11.10.21 – SDG 9: Reboot your Concept
Wir können Wandel!
Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen – die deutsche Textil- und Modeindustrie arbeitet nach Kräften mit, die Ziele im SDG 9 gemeinsam zu erreichen.
Als Anfang September in der Alten Münze bei der Fashion Week Berlin im Rahmen der Neo.Fashion. die besten Absolventinnen und Absolventen von insgesamt 13 deutschen Modehochschulen ihre Abschlusskollektionen zeigen, ist klar, wohin die Reise beim Fashion-Nachwuchs in Deutschland geht.
„Nachhaltigkeit ist nicht einfach ein Thema, es die Grundlage unseres Handelns,“ so Modeschöpferin und Professorin Martina Glomb von der Hochschule Hannover. Ein aktueller Trend sei die sogenannte „Zero Waste“-Mode, also eine Herangehens- und Produktionsweise, bei der keine Reste entstehen. Für Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes textil+mode, Wasser auf die Mühlen der deutschen Textil- und Modeindustrie, die sich auf der Neo.Fashion. nicht nur nach den kreativsten Talenten umschaut. „Die Studierenden lernen an unseren Hochschulen die neusten Techniken, die wir brauchen, um neben Kreativität beim Design auch ganz neue Materialien und Produktionsverfahren bis hin zu geschlossenen Stoffkreisläufen einzusetzen.“
„Wir in der Textil- und Modeindustrie können Wandel, viele Unternehmen sind längst weiter als von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“, so Neumann bei der Eröffnung der Neo.Fashion., auf der die deutsche Textil- und Modeindustrie auch ein ganz neues digitales Format aus der Taufe hebt. Ab sofort sollen Veranstaltungen wie diese genutzt werden, um Studierende oder Jugendliche, die eine textile Ausbildung machen wollen, bei einem digitalen Speed-Dating zusammenzubringen.
Faden sucht Nadel
„Faden sucht Nadel“ heißt die textile Dating-Plattform und in der Tat sind bei der Premiere 13 Industrieunternehmen mit dabei, die den Studierenden für ein Kennenlern-Gespräch zur Verfügung stehen. 40 Dates beim ersten Mal in nur zwei Stunden, die Aktion ist ein Erfolg.
Mit der Neo.Fashion. hat sich in Berlin längst ein Format entwickelt, das Netzwerk und Markplatz ist. So waren beim letzten Empfang des Branchenverbandes anlässlich der Neo.Fashion. auch junge Textilunternehmerinnen und -unternehmer auf Einladung des Bundesverbandes der deutschen Industrie, BDI, zu Gast.
Industrialisierung in Afrika fördern
Zuversichtlich ist der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie, dass auch das Messegeschäft nach der langen Corona-Pause jetzt wieder anlaufen kann. Vom 3. bis 6. Dezember 2021 soll die African Sourcing and Fashion Week in Addis Abeba, Äthiopien, stattfinden. Bei der Veranstaltung handelt es sich um Afrikas größte Fachmesse für die Textil-, Bekleidungs- und Modebranche mit den Branchenschwerpunkten Textilien (Bekleidungs- und Heimtextilien, Technische Textilien), Textil- und Bekleidungsmaschinen und Textilreinigung. Auf einer Gemeinschaftsausstellung werden sich mittelständische deutsche Unternehmen aus der Textil- sowie der Schuh- und Lederwarenindustrie präsentierten.
Mit dem Branchenverband der deutschen Maschenindustrie hat Äthiopien einen engagierten Partner in Deutschland an seiner Seite. Gesamtmasche arbeitet trotz aller Probleme in dem ostafrikanischen Land an einer nachhaltigen Zusammenarbeit. Für ein Pilotprojekt haben sich bereits über 20 baumwollverarbeitende Textilbetriebe in Äthiopien gemeldet. Der Produktionsprozess soll über die verschiedenen Verarbeitungsstufen vom Feld bis zur Fertigware sichtbar gemacht werden. Bei der Initiative geht es nicht um Vorzeigebetriebe, sondern um einen offenen Umgang mit lokalen Strukturen. „So lassen sich Schwachstellen und Nachholbedarf bei internationalen Standards leichter entdecken und abstellen“, ist Silvia Jungbauer, Hauptgeschäftsführerin beim Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie überzeugt.
Innovationsturbo für das SDG 9
Während in Projekten wie in Ostafrika weiter an einer nachhaltigen Zusammenarbeit und an einem Ausbau einer widerstandsfähigen Infrastruktur gearbeitet wird, treibt der Gesamtverband textil+mode zusammen mit seinen Partnern die digitalen Innovationen in den Unternehmen der Mitgliedsverbände weiter voran.
Bereits im vierten Jahr begleitet das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Textil vernetzt mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien. Seit seinem Start im November 2017 hat Textil vernetzt 62 Praxis-Projekte mit 60 Mittelständlern umgesetzt und davon allein im vergangenen Jahr 14 Projekte erfolgreich abgeschlossen. „Kleine und mittlere Unternehmen der Textil- und Modeindustrie investieren immer mehr in Digitalisierung, was die hohe Nachfrage nach unserem Angebot zeigt“, so Anja Merker, Geschäftsführerin von Textil vernetzt. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Textil vernetzt unterstützt kleine und mittlere Unternehmen der Textilindustrie, des Textilmaschinenbaus und angrenzender Branchen beim Ausbau ihrer digitalen Fitness und der Implementierung KI-basierter Anwendungen.
Dabei hat die Corona-Pandemie einen Technologie-Turbo in Gang gesetzt. Unternehmen und Beschäftigte sind technisch deutlich besser ausgestattet als vor der Krise. Das ist das Fazit des Resilienz-Checks, einer GfK-Befragung im Auftrag von Microsoft Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber (BDA). Demnach sagen 48 % der Befragten, dass die Software-Ausstattung in ihrem Unternehmen ausgebaut wird. Aufgrund der Krise mussten 67 % der Organisationen neue Arbeitsweisen angewöhnen, was auch dazu führte, dass 53 % der Unternehmen insgesamt flexibler arbeiteten.
Für Jutta Wiedemann, Professorin für Gestaltung und Kollektionsentwicklung an der Hochschule Niederrhein und für Ingeborg Neumann, Präsidentin vom Gesamtverband textil+mode, war das Fazit beim Austausch auf der Neo.Fashion. in jedem Fall klar: „Neu denken, ist angesagt: Reboot your Concept. Nur so schaffen wir es alle gemeinsam, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in diesem Jahrzehnt umzusetzen. Die Textil- und Modeindustrie ist in jedem Fall dabei und zeigt einmal mehr: Wir können Wandel!“