27.11.19 – 100 Jahre ein Erfolgsmodell — read English version

Otto Stadtlander, Bremen feiert großes Jubiläum

Der hundertste Firmengeburtstag ist Grund genug, die Geschichte des Unternehmens noch einmal Revue passieren zu lassen.

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Die Bremer Baumwollbörse dankt der Geschäftsleitung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Otto Stadtlander für die unschätzbare, kontinuierliche Unterstützung der Arbeit der Bremer Baumwollbörse. © Photo: Bremer Baumwollbörse

 
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Am 1. Oktober 1919 gründete der Kaufmann Otto Stadtlander in Bremen seine Exportfirma, die Konsumgüter unterschiedlicher Art nach Nordafrika und Südamerika lieferte. © Jörg Dambock

 
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Oktober 1919

Der verlorene 1. Weltkrieg war ein knappes Jahr vorüber. Nach der Kaiserzeit erhielt die 1918 gegründete Deutsche Republik gerade ihre demokratische Verfassung. Am 1. Oktober 1919 gründete der Kaufmann Otto Stadtlander in Bremen seine Exportfirma, die Konsumgüter unterschiedlicher Art nach Nordafrika und Südamerika lieferte.

Oktober 2019

100 Jahre später ist die Otto Stadtlander GmbH der größte noch verbliebene deutsche Baumwollhändler. Das Unternehmen verfügt über ein weltweites Netzwerk an treuen Kunden aus der Textilindustrie sowie verlässlichen Rohstofflieferanten. Dabei blickt es auf eine wechselvolle Geschichte zurück. So wandelten sich im Laufe der Zeit nicht nur Abnehmerländer und Kunden, sondern auch die gehandelten Produkte. Zuverlässigkeit, Flexibilität und Dynamik sowie gleichzeitig Offenheit für Innovation, Diversifizierung und Spezialisierung erwiesen sich als Stärken, mit denen sich das Rezept für eine erfolgreiche Firmengeschichte der Unternehmensgruppe Otto Stadtlander beschreiben lässt.

Die Gründerzeit

Zu Beginn der 1930er Jahre drehte sich das Geschäft von Otto Stadtlander zunächst um den Handel mit Kaffee unter der Handelsmarke Osta Kaffee. Erst mit dem Eintritt von Max C. Schneider aus Zürich im Jahr 1935 wurde der Grundstock für ein schnell wachsendes Baumwollgeschäft gelegt. Für dessen väterliche Firma Schneider & Co. wickelte Stadtlander Baumwollkontrakte mit deutschen Spinnereien ab.

In der Zeit des 2. Weltkrieges war das Baumwollgeschäft zum Erliegen gekommen. Schon unmittelbar danach wurde es wieder aufgenommen. Der Schwerpunkt lag zunächst auf dem Handel mit Baumwolle afrikanischen Ursprungs z. B. aus dem Sudan oder Ostafrika.

Die 60er und 70er Jahre

In den 60er Jahren bildete die erfolgreiche Abwicklung großer Regierungsgeschäfte mit ägyptischer Baumwolle den Kern des Geschäftes. In den 70er Jahren gewann der Handel mit Baumwolle aus dem zentralasiatischen Raum, vornehmlich aus der ehemaligen Sowjetunion, große Bedeutung.

Im Oktober 1984 bezog die Otto Stadtlander GmbH ihre Geschäftsräume im ehemaligen französischen Konsulatsgebäude in der Marcus­allee, auch heute noch Sitz des Unternehmens. Schon 1964 trat Rainer Hammer in das Unternehmen ein. 1987 übernahm der heutige Gesellschafter die Geschäftsführung. Mit Umsicht und Blick auf die Marktentwicklung lenkte er, finanziell gestärkt durch weitere Teilhalber und dank seiner engagierten Mitarbeiter, das Unternehmen mit großem Erfolg durch schwieriges Fahrwasser.

Manövrieren durch die Krise

Mit Beginn der 1990er Jahre stellte die schleichende Krise der gesamten Textilindustrie in Europa die Branche vor große Herausforderungen. Schließungen und die zunehmende Verlagerung der Textilproduktion in kostengünstigere Standorte sowie die steigende Konkurrenz der Chemiefasern beeinträchtigte das Baumwollgeschäft von Rohstoffhändlern und Verarbeitern.

Die Zahl der Spinnereien und Webereien ging im deutschsprachigen Raum rapide zurück. In diesem, sich strukturell verändernden Umfeld, konnte sich Otto Stadtlander durch kluge Unternehmensführung behaupten. Dazu trug zum einen neben dem Handel mit konventioneller Baumwolle, das Geschäft mit Lang- und Extra­langstapelpro­venienzen bei. Dies konnte mit der Übernahme der Exklusivvertretung für das Israel Cotton Board entscheidend ausgebaut werden.

Neue Märkte in Asien

Zum anderen erschloss sich das Unternehmen neue Märkte in Asien. Mit einem Standort in Shanghai haben die Geschäfte mit dem weltgrößten Baumwollproduzenten und -verarbeiter China eine besondere Bedeutung erhalten. International vernetzt ist das Unternehmen heute neben seiner Bremer Zentrale mit weiteren Kooperationsbüros in Sao Paulo und Riga vertreten. Mittelstapelbaumwolle wird vom afrikanischen Kontinent, aus Zentralasien, Nord- und Südamerika, Europa, sowie Indien, Pakistan und Türkei angeboten. Das Angebot an Lang- und Extralang-Qualitäten stammt aus Ägypten, Indien, Israel, Nordamerika, Südamerika und Europa. Auch das Angebot an zertifizierter Baumwolle wie Organic bzw. BCI oder nach Standards von Cotton made in Afrika gehört zum Programm.

Erweiterung der Geschäftsfelder

Obwohl das Herz, der Tradition verpflichtet, für Baumwolle schlägt, stieg das Unternehmen, ausgelöst durch viele Anfragen von Bestandskunden aus dem Baumwollgeschäft, schon vor Jahren in den Handel mit Chemiefasern ein. Die erfolgreich arbeitenden Tochterunternehmen Multifiber, Bremen, Cetex Rheinfaser, Ganderkesee, sowie Bunzl Raccolta, Biella, Norditalien, vertreiben serviceorientiert Produkte wie Viskose-, Polyester-Stapel- und Modacryl- oder Aramidfasern auf internationalen Märkten.

Nachwuchsförderung

Ein wichtiger Garant für den Erfolg des Unternehmens sind seine Mitarbeiter. Das Unternehmen bildet seit jeher aus und fördert Nachwuchskräfte. Die langjährigen und branchenerfahrenen Mitarbeiter verfügen über hohe Kompetenz und pflegen intensive Kundenkontakte. Der geschäftsführende Gesellschafter Rainer Hammer wird unterstützt durch die Geschäftsführer Henning Hammer und Stephanie Silber. Henning Hammer verantwortet das Asiengeschäft am Stützpunkt Shanghai, während Stephanie Silber die Finanzen kontrolliert. Beide repräsentieren die neue Generation engagierter Baumwollhändler, die die Otto Stadtlander GmbH in die Zukunft führt.