Tübinger Unternehmen haben eine lange partnerschaftliche Historie. Bereits seit Ende der 1980er Jahre besteht diese Partnerschaft. Seit 1989 versorgen die Stadtwerke die Gerhard Rösch Gruppe mit Wärme – bereits damals am Produktionsstandort in der Schaffhausenstraße. Die swt haben seither schon über ein Vierteljahrhundert lang die Betriebsführung der firmeneigenen Heizzentrale und der Wasseraufbereitungsanlage. Zudem liefern die swt Strom und Erdgas an die Gerhard Rösch Gruppe. Beide Unternehmen realisieren gemeinsam und in ihren jeweiligen Branchen innovative und effiziente technische Lösungen, die helfen, die Umwelt zu entlasten.