08.05.20 – Kleinbäuerliche Betriebe in Afrika — read English version

Baumwollengagement der EU

Die Europäische Kommission arbeitet an nachhaltigen Bekleidungslieferketten mit dem Ziel einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Menschenrechte.

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Die Mitgliedschaft der Europäischen Union (EU) beim International Cotton Advisory Committee unterstreicht einerseits die Bedeutung von Baumwolle für die EU-Wirtschaft, anderseits auch für die Mitgliedstaaten, in denen Baumwolle angebaut, produziert, gehandelt und konsumiert wird. In diesem Zusammenhang ist es für die EU wichtig, einen genauen Blick auf die Entwicklung der Baumwollwertschöpfungskette zu werfen.

Wenn von Wertschöpfungsketten gesprochen wird, ist es notwendig, die verschiedenen Glieder der Kette einzeln zu betrachten – vom Kleinbauern bis zum Endverbraucher – und in diesem Kontext besonders die ökonomischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen kleinbäuerlicher Betriebe zu verstehen.

Die Beseitigung der Armut, aber auch Wirtschaftswachstum, nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum, menschenwürdige Arbeit und die Gleichstellung der Geschlechter sind im Sinne der SDGs Schlüsselaspekte für eine nachhaltige Entwicklung. Der Handel ist dabei für die EU ein bedeutender Treiber für wirtschaftliches Wachstum. Globale Lieferketten, in denen unterschiedliche Produktionsstufen in verschiedenen Ländern kooperieren, sind das beherrschende Merkmal des globalen Handels. Folglich sind politische Entscheidungen und daraus resultierende Maßnahmen so einzubetten, dass diese zu besseren Arbeitsbedingungen und der Reduzierung von Schwachstellen führen.

So arbeitet die Europäische Kommission gegenwärtig an nachhaltigen Bekleidungslieferketten mit dem Ziel einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Menschenrechte, insbesondere auch mit Blick auf die Geschlechterverteilung (75 Prozent des Personals in Bekleidungsfabriken sind Frauen). Dabei bezieht sie umweltbedingte Einflussfaktoren wie einen effizienten Ressourcenverbrauch, nachhaltige Produktionsverfahren und Konsumgewohnheiten mit ein.

Einige Initiativen der EU könnten der Baumwolllieferkette direkt zugutekommen. Dazu zählt DeSIRA – Development Smart Innovation through Research in Agriculture (Intelligente Innovation durch Forschung in der Landwirtschaft). Sie wurde 2017 gestartet und zielt auf eine Erhöhung der Resilienz der Agrar- und Ernährungssysteme sowie auf eine erhöhte Kohärenz und Effizienz von Forschung und landwirtschaftlicher Beratung bei Fragen der Klimaanpassung und des Klimaschutzes ab. Schwerpunkte könnten die Effizienz der Wassernutzung, Saatgut, die Verbesserung der Böden sowie die Nutzung von Daten und digitalen landwirtschaftlichen Dienstleistungen sein. Nach Ansicht der EU besteht die Notwendigkeit, das volle Potenzial der digitalen Agenda als Schlüsselkomponente im ländlichen Afrika freizusetzen.

Ein weiteres Beispiel ist die „Cotton By Products“-Initiative, die zu nachhaltiger Landwirtschaft und Produktdiversifikation und folglich zu Wachstum beiträgt. Außerdem stärkt sie die Umwelt und leistet einen Beitrag zu mehr Beschäftigung sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Die EU unterstützt weiterhin die „Cotton Roadmap“ der C4-Länder Benin, Burkina Faso, Mali und Tschad, die nachhaltige, inte­grative regionale Lieferketten entwickelt und fördert. Hier wird Baumwolle nicht nur als reiner Rohstoff behandelt, sondern vielmehr als primärer Sektor, so wie sie es verdient.

Bei einer erst kürzlich ins Leben gerufenen Initiative der European Cotton Alliance (ECA) steht die Steigerung der Bekanntheit und des Mehrwertes der in Europa produzierten Baumwolle im Mittelpunkt.

Die Landwirtschaft der Zukunft wird nach Meinung der EU in Entwicklungsländern mit Nachhaltigkeit und Diversifikation der Produktion Hand in Hand gehen. Landwirtschaftliche Methoden müssen weiterentwickelt sowie ihre Veränderungen begleitet werden. Die Verarbeitung von Baumwolle und ihrer Nebenprodukte bietet viele Möglichkeiten in Bezug auf Arbeitsplatzbeschaffung und Wachstum. Infrastruktur, Energieversorgung, politische Rahmenbedingungen und ein starker Fokus auf Bildung und die Organisation der bäuerlichen Betriebe müssen den Weg zu einer wettbewerbsfähigen Präsenz auf den Weltmärkten ebnen.

Auszug aus dem EU-Statement anlässlich der 78. Generalversammlung des ICAC, Brisbane, Dezember 2019