25.04.22 – Japan — read English version

Niedrigste Baumwollimporte seit dem 2. Weltkrieg

Durch die angespannte Wirtschaftslage in Japan ist die Situation für die dortige Textilindustrie weiterhin schwierig. Das gilt auch für Baumwollimporte.

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Entwicklung der japanischen Baumwollimporte 1985 bis 2020 © Bremer Baumwollbörse

 

Bereits 2019 brach die japanische Wirtschaft durch eine im Oktober 2019 eingeführte Erhöhung der Verbrauchssteuer sowie Naturkatastrophen wie schwere Niederschläge und Erdbeben ein. 2020 verschlechterte die Ausbreitung von Covid-19 und die damit verbundenen Beschränkungen die wirtschaftliche Situation weiter.

Angesichts dieser allgemeinen Wirtschaftslage ist das Umfeld für die japanische Textilindustrie mit einer sinkenden Inlandsnachfrage nach Textilien weiterhin sehr schwierig. Der gleichzeitig anhaltende Anstieg von Baumwollgarnimporten zusammen mit einer stagnierenden Inlandsnachfrage nach Baumwollerzeugnissen erschwert die Marktlage für die Spinnereiindustrie. In der Konsequenz zwang die fortgesetzte Nachfrageschwäche die Spinnereibranche, ihre Kapazitäten zu reduzieren.

Im Jahr 2020 ging die Produktion von Baumwollgarn in Japan um 32 % auf 21.300 t zurück. Die inländische Spinnkapazität aller Arten belief sich 2020 auf 781.000 Spindeln, 7 % weniger als im Vorjahr.

Zudem verlagerten Japans Spinnereien ihre Spinnkapazitäten weiterhin in Joint-Venture-Textilfabriken im Ausland. Derzeit werden schätzungsweise insgesamt 719.000 Spindeln in Joint-Venture-Betrieben unterhalten, darunter 405.000 Spindeln in Indonesien, 74.000 Spindeln in Thailand und 121.000 Spindeln in Brasilien.

Stagnierende Nachfrage und Covid-19 bremsen Importe

2020/21 beliefen sich die Baumwollimporte Japans auf 31.570 t und lagen damit 34 % unter den 47.790 t der Saison 2019/20. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf die stagnierende Nachfrage und die Probleme durch die Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Damit erreichen die Importe 2020/21 den niedrigsten Stand der Baumwollimporte seit dem Zweiten Weltkrieg. Die relativ starke japanische Importnachfrage vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie erlitt einen Rückschlag.

Zu den wichtigsten Baumwolllieferanten zählten die Vereinigten Staaten, gefolgt von Griechenland, Australien und Brasilien. Die Einfuhren von US-Baumwolle, die hauptsächlich für das Spinnen von Garn mittlerer Stärke verwendet wird, gingen um 39 % auf 16.300 t zurück. Dennoch entfielen 52 % der Gesamteinfuhren auf die USA, die damit der größte Lieferant bleiben. Die australischen Baumwollimporte sanken auf 3.700 t, was einem Rückgang von 45 % gegenüber der letzten Saison entspricht. Auch die griechischen Importe für die Produktion von mittelgroben/groben Garnen verzeichneten eine Verringerung um 4 % auf 5.400 t, während brasilianische Baumwolle für mittelgrobe Garne um 45 % weniger nachgefragt wurde und bei 2.800 t lag.

Im Gegensatz dazu konnte sich der Import türkischer Baumwolle, die auch Biobaumwolle umfasst, um 125 % auf 1.500 t steigern.

Auf die Vereinigten Staaten, Aus­tralien, Griechenland und Brasilien entfielen in den letzten Jahren mehr als 90 % der Gesamteinfuhren Japans. Für 2020/21 entfielen auf diese vier wichtigsten Länder 89 % der Einfuhren.

Erwartung: Mehr Nachfrage nach Naturfaser Baumwolle

Während die Covid-19-Pandemie zu einem Rückgang der Baumwoll­importe geführt hat, wächst die Erwartung, dass die Nachfrage nach Baumwolle als Naturfaser angekurbelt wird. Als Ursache dafür gelten die intensivierten Nachhaltigkeitsbestrebungen im Rahmen der UN-Ziele und eine stärkere Freizeitorientierung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der japanische Textilsektor in den folgenden Jahrzehnten zusammen mit vielen anderen Industriezweigen schnell, erlebte aber später einen Niedergang. In der Blütezeit machte der japanische Spinnereisektor 6 % des Weltverbrauchs aus, heute sind es weniger als ein halbes Prozent dieses Wertes.

Der Verbrauch der japanischen Spinnereien hat sich in den letzten Jahren bei etwa 54.430 t eingependelt. In der Saison 2020/21 sank der Verbrauch auf 31.600 t, was vor allem auf eine stagnierende Nachfrage und die Störungen durch die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist.

Quelle: The Japan Cotton Traders’ Association: The Japan Cotton Statistics + Related Data 2021

Bremer Baumwollbörse – Bremen Cotton Report Nr. 11/12 2022