11.01.22 – DTB Jahrestagung 2021

Textil- und Bekleidungsbranche am Scheideweg

Spannende Vorträge zur Jahrestagung 2021 des DTB boten Denkanstöße und Inspiration in einer Zeit des Wandels. Wo und wie können Veränderungen beginnen?

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Die Firmen der Textil- und Bekleidungsbranche standen im Jahr 2021 an einem Scheideweg. © PX Media/stock.adobe.com

 

Die weltweite Pandemiesituation hat vielerorts schnelle Entscheidungen notwendig gemacht und so u. a. der Digitalisierung auf die Sprünge geholfen. Der fortschreitende Klimawandel stellt die Branche erneut vor große Aufgaben. Mit dem Vortragsprogramm „Plan B – wie neue Geschäftsmodelle die Fashion-Branche inspirieren können“ zur Jahrestagung 2021 gab der DTB – Dialog Textil-Bekleidung e.V. am 18. November Impulse, wo und wie Veränderungen beginnen können.

Den Wandel zulassen

Jan Hilger, Vorstandsmitglied der Trading Company Guangzhou Canchi Trading Co LTD und kooptiertes Vorstandsmitglied DTB e.V., startete seinen Vortrag mit einem eindringlichen Appell für mehr Nachhaltigkeit in der Textil- und Bekleidungsindustrie: „Es ist leider in den Köpfen der Menschen viel passiert, was dazu beigetragen hat, dass wir heute in der gesamten Branche nicht mehr so nachhaltig sind, wie wir es in den 1950ern bereits waren.“ Früher wurden Bekleidungsstücke repariert, das mache und könne heutzutage kaum noch jemand. Mode müsse wieder mehr geschätzt werden – die Entwicklung hin zum Wegwerfprodukt sei keinesfalls weiter akzeptabel. Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ruhe auf drei Säulen: People, Processes und Products.

Unter dem Stichwort Prozessoptimierung lenkte Hilger den Fokus der Zuhörer auf die Planung als wichtigen Hebel. Die Digitalisierung helfe bei der Präzision von Prozessen und mache Planung und Produktion effizienter, schneller und damit günstiger für Firmen und Investoren. Ebenso könne damit, auch im Hinblick auf künftig strengere, gesetzliche Regularien, Transparenz über die gesamte Beschaffungskette geschaffen werden.

Aktuelle Produktbeispiele aus Asien zeigen, was bereits heute möglich ist: Mit der Neuentwicklung Rapitag können Preise und Produktinformationen auf Bekleidungstags durch Neuprogrammierung ständig angepasst werden. Auch smarte Bezahllösungen können so bedient werden. Nach der Zahlung löst sich der Rapitag vom Produkt und kann sofort in den Kreislauf zurückgeführt werden.

Recyclingfähige Produkte verwenden

Die massive Belastung der Ozeane durch Plastik zwingt Firmen immer mehr zum Umdenken: Zur Plastikvermeidung auf der einen Seite tragen alternative Materialien wie Bananenblätter als Ersatz für Leder bei. Als Problemlöser im Fokus stehen jedoch Produkte, die durch Recycling entstehen, wie zum Beispiel das Kunststoffmaterial UBQ aus Deponieabfällen.

Kreative Lösungen sind auch Kleiderbügel aus Ozeanplastik (BDE Hongkong) oder geschredderter Kaffee und recycelte Silikonabfallprodukte, die als Labels vor allem für Sportkleidung verwendet werden. So kommen Reste oder Zweite-Wahl-Produkte sofort wieder in den Kreislauf zurück.

Achtet man dabei noch darauf, dass die Materialien über zertifizierte Anbieter kommen, hat das Recycling nicht nur großen Einfluss auf die Ökobilanz der eigenen Firma, sondern eignet sich auch perfekt für das Marketing.

Vier deutsche Start-ups gaben bei der Jahrestagung 2021 Einblick in ihre Strategie und präsentierten aus dem jeweils individuellen Blickwinkel Ideen und Innovationsmöglichkeiten auch für die Textil- und Bekleidungsbranche.

Nicht nur die Textil- und Bekleidungsbranche hat große Aufgaben zu bewältigen, das Umdenken müsse in unser aller Köpfe beginnen – so der Tenor aller Teilnehmer.

Alle Präsentationen erhalten DTB-Mitglieder jederzeit auf Anfrage per Mail an info@dialog-dtb.de.