19.09.24 – Technologiespektrum erweitert

STFI installiert Nassvliesanlage

Mit der Einweihung des Technikums am 17. September 2024 steht die Nassvliesanlage im Zentrum für Textile Nachhaltigkeit des STFI ab sofort interessierten Kunden und Projektpartnern zur Verfügung.

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Die neue Nassvliesanlage im Zentrum für Textile Nachhaltigkeit. © STFI/Dirk Hanus

 
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Liana Lein, wissenschaftliche Mitarbeiterin am STFI und zuständig für die Themen Nassvliesstoffe sowie Textile Filter, sieht den wesentlichen Vorteil der Nassvliestechnologie im Bereich Recycling, denn „dank dieser Technologie können kurze Fasern sowie Faserstäube zu neuen Flächen verarbeitet werden.“ © STFI/Dirk Hanus

 

Das Sächsische Textilforschungsinstitut e.V. (STFI) widmet sich seit über 30 Jahren einer Vielzahl von Anwendungsfeldern in der Textilbranche. Mit dem Bau des Zentrums für Textile Nachhaltigkeit und der Installation einer Nassvliesanlage hat das STFI seine Kompetenzen in den Bereichen Vliesstoffentwicklung und Textilrecycling maßgeblich erweitert. Mit der Nassvliestechnologie vervollständigt das STFI sein Technologieportfolio und deckt nunmehr alle am Markt verfügbaren Vliesbildungs- und Vliesverfestigungstechnologien ab.

Chancen und Herausforderungen der Nassvliestechnologie

Nassvliesstoffe zeichnen sich durch eine isotrope Faserausrichtung in der Ebene aus, was ihnen einzigartige Materialeigenschaften verleiht. Sie bieten eine hohe Absorptionsfähigkeit, insbesondere wenn sie mit Spezialviskosefasern kombiniert werden. Darüber hinaus besitzen sie das Potenzial für neuartige Materialeigenschaften. Anwendungsfelder von Nassvliesstoffen sind entsprechend vielfältig, u. a. Hygieneartikel, Verpackungen, Filtermedien, Verstärkungsstrukturen, Batteriekomponenten und Technische Textilien im weitestgehenden Sinne.

Aktuelle F&E-Themen bei Nassvliesstoffen fokussieren sich auf Nachhaltigkeit durch den Einsatz biobasierter Fasern und Recycling sowie auf die Reduktion chemischer Bindemittel. Es werden Materialien mit verbesserten Barriere- und Filtereigenschaften entwickelt, ideal für medizinische Anwendungen und Schutzkleidung. Optimierungen der Herstellungsprozesse, die Integration von Funktionalitäten wie Flammschutz und antimikrobiellen Eigenschaften sowie die Verbesserung der Hautfreundlichkeit sind ebenso zentrale Themen. Schließlich gibt es Anstrengungen, das Gewicht von Nassvliesstoffen zu reduzieren, ohne dabei die Festigkeit zu beeinträchtigen. Dies ist besonders für Anwendungen in der Automobil- und Luftfahrtindustrie von Bedeutung, wo leichte, aber dennoch robuste Materialien gefragt sind.

Damit punkten Nassvliesstoffe

Die Produktion von Nassvlieserzeugnissen ähnelt der Papierherstellung, da sowohl papiermaschinenähnliche als auch identische Maschinengruppen von der Stoffaufbereitung bis zur Aufrollung verwendet werden. Nassvliesstoffe zeichnen sich durch ihre hohe Flächengleichmäßigkeit, besondere Gewichts- und Dickengenauigkeit sowie definierte Porengrößen und eine breite Palette an Flächengewichten von etwa 5 bis 400 g/m² aus. Standardkurzfasern (1 – 25 mm) ermöglichen aufgrund der Strömungen und Verdünnungen bei der Faserablage eine besonders gleichmäßige Festigkeit in Längs- und Querrichtung. Auch die Herstellung von ein-, zwei- und dreilagigen Produkten ist möglich. Das Nassvliesverfahren erlaubt Produktionsgeschwindigkeiten von bis zu 500 m/min (z. B. Teebeutelproduktion). Fast alle Fasertypen und Materialien in verschiedenen Längen, Dicken oder Aufbereitungszuständen sowie Materialmischungen und Recyclingfasern können zu Nassvliesstoffen verarbeitet werden. Entscheidend für das Produkt sind u. a. das Dispergierverhalten der Fasern und die Faserlänge, der Formationswinkel sowie die Wassereigenschaften.