10.11.17 – 90 Jahre Gunold GmbH — read English version

Kontinuität und Flexibilität als Markenzeichen

Was zunächst 1927 in Plauen im Vogtland als Zeichenatelier begann, ist heute ein weltweit führender Anbieter für alles rund um den Stickereibedarf.

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90 Jahre Gunold - heute ist das Unternehmen in Stockstadt a. Main ansässig © Gunold

 
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90 Jahre Gunold, das musste gefeiert werden! Im Bild Geschäftsführer Christoph Gunold mit seinen Eltern Heinz und Helga © Gunold

 
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In den vergangenen 90 Jahren hat sich im Unternehmen Gunold vieles verändert. Was zunächst 1927 in Plauen im Vogtland als kunstgewerbliches Entwurfs- und Zeichenatelier begann und vom Großvater des heutigen Geschäftsführers gegründet wurde, ist heute ein weltweit führender Anbieter für alles rund um den Stickereibedarf. Inzwischen ist die vierte Generation des familiengeführten Traditionsunternehmens mit an Bord. Kontinuität in den Unternehmenswerten, Flexibilität in der Ausrichtung des Angebots sichern den Erfolg des Unternehmens Gunold bis heute. Doch zunächst der Reihe nach.

Plauen 1927

Die Firmengründung „in der Stadt der Spitzen und Stickereien“ Plauen im Jahr 1927 ist ein Stück weit auch die Geburtsstunde der Mehrkopf-Stickerei. Paul Gunold gründete das Atelier mit dem Ziel Entwürfe und Lochkarten für die erste Mehrkopfstickmaschine zu produzieren. Der Anlass dazu ist simpel: Der Erfinder dieser weltweit ersten Mehrkopf-Stickmaschine war ein Schulfreund von Paul Gunold. Die Maschine gebaut hat die Firma Würker in Dresden und noch viele Jahrzehnte lang sprach die Branche von der Würker-Stickerei, wenn Mehrkopf gemeint war. (obwohl Würker seit 1945 nicht mehr existierte).

1945: der Schock

Die ersten Jahre war Gunold also ein klassischer Handwerksbetrieb und noch heute erinnert sich der inzwischen fast 90-jährige Seniorchef Heinz Gunold „an das schlagende Geräusch der mechanischen Punchmaschine“. Knapp 20 Jahre nach der Firmengründung kam 1945 der Schock: ein Luftminenangriff am 9. April legte Plauen und damit auch das Gunold´sche Atelier in Schutt und Asche. Erfolglose Versuche den Betrieb in Plauen wieder aufzubauen führten im Sommer 1949 zu einer für Gunold historischen Entscheidung: Flucht nach Westdeutschland und nach Stockstadt. Heinz Gunold erinnert sich: “Wir besaßen jeder das, was in einen Rucksack passte. Allerdings konnten wir zudem zwei Maschinen in den Westen schmuggeln, das war unser Startkapital“. 1950 dann ein weiterer Schock, als der Firmengründer und Vater von Heinz mit nur 57 Jahren plötzlich verstirbt. Ohne diesen „kreativen Kopf und Wissenträger“ des Unternehmens, sah sich Heinz Gunold – von heute auf morgen in der Verantwortung – gezwungen, die Zielsetzung des Unternehmens zu ändern. Aus dem kunstgewerblichen Zeichenatelier wurde ein gewerblicher Produktionsbetrieb für die Herstellung von Stickprogrammen, sprich Lochkarten zur Steuerung von Mehrkopfstickautomaten. Unter der Führung von Heinz Gunold wuchs die Firma in den Folgejahren zum weltweit größten Hersteller von Stickprogrammen mit einem Exportanteil in Höhe von 70 % heran! 1969 kam es dann zu einer bis heute reichenden Entscheidung

Einstieg in den Garn- und Stickmaterialienvertrieb

Nur noch wenige wissen heute, dass Ende der 1960iger Jahre Gunold zunächst gemeinsam mit der mittelständischen Garnfabrik Burckhardt & Schmitt (heute Madeira) mit der Stickma GmbH eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft gründeten. 1975 dann ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Firmenchronik: Mit der Beerli AG in der Schweiz findet Gunold einen neuen Garnlieferanten und lanciert die Marke Sulky (noch heute der Name für das Viscose-Stickgarn). Diese enge und exklusive Zusammenarbeit mit der Beerli AG, inzwischen auch Mitgesellschafter im Unternehmen, währt damit bereits seit 42 Jahren!

Auf nach USA!

Ab 1975 erfolgte zunächst die europaweite Expansion des Garnvertriebs und unter der Leitung von Christoph Gunold, Sohn von Heinz und heutiger Geschäftsführer, kam es 1982 zur Gründung der Gunold + Stickma GmbH of America. Die für die Gründung in den USA gemachten Erfahrungen führten zu weiteren Gründungen in Kanada (1985) und UK (1988). Einige turbulente Jahre führten zu diversen Ausflügen in die Software-, Punch- und Textilmaschinenwelt, bevor es in 1996 zu einer weiteren wichtigen Entscheidung für den Fortbestand des Familienunternehmens Gunold kommt. Der Familienstamm von Heinz Gunold übernimmt den Garn- und Materialbereich des Unternehmens.

1996 - eine neue Zeitrechnung beginnt

Fortan konzentriert sich Gunold, inzwischen mit Christoph Gunold und Urs Isler (Beerli AG) als Geschäftsführer an der Spitze, darauf den globalen Vertrieb von innovativen Stickmaterialien voran zu treiben und sich als international führender Anbieter für alles rund um den Stickereibedarf zu positionieren. Hierzu Christoph Gunold: „Die Stickerei ist eine Nische und in keinem Land ausreichend groß, um sich auf eine begrenzte Geografie zu spezialisieren. In Zentraleuropa wird heute ja nur noch selten in großer Stückzahl produziert. Gleichzeitig ist mit dem großen Feld z.B. der Promotionwear ein neuer Abnehmerkreis entstanden, auch der Trend hin zur Einzelteilfertigung oder Kleinserien spielt der Stickerei als qualitativ hochwertiges Designelement in die Hände. Für uns ist es schon immer oberste Priorität gerade im Servicebereich der Lieferant für alles aus einer Hand zu sein“.

Neue Garne, neue Materialien, neuer Service

Seitdem sind viele neue innovative Produkte in das umfassende Produktsortiment von Gunold aufgenommen worden und auch im Umgang mit den Kunden hat sich vieles geändert. Hierzu Marketingleiter Stephan Gunold: „So wie der Markt und unsere Kunden sich in den letzten 20 Jahren verändert haben, haben auch wir uns verändert. Heute sind wir Servicepartner rund um die Stickerei, bieten ein umfassendes Angebot an hochwertigen Stickmaterialen und stehen den Kunden mit einer fundierten und detaillierten Beratung zur Seite. Auch mit weiteren Services wie etwa unserem Schulungsangebot sind wir nun schon seit 2004 kontinuierlich unterwegs“.

Dass es selbstredend immer wieder Innovationen und neue Garnfarben in der Produktpalette gibt, versteht sich dabei von selbst. Beim Stickgarn etwa POLY 60 für Stickereien mit winzigen Details oder kleine Schriften ab 3 mm oder POLY Fire mit flammhemmender Wirkung. Als jüngstes Stickgarn hat es in diesem Jahr REFLEX CRY in die hochwertige Stickgarnpalette von Gunold geschafft. Bei diesem reflektierenden Garn führen tausende mikroskopisch kleiner Glasperlen, eingelassen in einer Polymer Beschichtung im Dunkeln zur Reflexion.

Einen weiteren Schwerpunkt in der Produktpalette nehmen die Stickvliese ein. Diese geben dem zu bestickenden Gewebe bzw. Grundstoff die erforderliche Stabilität. Alternative Produkte zur Stabilisierung bietet Gunold z.B. mit SOLVY (wasserlöslich) und THERMOGAZE (löst sich unter Hitze auf) an.

Qualität als oberste Maxime

Stets auf der Höhe der Zeit geht das Traditionsunternehmen seit vielen Jahren in Bezug auf die Qualität seiner Produkte keinerlei Kompromisse ein und setzt dabei ganz auf eine nachhaltige und Ressourcen schonende Produktion! Die Premium-Stickgarne von Gunold wie z.B. SULKY und POLY werden ausschließlich in modernsten Produktionsbetriebe Europas gesponnen, gezwirnt und gefärbt. Beim Färbeprozess wird darauf geachtet, den Verbrauch von Wasser, Zeit und Energie so gering wie möglich zu halten. Kontinuierlich werden im modernen Labor innovative Verfahren getestet und wenn geeignet in der Produktion umgesetzt.

Über neun Milliarden Meter Stickgarn werden jährlich für Gunold produziert. Das Engagement in Ökologie und Umweltschutz ist da „ein unverzichtbarer Beitrag zur langfristigen Zukunftssicherung der Produktionsstandorte Italien/Österreich/Deutschland“, weiß Gunold-Geschäftsführer Christoph Gunold.

Laufend werde weiter geforscht und entwickelt, um den Einsatz von Chemikalien, Farbstoffen, Wasser und Energieverbrauch pro kg Garn noch weiter senken zu können. „Die konsequente Umsetzung und Einhaltung der Öko-Tex-Anforderungen geben auch unseren Kunden die Garantie, bei den Produkten ein für Mensch und Umwelt sicheres und unbedenkliches Produkt weiterzuverarbeiten“, führt Christoph Gunold ergänzend dazu an. Kunden von Gunold könnten darauf vertrauen, nur beste Qualität und höchste Öko-Sicherheit zu erhalten.

Kontinuität und Flexibilität

Insgesamt bietet das Traditionsunternehmen aus Stockstadt für den Industriebereich heute rund 10.000 verschiedene Produkte an. Neben dem umfassenden Angebot an Stickgarnen und Stickvliesen zählen Produkte wie Folien, Gaze, Effektstoffe sowie weiteres Zubehör wie Nadeln und Sprühkleber zum umfassenden Produktsortiment. Seit mehr als zehn Jahren nun schon gibt es das Serviceangebot für lasergeschnittene Produkte und auch im Consumerbereich (Hobby) hat sich einiges getan: Seit kurzem gibt es nicht nur für die Industrie, sondern auch für die Hobby-Stickerin einen eigenen Online-Shop. Letzterer bietet rund um das Hobby Nähen, Sticken, Quilten alles was das Herz begehrt, kostenlose Anleitungen vom SULKY-Kreativteam und ein eigener Blog übrigens inklusive.

Kontinuität im hohen Anspruch an die Qualität der Produkte und Flexibilität bei der Anpassung an die Bedürfnisse des Marktes und der Kunden, das zeichnet das familiengeführte Traditionsunternehmen Gunold aus. Und auch „wenn Bits und Bytes nicht das Fundament unseres Unternehmens sind, sondern unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wir alle genauso wenig virtuell sind wie unsere Produkte“, so Christoph Gunold anlässlich der Jubiläumsfeier, „so arbeiten wir mit Computern und sind auch im Internet unterwegs, es geht heute einfach nicht mehr ohne“. Da passte es auch ganz gut, dass rechtzeitig zum 90jährigen Firmenjubiläum nun alle drei Standbeine Industrie – Laser – Consumer auf der neuen Webseite von Gunold vereint sind. Die Weichen für viele weitere erfolgreiche Jahre der Gunold GmbH sind gestellt!