19.02.21 – Baumwollverarbeitungsprozesse — read English version

35. Internationale Baumwolltagung Bremen – The Hybrid Edition

Baumwollverarbeitungsprozesse: Die technische Weiterentwicklung sichert die Zukunft.

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Kardenband in Spinnerei © Jean-Paul Haessig

 
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Ringspinnmaschine © Bühler AG

 

In wenigen Wochen geht die Internationale Baumwolltagung Bremen weltweit an den Start. Die Bremer Baumwollbörse und das Faserinstitut Bremen als Organisatoren präsentieren dieses Mal eine zukunftsgerichtete Tagungsplattform im digitalen Format. Für Professionals aus Wissenschaft und Praxis ist sie von überall auf der Welt besuchbar. Neben den Themen wie Produktion, Nachhaltigkeit im Baumwollsektor, neue, spannende Produkte aus Baumwolle gelten die technischen Vorträge als das Herz der Bremer Tagung.

Der technische Fortschritt gewinnt an Dynamik

Die Verfahren der Baumwollverarbeitung werden immer produktiver und intelligenter. Dies verdeutlichen Vorträge aus der Textilforschung und dem Textilmaschinenbau zu Fertigungsprozessen. An beiden Konferenztagen findet jeweils eine Sitzung unter der Leitung von Stefan Schmidt statt. Schmidt ist langjähriger Referent für Wissenschaft und Technik beim Industrieverband Veredlung, Garne, Gewebe und technische Textilien (IVGT), Frankfurt.

Vorgestellt werden u. a.:

  • Aus rezyklierten Rohmaterialen werden neuartige Produkte

Stephan Baz ist Bereichsleiter für Stapelfasertechnologien im Bereich Forschung und Entwicklung des Deutschen Instituts für Textil- und Faserforschung (DITF), Denkendorf. „Wie verhält sich recyceltes Rohmaterial beim Verspinnen?“ Diese Frage diskutiert Baz in seinem Vortrag und bezieht hier u. a. Baumwolle, Polyester und technische Fasern aus Carbon mit ein. Basierend auf den jeweiligen Eigenschaften der Rohmaterialien werden Konzepte zur Umwandlung in neue Garne und neuartige Produkte für spezielle Anwendungen vorgestellt.

  • Verspinnen von Fasern zu Qualitätsgarnen mit hohem Kurzfaseranteil

„Spinning with a high short fiber content“ lautet das Thema eines informativen Vortrages von Harald Schwippl. Schwippl ist Leiter Technologie und Prozessanalytik bei der Maschinenfabrik Rieter AG, Winterthur, Schweiz. Er präsentiert die Ergebnisse einer technischen Studie für ein Rotor-Spinnverfahren zur Garnproduktion aus Baumwolle mit hohen Kurzfaseranteilen und/oder Beimischungen von kurzstapligen Kämmlingen. Das von Rieter vorgestellte Verfahren bietet im Vergleich mit konventionellen Prozessen Verbesserungen im Bereich Garnungleichmäßigkeiten und verringert die Produktionskosten.

  • Verbesserte Kardiertechnologie für mehr Qualität und Produktionsleistung

Ralf Müller ist Leiter Forschung und Entwicklung im Bereich Spinnereitechnologie bei der Maschinenfabrik Trützschler GmbH & Co. KG, Mönchengladbach. Im Kadierprozess werden die Baumwollfasern nach einem Vorreinigungsprozess ausgerichtet. In seinem Vortrag stellt Müller ein neues Verfahren zur Regulierung eines optimalen Kardierspaltes als Abstand zwischen der Trommel- und der Deckelgarnitur vor. Intelligente Sensortechnik sorgt dafür, dass sich der Kardierspalt innerhalb der Maschine automatisch einstellt und ihn konstant hält. Ein bisher in der Praxis nicht erreichter minimaler Kardierspalt schafft neue Potentiale zur Steigerung von Qualität und Produktivität von kardierter Baumwolle.

  • Baumwollverunreinigungen vor Verarbeitung minimieren

Oswald Baldischwieler, Product Manager Online-System bei der Uster Technologies AG, Uster, Schweiz, präsentiert Ergebnisse von Praxisstudien des Total Contamination Control-Systems (TTC) der letzten fünf Jahre aus 236 Spinnereien in neun maßgeblichen Textilproduktionsländern wie China, Indien, Bangladesch, Pakistan, Türkei oder Vietnam. Das TTC-System bietet eine permanente Online-Qualitätsüberwachung an allen relevanten Stationen innerhalb des Spinnereiprozesses. Schließlich kann jede kleinste Verunreinigung zu erheblichen Qualitätseinschränkungen führen. Uster geht davon aus, dass sich Verunreinigungen bei gelieferter Baumwolle nicht verringern, vielmehr in Zukunft eher zunehmen werden.

  • Weniger Haarigkeit bei feinfädigen hochwertigen Ringgarnen

Stuart Gordon ist ein führender Wissenschaftler bei der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) in der Abteilung für Landwirtschaft und Ernährung mit Sitz in Waurn Ponds, Victoria, Australien. Die Kontrolle der Haarigkeit von Ringgarnen gilt als wichtiger Forschungsschwerpunkt innerhalb der Ringspinnerei. Es besteht im Spinnereisektor ein großes Interesse, unerwünschte Haarigkeit von Garnen und damit eventuell verbundene Pillingeffekte durch neue Techniken bei geringen Investitionskosten zu reduzieren. Ein von Stuart Gordon vorgestelltes neues Aggregat macht dieses möglich.

Über die weiteren Inhalte der Baumwolltagung und des Rahmenprogramms in Kürze mehr. Weitere Tagungsnews und Programmdetails finden Sie auch hier.