01.09.22 – Afrika — read English version

Leuchtturm-Projekt für Westafrikas Textilindustrie

Ein Großprojekt in Ghana möchte Gewebe und fertige Bekleidung vor Ort herstellen und recyceln und bietet damit ökologische, aber auch wirtschaftlich Vorteile.

Afrika.jpg

Jede Woche werden in Ghana etwa 15 Mio. überwiegend unbrauchbare Kleidungsstücke deponiert und weggeworfen. Das soll sich ändern. © Jeanette Dietl/stock.adobe.com

 

Westafrika steht für etwa 6 % des weltweiten Baumwollanbaus, doch wird bislang nur ein winziger Bruchteil davon auch in Afrika verarbeitet. Afrikanische Baumwolle wird zumeist über Tausende von Kilometern nach Asien verschifft und dort weiterverarbeitet. Dieses Großprojekt will diese wenig nachhaltige Praxis beenden und vielfältige ökologische, aber sogleich auch wirtschaftlich Vorteile bieten.

Eine erst vor wenigen Jahren teilweise stillgelegte Großspinnerei wird zu einem High-Tech-Zentrum mit allerneuster Textiltechnik umgebaut. Geplant ist, die dort heimische Baumwolle direkt weiter zu verarbeiten und in das noch wenig praktizierte Faser-Zu-Faser-Recycling von Stoffabfällen einzusteigen und den Stoffkreislauf zu schließen. Das Werk wird mit Grünem Strom aus dem nahe gelegenen Volta-Staudamm betrieben und die Rohstoff- als auch Fertigwarentransporte können auf dem Wasser- oder Schienenweg erfolgen und tragen so zur positiven Nachhaltigkeitsbilanz bei.

Schaffen von über 1.000 Arbeitsplätzen

Die Garn- und Gewebeherstellung aus nachhaltig angebauter Baumwolle wird in einem Joint Venture mit der in Shandong, China, ansässigen Wol Textiles Ltd. zusammengefasst. Dies ist ein in Privatbesitz befindliches Unternehmen, dass bereits viele Jahre Erfahrung in der Belieferung des afrikanischen Kontinents hat. Die hochmoderne Faser-Zu-Faser-Recyclinganlage wird in einem separaten Joint Venture der Impact Fund for African Creatives (IFFAC) und der Niederländischen Circularity B.V., Etten-Leur betrieben.

Das Gemeinschaftsprojekt wird voraussichtlich weit über 1.000 Arbeitsplätze schaffen, von denen eine beträchtliche Anzahl aus der textilaffinen direkten Umgebung kommen soll. Der Großteil der hergestellten Produkte wird innerhalb der Region verkauft, doch werden sämtliche Prozesse den neuen EU-Anforderungen hinsichtlich der Lieferketten-Sorgfaltspflichten aufgesetzt, um zusätzlich auch Exportchancen zu ermöglichen.

Die jährliche Produktionsmenge wird auf 6 Mio. fertige Kleidungsstücke und 25 Mio. Meter gesponnenen und gewebten Stoff ausgelegt. Insgesamt werden 30 Mio. US-Dollar in den Standort investiert. Der Betrieb wird bereits im nächsten Jahr beginnen.

Keine Gelegenheit versäumen

IFFAC wurde von Roberta Annan gegründet. Sie ist Leiterin von Annan Capital Partners, Botschafterin des guten Willens für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen und treibende Kraft hinter dem Programm. Sie betont: „Die Modebranche ist so umweltzerstörerisch wie die Schifffahrt und die Luftfahrt zusammen, und dies ist eine Situation, die nicht länger andauern darf. Zu lange haben meine Landsleute in Ghana zugesehen, wie die Berge unerwünschter Kleidung aus Europa und Amerika ins Unermessliche steigen. Dieses Projekt stellt eine Möglichkeit dar, all diesen Abfall in etwas Brauchbares umzuwandeln und gleichzeitig gute Arbeitsplätze in nachhaltigen Gemeinden zu schaffen. Mein Traum wäre, dass in jedem Land des Kontinents eine solche Anlage gebaut wird. Wir haben die Fähigkeiten und wir haben den Willen. Jetzt haben wir die Gelegenheit.“