04.10.22 – Wirtschaft
Ein Drittel der Unternehmen müssen um ihre Existenz fürchten
In einer gesamtwirtschaftlich dramatischen Lage hat die Bundesregierung ein 200 Mrd.-Euro Paket gegen die Destabilisierung der Volkswirtschaft angekündigt.
Die Herbstprognose der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hat bestätigt, was viele Unternehmen schon seit Wochen schmerzhaft zu spüren bekommen. Die Rezession kommt wie ein Erdrutsch daher: mit einer Rekordinflation im September von 10 %, Rekordpreisen für Rohstoffe, explosionsartigen Preiserhöhungen für Energie, gebrochenen Lieferketten. All das geht an die Substanz des industriellen Kerns des Landes. Nach einer Mittelstandsumfrage des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) stellt sich für ein Drittel der Unternehmen schon jetzt die Existenzfrage.
Dabei steht das Schlimmste noch bevor, wie die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute in ihrem Herbstgutachten voraussagen. Demnach wir die Wirtschaft drei Quartale hintereinander schrumpfen. In diesem Sommer, Herbst und Winter. Zwar wird das Gesamtjahr 2022 wegen eines besseren ersten Halbjahres noch mit einem geringen Plus von 1,4 % Wirtschaftswachstum abschließen; für 2023 sagen die Experten aber einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 % voraus.
Laut BDI-Mittelstandsumfrage bereiten rund 20 % der Unternehmen Produktionsverlagerungen in Ausland vor. Ein Aderlass, der für die Transformation der Industrie in Deutschland dramatische Folgen hat. Wichtiges Know-how und Innovationen deutscher Mittelständler und Hidden Champions wandern ins Ausland ab. Geld für Investitionen in die Energiewende fehlt. So gaben laut BDI 42 % der Unternehmen an, Investitionen in die ökologische Transformation aufgrund der Krisenlage zurückstellen zu müssen. Dieser Wert liegt um acht Prozentpunkte höher als bei der Vorgängerumfrage aus dem Februar 2022.
Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Textil- und Modeindustrie:
„Wir hoffen, dass die Ankündigung der Bundesregierung für viele mittelständische Unternehmen nicht zu spät kommt. Der wirtschaftliche Abwehrschirm gegen die Folgen des russischen Angriffskrieges enthält zahlreiche Vorschläge, die auch wir zusammen mit anderen mittelständischen Branchen seit Wochen gemacht haben. Deshalb begrüßen wir auch die Streichung der Gasumlage, es bleibt aber ein Wettlauf gegen die Zeit, um einen Insolvenz-Tsunami zu verhindern. Jetzt kommt es darauf an, wie Strom- und Gaspreisbremse ausgestaltet und umgesetzt werden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit! Alle Kraftwerke, die Strom produzieren können, müssen ans Netz, das bedeutet auch alle drei noch im Betrieb befindlichen AKW. Auch die Ankündigung, die Unternehmen nicht mit zusätzlichen bürokratischen Lasten zu beschweren, werden wir in der Umsetzung intensiv begleiten. Zahlreiche Regierungspläne gehen nämlich genau in die entgegengesetzte Richtung mit enormen Schäden für die Unternehmen, die ihre ganze Kraft benötigen, um sich gegen den gesamtwirtschaftlichen Abwärtstrend zu stemmen.“