31.08.21 – Kosmetotextilien

Mikrokapseln ohne Mikroplastik

Am DWI – Leibniz-Institut für interaktive Materialien wurde eine besonders umweltfreundliche Technologie zur Herstellung von „grünen“ Mikrokapseln entwickelt.

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Projektleiterin Dr. Barbara Dittrich und Dr. Xiaomin Zhu bei der Begutachtung von Textilproben. Das PES-Mischgewebe wurde mit den umweltfreundlichen im DWI entwickelten Mikrokapseln ausgerüstet und kann beispielsweise für Arbeitsschutzbekleidung eingesetzt werden. © Dittrich

 

Die nur zehn Mikrometer großen Carrier aus Kieselerde könnten in neue Textilprodukte einfließen, deren unterschiedliche Inhaltsstoffe sowohl Stechmücken abwehren als auch zur Hautpflege einen Beitrag leisten können.

Projektleiterin Dr. Barbara Dittrich erklärt:

„Mit Blick gleich auf mindestens drei Anwenderbereiche hat unser Institut eine Technologie zur Wirkstofffreisetzung aus Mikrokapseln entwickelt. Der Clou dabei: Während die bisherigen Carrier auf Polymer-Basis bei Abtrennung oder Auswaschung aus dem Textil als Mikroplastik die Umwelt belasten, arbeitet unsere ‚grüne‘ Lösung mit einem umweltunbedenklichen Ansatz. Wirkstoffe z. B. gegen Vektoren (Mücken, Stechfliegen usw.) – alternativ auch Arzneimittel oder kosmetische Düfte oder Öle – werden dabei in Kieselerde (Siliziumdioxid) durch ein rein wässrige, tensidfreie Verfahren eingekapselt. Diese Kapseln haben hauchdünne und mit winzigen Glashüllen vergleichbaren Kieselerdeschalen und sind mit zehn Mikrometer mindestens fünfmal dünner als ein Haar und absolut biokompatibel, wenn sie beispielsweise in Gewässer gelangen.

Am Ende des IGF-Projekts konnten wir im Pilotmaßstab nachweisen, dass sich mit unserem Ansatz ganz unterschiedliche Gewebe mit Kapseln ausrüsten lassen. Deren mückenabweisende Wirkung bleibt nach mehreren Reinigungszyklen erhalten. Wir haben zudem zeigen können, dass die im Prozess eingesetzten Formulierungen die Textilien in punkto Haptik und Drapierbarkeit nur wenig beeinflussen – etwa vergleichbar mit einer Superwash-Ausrüstung. Das jetzt zur Verfügung stehende Verfahren könnte zu einer Plattformtechnologie für verschiedene Materialien und Flächengewichte ausgebaut werden.

Die zu verkapselnden Substanzen können vielfältig sein. Diese Flexibilität sollte es Mittelständlern ermöglichen, diverse innovative Produkte wie Heimtextilien mit Mottenschutz oder Arbeits- und Schutzbekleidung mit entsprechender Ausrüstung zu entwickeln. Auch Kosmetotextilien mit Parfümen, Wachsen oder anderen hautpflegenden Inhaltsstoffen könnten auf dieser Grundlage hergestellt werden. Alles in allem gibt das Forschungsergebnis sowohl für uns Textilchemiker als auch für die Firmen, die im projektbegleitenden Ausschuss mitgearbeitet haben, ein Anlass für Optimismus. Bis zu ersten Produkten müssen jedoch noch etliche Zwischenschritte erfolgen. Das Interesse bei den Unternehmen an dieser Alternative zur Mikroverkapselung in Polymeren ist durchaus sehr groß.“