16.01.23 – Lieferkette – digitales Beschwerdesystem — read English version
Atlat ermöglicht digitale Verbindung zu Arbeitern weltweit
Das Münchner Start-up Atlat und Deuter arbeiten zusammen, um die Rechte von Arbeitern in der tieferen Lieferkette in Vietnam zu stärken.
In vielen Lieferketten werden die Menschenrechte der Beschäftigten nicht beachtet. Die Pandemie hat für viele Beschäftigte im Textilsektor die ökonomische Situation verschärft. In Vietnam beispielsweise hat die Lohnungleichheit im Zuge der Corona-Lockdowns stark zugenommen. Bereits vor der Covid-Pandemie, haben Fabrikarbeiter in Vietnam, trotz Erhöhungen der Mindestlöhne, oft mehr als 50 Überstunden pro Monat geleistet, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Vietnam rangiert im Hinblick auf Überstundenverstöße weit über dem globalen Durchschnitt.
Die Idee von Beschwerdemechanismen ist, Arbeiter in globalen Lieferketten zu ermöglichen, ihre Rechte mithilfe von Beschwerden wahrnehmen zu können. Ein Beschwerdemechanismus kann jedoch nur wirksam sein, wenn dieser Arbeitern bekannt und leicht zugänglich gemacht wird. Deswegen hat Atlat eine digitale Lösung für einen Beschwerdekanal gebaut, der aus der Perspektive der Arbeiter gedacht ist.
Eine Software für den Social Impact
Mit Atlat können Beschwerden über einen automatisierten Chat von Arbeitern anonym eingereicht und auf der dazugehörigen Beschwerdeplattform von Mitarbeitern der beziehenden Unternehmen nachverfolgt werden. Mit Hilfe automatisierter Übersetzungen wird die Sprachbarriere erheblich gesenkt.
Geschäftsführer Josua Ovari macht deutlich: „Die gegenwärtige Lage der Weltwirtschaft zeigt die Relevanz von globalen Lieferketten. Wir bei Atlat vereinen unsere Leidenschaft zur digitalen Softwareentwicklung mit Social Impact. Einerseits soll unser Softwaresystem Gerechtigkeit für Arbeiter sicherstellen. Andererseits fordert das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz funktionierende Beschwerdemechanismen von Unternehmen, und auch für das kommende europäische Lieferkettengesetz scheinen sich die politischen Entscheidungsträger über die Bedeutung von Beschwerdemöglichkeiten einig zu sein. Außerdem wollen wir Unternehmen wie Deuter dabei helfen, die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten auch in der tieferen Lieferkette zu steuern, und über gesetzliche Anforderungen hinaus Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben zu verbessern. Wir sind stolz auf die Kooperation mit Deuter, die seit dem ersten Austausch stark vom gemeinsamen Werteverständnis geprägt ist.“
Kommunikation auch mit indirekten Lieferanten
Die deuter Sport GmbH bringt bereits langjährige Erfahrungen in der verantwortungsvollen Beschaffung mit und wurde 2021 zum 10. Mal mit dem FairWear Leader-Status und mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 ausgezeichnet. Aber gerade in Zeiten von Covid-Lockdowns hat sich gezeigt, dass Fabrikbesuche nicht immer uneingeschränkt möglich sind. Das digitale Beschwerdesystem von Atlat stellt die Kommunikation mit der Fabrikbelegschaft sicher – und das nicht nur bei direkten, sondern auch bei indirekten Zulieferbetrieben.
Marco Hühn, Head of Quality Management, Corporate Social Responsibility, und Repair Service bei der Deuter Sport GmbH, sagt zur Zusammenarbeit mit Atlas: „Da Deuter bereits gute Ergebnisse im Monitoring von Arbeitnehmer*innenrechten bei seinen direkten Produktionspartnern vorweisen kann, ist es nun unser Ziel auch indirekte Lieferanten noch besser zu prüfen, um unserer Verantwortung als Mitspieler in den globalen Lieferketten gerecht zu werden. Durch ein effizientes Eingeben von Beschwerden können wir entsprechend schnell reagieren, um Korrektivmaßnahmen einzuleiten. Mit atlat kann das durchaus gelingen und wir sind gespannt, wie die ersten Pilotprojekte laufen.“
Video zur Zusammenarbeit von Deuter und Atlat in Vietnam: