18.09.20 – Türchen 18: Exklusivumfrage von textile network (TNW) – Startups – Teil 7

Green Textile Solutions (Bonn): Nachhaltige Berufstextilien aus Naturfasern für den med. Bereich

Gesamttendenz: vorangekommen. Nach einem Jahr Produktentwicklung ist jetzt die erste medizinische Berufsbekleidung aus Naturfasern auf dem Markt.

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© Dalia Hasan

 

Die Wirtschaft ist schwer angeschlagen. Noch kaschieren Kurzarbeit und staatliche Unterstützung die wahren Auswirkungen. Was bedeutet das für Startups? Immerhin 30 Prozent der Startup-Gründer plagen laut einer Befragung von Bitkom in jüngster Zeit Existenzängste. In Summe setzt jedoch die Mehrheit (63 Prozent) darauf, gestärkt aus der Krise herauszukommen.

textile network (TNW) wollte wissen, ob dieses Meinungsbild auf textile Startups übertragbar ist, von denen bekanntermaßen nicht wenige auf Industrie-4.0-Fortschritte und digitalen Handel ausgerichtet sind. In unserer neuen Serie kommen rund ein Dutzend Gründer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Wort.

Teil 6: Green Textile Solutions (Bonn)

Herstellung mit kurzer und transparenter Lieferkette in Indien, damit macht sich das Startup Green Textile Solutions für diese besonders umweltfreundlichen und gesunden Textilien für Pfleger, Krankenschwestern & Co. stark. textile network (TNW) sprach mit Gründerin Dalia Hasan (42), die von schweißtreibenden Polyesterfasern im medizinischen Bereich wenig hält.

textile network: Hat Ihnen Corona die Fahrt aus den Segeln genommen?

Dalia Hasan: Sie werden vielleicht erstaunt sein, wenn ich Ihnen versichere: Corona hat uns nicht geschadet – ganz im Gegenteil. Die Pandemie hat uns vielmehr näher an die für dieses Jahr geplanten Ziele gebracht, hat die Umsetzung von Konzepten beschleunigt. Wir sind mit unseren nachhaltigen Textilien mit Blick auf solche sozialen Träger wie Caritas, Johanniter und Diakonie im kirchlichen Onlineshop gelistet. Im Krankenhausbereich hat uns Covid-19 mit Einkäufern zusammengebracht, die jetzt mehr als vorher auf transparente, stabile und zuverlässige Lieferketten setzen. Sie wissen jetzt den Unterschied zu schätzen, wenn – wie das bei uns der Fall ist – der Lieferant direkt ohne Zwischenebenen mit der Produktion zusammenarbeiten kann.

  • Basis-Innovation: Für den medizinischen Bereich zertifizierte, ökologisch nachhaltige und „Made in India“ fair produzierte Berufstextilien aus Naturfasern ohne Genmanipulation. Dalia Hasan: „Wir sind der Meinung, dass Textilien gesund sein können und auch Menschen in den Produktionsländern helfen sollen.“
  • www.greentextilesolutions.com
  • Gründungsjahr: 2017
  • Mitarbeiter: 1, weitere feste Mitarbeiter für 2021 geplant

textile network: Krise als Chance – Hat die Pandemie neue Türen geöffnet?

Dalia Hasan: In der Tat. Ich stelle jetzt zu Corona-Zeiten fest, dass ich für meine Textilien aus Naturfasern, die bei Trägern im Gesundheitswesen bzw. in der Pflege einen höheren Schutz gegen Bakterien bieten und die Körpertemperatur regulieren, auf mehr offene Ohren stoße als das vorher der Fall war. Meine Lieferkette ist kurz, fair und nachhaltig. Vom Anbau bis zur Konfektion kommt alles aus einem Land.

  • Aktuell wissen Einkäufer in medizinischen Einrichtungen leider nicht, welche Berufstextilien sie für ihre Mitarbeiter und Patienten einkaufen. Diese Entscheidung fällt der Dienstleister/ Wäscherei. Und in der Regel sind es Textilien mit einem hohen Anteil an Polyester. Synthetische Fasern verbrauchen 60 Prozent mehr Energie in der Produktion im Vergleich zu Naturfasern. Täglich werden während des Waschprozesses Tonnen von Mikroplastik in die Umwelt ausgeschieden , weil die Kläranlagen das Mikroplastik nicht auffangen können.

textile network: Welches Vorhaben steht unbedingt für dieses Jahr noch auf Ihrem Aktionsplan?

Dalia Hasan: Obwohl sich durch Corona einige Aktivitäten von März eher in Richtung Herbst verschoben haben, will ich mit der Produktentwicklung aus „meinem“ Material neue Märkte erschließen – zum Beispiel mit nachhaltiger Bettwäsche. Ich will das Sortiment Stück für Stück u. a. mit Handtüchern usw. erweitern und damit neue Zielgruppen wie Hotels gewinnen. Auch soll die Kooperation mit der deutschen Außenhandelskammer in Österreich, die im Nachbarland meine Produkte explizit medizinischen Einrichtungen empfehlen, ausgebaut werden.