10.09.21 – Interview mit Roland Stelzer zum SDG 8 — read English version

Cotonea setzt sich für faire Arbeitsbedingungen ein

Wie sehen faire Arbeitsbedingungen aus und wie werden diese bei Cotonea umgesetzt? textile network sprach mit dem Geschäftsführer Roland Stelzer.

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Roland Stelzer (vorne rechts) im Austausch mit den Erzeugerinnen und Erzeugern der Biobaumwolle in Kirgistan. © Cotonea/Klaus Mellenthin

 
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„Strategisch folgen wir einer Maßnahmenkette, die von Schulungen über Feld-Beratung und faire Verträge bis zur Unterstützung bei einer sicheren Ernte-Abnahme mit angemessenen Preisen reicht.“ Roland Stelzer, Geschäftsführer Cotonea © Cotonea

 
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Gebr. Elmer & Zweifel steht mit seiner Bio-Baumwoll-Marke Cotonea für Nachhaltigkeit, Ökologie und Fairness. Seit vielen Jahren engagiert sich das Unternehmen für eine nachhaltige Lebensweise und faire Arbeitsbedingungen – auch in seinen Anbaugebieten Kirgistan und Uganda. textile network sprach mit dem Geschäftsführer Roland Stelzer über die Arbeitsbedingungen bei Cotonea in den Anbaugebieten.

textile network: Welche wesentlichen Maßnahmen hat Cotonea in den letzten Jahren – seit der Verabschiedung der SDGs – ergriffen, um die Arbeitsbedingungen in den Anbaugebieten in Afrika und Asien zu verbessern?

Roland Stelzer: Seit dem Aufbau beider Projekte, woran wir mitgearbeitet haben, sind wir immer wieder persönlich vor Ort. Mehr als einmal pro Monat tauschen wir uns mit den Zuständigen auf der Farm aus, denken mit, beraten und helfen bei Problemen. Es geht um viele Details. Wir kennen die Menschen und Situation in beiden Ländern. Sie müssen sich das so vorstellen: Langfristige Beziehungen und Vertrauen prägen unsere Zusammenarbeit. Sie sind die Basis für Stabilität und sorgen dafür, dass eine Region sich entwickeln kann. Strategisch folgen wir einer Maßnahmenkette, die von Schulungen über Feld-Beratung und faire Verträge bis zur Unterstützung bei einer sicheren Ernte-Abnahme mit angemessenen Preisen reicht.

Seit 2004 engagieren wir uns mit der Schweizer Hilfsorganisation Helvetas für Bio-Baumwoll-Anbau in Kirgistan. Wir sind fester Partner des Projekts in Jalalabad und nehmen dort den größten Teil der Ernte ab.

Seit 2009 engagiert sich Cotonea mit der Gulu Agricultural Development Company (GADC) in Uganda für fairen Biolandbau. Bis 2006 herrschte in dem Land ein grausamer Bürgerkrieg, der natürlich den Arbeitsmarkt zerrüttet hat. Heute leben rund 40.000 bis 50.000 Menschen von dem Cotonea-Projekt, zu dem neben Bio-Baumwolle auch Fruchtwechselprodukte wie Sesam, Chili, Sonnenblumenkerne und Bohnen gehören.

textile network: Wie stellen Sie sicher, dass die Arbeits- und Sozialstandards in Ihren Anbaugebieten eingehalten werden? Gibt es regelmäßige Kontrollen vor Ort?

Roland Stelzer: Abgesehen davon, dass wir selbst oft vor Ort sind, überwachen unabhängige Zertifizierungsgesellschaften die Einhaltung der Auflagen. Sie prüfen auch, ob die Beteiligten in der Lieferkette das Geld ausgezahlt bekommen, das ihnen zusteht.

Cotonea trägt beispielsweise das „Social Responsibility Produkt- Siegel Fair For Live“ (FFL). Seit 2012 kontrolliert die zuständige Organisation Ecocert IMO die Einhaltung von Sozialstandards von unserer Seite aus sowie der unserer Partner. Mitglieder erhalten konstruktive Rückmeldungen darüber, welche Verbesserungen möglich sind oder wie weitere Parteien arbeiten. Die Sozialkriterien gehen deutlich über die Kernnormen der International Labour Organisation (ILO) hinaus. Jeder kann sie einsehen.

Die Field Officer des GADC führen regelmäßige Kontrollen durch, dazu leisten sie eine Art Monitoring der Felder, Coaching und Zertifizierungshilfen.

textile network: Das neue Lieferkettengesetz soll für mehr Fairness und für den Schutz der Menschenrechte in globalen Lieferketten sorgen. Was halten Sie von dem viel diskutierten Gesetz?

Roland Stelzer: Die Motivation für das Gesetz begrüßen wir sehr. Aber die Regelung, dass in Deutschland pauschal die Partei am letzten Ende der Lieferkette haftet, ist keine gute Lösung. Es gibt immer Einzelfälle, die dann dazu führen können, dass Partner aus kritischen Ländern ihre Aufträge verlieren.

Große Firmen werden weiterhin die Bestätigung von ihren Lieferanten einholen können, dass die im Sinne der Regelungen arbeiten. In China beispielsweise sind üblich Agenturen, die westliche Aufträge abschließen und in die Fertigungsketten über die Länder hinweg verteilen, beispielsweise nach Bangladesch, teilweise auch Indien, Myanmar, Vietnam, Äthiopien. Das ist sehr intransparent. Nicht einmal Adressen und Namen der Beteiligten sind aufgeführt, geschweige denn Informationen über Zertifikate, Liefertermine, Preiseinhaltung.